Nach neuer Zählung Limburg tötet Tauben doch nicht – zumindest vorerst
Die Limburger Tauben sind vorerst gerettet. Nach einer neuen Zählung leben inzwischen zu wenige Tauben in der Stadt, um die geplante Tötung zu rechtfertigen. Nun hängt es davon ab, ob sich ein Teil der Tiere erfolgreich einfängen lässt, um auf einen Gnadenhof gebracht zu werden.
Eigentlich wollte die Stadt Limburg ihre Taubenpopulation durch gezielten Genickbruch reduzieren. Nach viel Protest, Morddrohungen und schließlich sogar einem Bürgerentscheid ist das umstrittene Taubentöten jetzt vom Tisch.
Der Grund: Eine neue Zählung hat ergeben, dass in Limburg nicht so viele Tauben leben wie bisher angenommen: Laut Stadt handelt es sich um eine maximale Population von 470 Tauben - rund 230 weniger als noch im Januar vergangenen Jahres.
Zudem hat mittlerweile eine Tierschutzorganisation angekündigt, 200 Tiere auf einem Gnadenhof unterzubringen. Sie sollen laut Stadt demnächst eingefangen werden. Dafür werde nun eine Ausschreibung gestartet, hieß es in einer Mitteilung des Magistrats am Dienstagabend.
Obergrenze liegt bei 300
Wenn die 200 Tauben eingefangen sind, verbleibt in Limburg eine Population von unter 300 Stadttauben. Das ist offenbar zu wenig, um die Tötungsmaßnahme zu rechtfertigen. Die Obergrenze von 300 hatte die Stadt selbst angegeben. Sollten es weniger sein, dürften die Tiere am Leben bleiben, hieß es.
Hochgerechnet war die Stadt im Januar 2023 von etwa 700 bis 1.000 Tauben im Stadtgebiet ausgegangen. Auf Wunsch des Veterinäramts beim Landkreis wurden die Tauben im September dann erneut gezählt.
Veterinäramt sieht geplantes Einfangen von Tauben kritisch
Die Pläne zum Einfangen und zur Umsiedlung der Tauben wird beim Veterinäramt kritisch gesehen. Ohne genügend begleitende Maßnahmen werde es "immer zu erheblichen Verlusten von Jungtieren und Nestlingen kommen", sagte ein Sprecher.
Sollte das Einfangen der Tauben misslingen, soll laut dem Limburger Magistrat eine weitere Ausschreibung folgen, um die Tauben doch töten zu lassen - und damit einen entsprechenden Beschluss der Stadtverordneten umzusetzen.
Tierschützer: Todesurteil weiterer Tauben steht vermutlich fest
Tierschützer vom "Stadttaubenprojekt Limburg" kritisierten, selbst wenn das Wegfangen umgesetzt würde, "so würde sich der Taubenbestand von dieser Maßnahme schnell erholen, sodass das Todesurteil weiterer Tauben in der Zukunft damit vermutlich feststünde". Das Töten der Tiere sei rechtswidrig, betonten die Tierschützer erneut.
Sie bemängelten auch, dass weder Methode noch Ergebnisse des Zählens objektiv nachprüfbar seien. Dass weniger Tauben gezählt wurden, sei wenig überraschend, da der zuständige Falkner zum Beispiel bereits für Unternehmen Tauben töte.
Umstrittener Tötungsbeschluss
Die Diskussion um das Taubentöten dauert bereits mehr als ein Jahr an. Im November 2023 hatten die Limburger Stadtverordneten beschlossen, die Taubenpopulation durch gezielte Tötung zu verringern. Der Falkner sollte die Tiere in einen sogenannten Fangschlag locken und ihnen händisch das Genick brechen.
Die Maßnahme wurde mit der Verschmutzung durch Taubenkot und damit verbundenen Schäden an Gebäuden begründet. Der Magistrat hatte hingegen vorgeschlagen, auf betreute Taubenhäuser und Eieraustausch zu setzen.
Auf den Tötungsbeschluss folgte ein Proteststurm, der Tierschützer aus ganz Deutschland und darüber hinaus auf den Plan rief. In Limburg selbst sprach sich in einem Bürgerentscheid im Juni eine knappe Mehrheit für das Taubentöten aus.