Protestaktion Letzte Generation pflanzt Bäume auf Rollbahn von Airport Kassel

Erneuter Protest gegen die millionenteure Subventionierung des Flughafens in Calden: Klimaaktivisten sind auf das Flughafengelände eingedrungen und haben symbolisch Bäume gepflanzt.

Zwei Aktivistinnen der Letzten Generation pflanzen mit Schaufel und Erde einen kleinen Baum auf den Rollweg am Airport Kassel.
Bäume statt Flieger: Die Letzte Generation auf dem Kassel Airport. Bild © Letzte Generation
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Ein Schild mit der Aufschrift "Renaturierung Kassel-Calden", daneben eine Gießkanne und ein großes Loch im Zaun: Klimaschützer der Letzten Generation sind am Mittwochmittag in den Sicherheitsbereich des Flughafens in Calden (Kassel) eingedrungen.

Wie ein Polizeisprecher dem hr mitteilte, waren insgesamt sieben Aktivistinnen und Aktivisten auf den Rollweg gelangt. Zuvor hatten sie einen Zaun aufgeschnitten und beschädigt.

Bäume statt Flieger

Im Anschluss hatten sie mit Schaufel und Erde vier kleine Bäume in Töpfen auf die Rollbahn gepflanzt. Man wolle den Flughafen sinnbildlich renaturieren, heißt es in einer Pressemitteilung der Letzten Generation.

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Die Aktivisten wurden festgenommen. Gegen sie wird wegen des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelt.

Rollbahn muss geprüft werden

Für Passagier- und Frachtmaschinen war die Rollbahn zunächst einmal gesperrt. Wie der Polizeisprecher sagte, muss die Flugsicherheitsbehörde die Rollbahn prüfen und wieder freigeben. Zunächst habe die Feuerwehr die verschmutzte Fläche gereinigt.

Zunächst war unklar, ob und wann in Calden wieder Flugzeuge starten und landen können. Eine Sprecherin hatte dem hr am Nachmittag bestätigt, dass die Reinigungsarbeiten bereits abgeschlossen seien. Damit kann nach und ab Calden wieder geflogen werden.

Kurz vor der Aktion war ein Flieger in Richtung Antalya gestartet. Der nächste soll am Donnerstagmittag Richtung Palma abheben. Im Oktober fliegen ab Calden noch fast täglich Passagierflugzeuge, im Winter wird es nur einige wenige Sonderflüge geben.

Airport will "rechtlich gegen Störer vorgehen"

Kassel Airport-Geschäftsführer Lars Ernst hatte die Aktion der Letzten Generation am Mittwoch verurteilt und angekündigt, "rechtlich gegen die Störer vorzugehen".

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens, Finanzstaatssekretär Uwe Becker (CDU) äußerte sich kritisch. Wer die Schließung eines Flughafens erzwinge, sei kein friedlicher Aktivist, sondern ein Straftäter. Wer das Klima retten wolle, so Becker, dürfe "das gesellschaftliche Klima nicht vergiften".

Protest gegen Subventionen für Airport Kassel

Die Umweltaktivisten demonstrierten bereits in den vergangenen Wochen mit mehreren Aktionen gegen die Subventionierung des Betriebs des nordhessischen Regionalflughafens.

Blick auf die Bäume auf der Rollbahn in Calden (Kassel). Im Hintergrund stehen Polizeiautos.
Blick auf die Bäume auf der Rollbahn des Flughafens in Calden (Kassel). Bild © Julia Maria Klös (hr)

Vorige Woche tauschte sich Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) mit Mitgliedern der Letzten Generation in ihrem Camp in der Goetheanlage aus. Dort sprach sich Schoeller gegen eine Subventionierung aus. Danach schlug er vor, städtische Anteile am Flughafen an das Land Hessen zu verkaufen.

Sicherheitskonzepte an Hessens Flughäfen ausreichend?

Der Kassel Airport ist der zweite Flughafen in Hessen, der von Klimaprotesten betroffen ist. Im Juli klebten sich Aktivisten der Letzten Generation auf dem Flughafen Frankfurt auf Rollwegen fest - mit Folgen für den Flugverkehr. Rund 270 Flüge mussten gestrichen werden.

Hier hatte es Kritik am Sicherheitskonzept des Flughafens gegeben, weil Aktivisten sich mit einfachen Kneifzangen Zutritt verschafft hatten.

Mutmaßlich haben auch in Calden handelsübliche Kneifzangen ausgereicht, um in den Sicherheitsbereich zu gelangen. Wie genau der Flughafen in Calden geschützt wird, wollte die Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht sagen.

Die Meldeketten hätten funktioniert, erklärte die Sprecherin, so dass man "polizeiliche Maßnahmen unverzüglich einleiten und unbefugte Personen umgehend lokalisiert werden konnten".

Redaktion: Stefanie Küster

Sendung: hr3,

Quelle: hessenschau.de