Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024 Drei Hessen gewinnen wichtigsten deutschen Forschungspreis
Wie können Pflanzen mehr CO2 binden? Wie funktioniert das Gehirn? Und wie lassen sich chemische Reaktionen steuern? Drei Hessen bekommen für ihre Forschung zu diesen Fragen den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024. Er gilt als eine Art deutscher Nobelpreis.
Sie dürfen sich ein wenig wie Nobelpreisträger fühlen: Die insgesamt zehn Forschenden, die mit den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisen 2024 ausgezeichnet werden. Sie bekommen jeweils 2,5 Millionen Euro, wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am Donnerstag in Bonn mitteilte. Dieses Geld können die Preisträger bis zu sieben Jahre lang für ihre Forschungsarbeit verwenden.
Drei der Preisträger kommen aus Hessen:
Weniger CO2 in der Luft dank künstlicher Fotosynthese
Tobias Erb, Professor für synthetische Mikrobiologie an der Universität Marburg, beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie Pflanzen durch bestimmte Enzyme noch mehr Kohlenstoffdioxid binden, also aus der Luft holen können. Es sei ein "Thema von größter gesellschaftlicher Relevanz", wie es in der Würdigung heißt. Erbs Forschung wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2022 mit dem mit einer Million Euro dotierten Future Insight Prize des Chemiekonzerns Merck.
Erb studierte unter anderem in den USA. Im Jahr 2014 wurde er Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, das er seit 2017 als geschäftsführender Direktor leitet. Zudem ist er seit 2018 Professor an der Universität Marburg.
Der Schaltplan des Gehirns
Moritz Helmstaedter erforscht vor allem die Funktionsweise des Gehirns. Der Professor für Neurowissenschaften am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt habe mit seiner Arbeit Fragen nach den prinzipiellen Unterschieden zwischen dem Gehirn des Menschen und dem Gehirn anderer Säugetierspezies beantworten können, teilte die DFG mit.
Mit einem "systematischen und zugleich hochauflösenden Zugang zu den dicht gepackten neuronalen Netzwerken im Gehirn", habe Helmstaedter die "Konnektomik" begründet. Dabei versuchen die Wissenschaftler, eine Art Schaltplan des Gehirns zu erstellen, und zwar aus der Rekonstruktion von Tausenden von Neuronen und deren synaptischer Verschaltung.
Helmstaedter forscht seit 2014 in Frankfurt und wurde zuvor unter anderem schon mit der Otto-Hahn-Medaille geehrt.
Die Entdeckung einer unbekannten Triebkraft
Peter Schreiner, Professor für Organische Molekülchemie an der Universität Gießen, beschäftigt sich intensiv mit einem Bereich, in dem sich organische, physikalische und theoretische Chemie überschneiden. Er habe die "Tunnelkontrolle" entdeckt, eine bis dahin unbekannte Triebkraft. Mit ihr lassen sich chemische Reaktionen in eine Richtung lenken, also besser steuern. Das habe eine "weitreichende Bedeutung etwa bei der Synthese neuer Materialien", erläutert die DFG.
Schreiner wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem der höchsten US-amerikanischen Preise für organische Chemie, dem Arthur C. Cope Scholar Award 2021. In Gießen ist er seit dem Jahr 2002 Professor für Organische Chemie.
Die Landesregierung gratuliert
Glückwunsche für die drei Gewinner gab es auch von der Landesregierung. "Die hohe Anzahl von drei Leibniz-Preisen für Hessen zeigt erneut, wie leistungsstark die Spitzenforschung in unserem Land ist", erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) am Donnerstag. Damit trage auch die Hessische Hochschulstrategie Früchte: "Wir unterstützen und ermutigen die Hochschulen darin, ihre Profile zu schärfen und konsequent ihre Schwerpunkte zu stärken", so Dorn.
Auch im Jahr 2021 hatten sich drei Forscherinnen und Forscher aus Hessen über die Auszeichnung freuen dürfen.
Sendung: hr4, die hessenschau für Mittelhessen, 07.12.2023, 15.30 Uhr
Redaktion: Sonja Fouraté