Katholische Kirche Limburger Altbischof Franz Kamphaus ist tot
Der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus ist gestorben. Er stand 25 Jahre an der Spitze des Bistums - und stellte sich gegen Papst Johannes Paul II.
Kamphaus starb am frühen Montagmorgen im Alter von 92 Jahren, wie das Bistum Limburg bestätigte. Er hatte 25 Jahre - von 1982 bis 2007 - an der Spitze des Bistums gestanden. Seitdem lebte Kamphaus im Sankt Vincenzstift, einer kirchlichen Einrichtung, mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammen.
Bischof und Domkapitel luden die Gläubigen für Montagnachmittag zu einem gemeinsamen Gebet für Kamphaus im Limburger Dom ein, wo die Georgsglocke für den Verstorbenen läuten soll.
Ärger mit dem Papst
1982 wurde Franz Kamphaus von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Limburg ernannt. Er stellte sein Amt unter den Wahlspruch "Den Armen das Evangelium verkünden" und setzte sich für solidarische Formen des Zusammenlebens ein. Das bischöfliche Palais überließ Kamphaus einer Flüchtlingsfamilie, zog selbst ins Priesterseminar und verzichtete aufs Bischofsgehalt.
Sein Wirken fand bundesweit starke Beachtung. Für großes Aufsehen sorgte sein Widerstand gegen Rom Ende der 1990er Jahre. Als einziger deutscher Bischof hielt er an der Schwangeren-Konfliktberatung im geltenden gesetzlichen Rahmen fest, obwohl Papst Johannes Paul II. den Ausstieg angeordnet hatte. Im März 2002 beendete Johannes Paul II. den Alleingang des Limburger Bischofs, beließ ihn aber im Amt.
Auf Kamphaus folgte Franz-Peter Tebartz-van Elst als Limburger Bischof, der 2014 nach dem Skandal um seinen 31-Millionen-Euro-Bau von Papst Franziskus abgesetzt wurde. Seit 2016 ist Georg Bätzing im Amt.
Wirbel in Wiesbaden
Kamphaus war über viele Jahre Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er war federführend bei der Erarbeitung eines viel beachteten gemeinsamen Worts der Bischöfe mit dem Titel "Gerechter Friede".
In Wiesbaden sorgte Kamphaus 2006 für Wirbel, als er den dortigen Stadtdekan Ernst-Ewald Roth wegen Ungehorsams tadelte und von allen seelsorgerischen Aufgaben suspendierte.
Hintergrund war, dass die SPD Roth als Kandidaten für das Amt des Wiesbadener Oberbürgermeisters aufgestellt hatte. Katholischen Priestern ist es aber laut Kirchenrecht verboten, öffentliche Ämter anzunehmen.
Auch als Altbischof weiter gefragt
Nach seinem Abschied vom Limburger Bischofsamt wechselte Kamphaus in das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen. Dort beging er 2022 auch seinen 90. Geburtstag - in Corona-Zeiten in "ganz kleinem Kreis".
Als Altbischof wurde Kamphaus auch mit Nachfragen zum Thema sexueller Missbrauch konfrontiert. Kamphaus bekannte in einer im November 2019 veröffentlichten Erklärung, dass er im Missbrauchsfall um den ehemaligen Priester Wolfdieter W. entschiedener hätte durchgreifen müssen und "schwere Schuld" auf sich geladen habe.
Ehrenbürger der Stadt Limburg
Kamphaus, der im westfälischen Lüdinghausen geboren wurde, veröffentlichte mehrere Bücher zum christlichen Glauben, darunter die Titel "Mach's wie Gott, werde Mensch", "Wenn der Glaube konkret wird" und zuletzt "Der Unbekannte aus Nazaret".
Die Stadt Frankfurt zeichnete den Bischof mit ihrem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung aus, die Stadt Limburg machte ihn zu ihrem Ehrenbürger.
Ministerpräsident: "Hessen verliert bedeutende geistliche Persönlichkeit"
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) reagierte betroffen auf Kamphaus' Tod. "Franz Kamphaus war eine prägende Gestalt der katholischen Kirche und ein einfühlsamer Seelsorger, der sich Zeit seines Lebens für die Schwachen und Benachteiligten eingesetzt hat", sagte Rhein laut Mitteilung in Wiesbaden.
Mit seinem Tod verliere Hessen eine bedeutende geistliche Persönlichkeit, die über Jahrzehnte hinweg mit ihrer Integrität, ihrem Engagement und ihrer tiefen Menschlichkeit das Leben vieler Menschen berührt habe. "Sein Lebenswerk bleibt ein Vorbild für eine christliche Lebensweise, die sich uneigennützig in den Dienst der Gemeinschaft stellt", sagte Rhein.
Auch die Grünen im Landtag hoben Kamphaus' soziales Engagement hervor. "Kamphaus hörte niemals auf, die Stimme der Bedürftigen zu erheben und auch die Gesellschaft auf ihre Verantwortung hinzuweisen", sagte Fraktionschef Mathias Wagner. Mit seinen klaren Worten und seiner unerschütterlichen Überzeugung habe Kamphaus versucht, "die Welt ein Stück gerechter zu gestalten".