Stadtverordnete mehrheitlich dafür Limburg will Tauben mit Genickbruch töten

Ein Fachmann soll in Limburg künftig Tauben töten, indem er ihnen das Genick bricht. Für die umstrittene Methode haben jetzt die Stadtverordneten gestimmt. Allerdings muss noch geprüft werden, ob das überhaupt rechtlich zulässig ist.

Eine Taube fliegt von einem Dach in den Himmel.
Faszinierend - und für viele doch "Ratten der Lüfte": Stadttauben. Bild © picture-alliance/dpa
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Limburg will Tauben mit Genickbruch töten

Tauben auf Vorsprung
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Nach einer Zählung Anfang des Jahres geht die Stadt Limburg davon aus, dass 700 bis 1.000 Tauben im Stadtgebiet leben. Zu viele, wie der Umweltausschuss der Stadt befand und deshalb die Tötung der Vögel vorschlug. Die Stadtverordneten sind dieser Empfehlung nun gefolgt: Am Montagabend stimmten sie mehrheitlich für die Tauben-Tötung, nur die Grünen votierten dagegen.

Die Taubentötung soll erst einmal auf zwei Jahre begrenzt sein, bis die Population soweit verringert ist, dass man mit schonenderen Methoden wie der "Geburtenkontrolle" in Taubenhäusern weiterarbeiten könnte.

Die Idee: Tauben sollen mit Futter in eine Art Taubenhaus gelockt werden. Dieser sogenannte Fangschlag fungiert als Falle: Die Tauben können zwar rein-, aber nicht wieder rausfliegen. Im Fangschlag sollen sie dann händisch von einer Person mit behördlicher Genehmigung per Genickbruch getötet werden. Auf diese radikale Art soll die Taubenzahl in besonders bevölkerten Stadtbereichen in recht kurzer Zeit reduziert werden.

Tötung rechtlich umstritten

Bevor ein Fachmann aktiv werden kann, muss die Stadt allerdings erst prüfen, ob die Tötung der Vögel überhaupt rechtlich zulässig ist. Das soll für sie das Veterinäramt des Kreises Limburg-Weilburg einordnen, wie ein Sprecher der Stadt dem hr sagte. Limburg wäre die erste Kommune in Hessen, die so radikal gegen Tauben vorgehen würde.

Den Umweltausschuss bei seiner Entscheidungsfindung beraten hat der Falkner und Jäger Berthold Geis aus Villmar (Limburg-Weilburg). Schon vor über zehn Jahren hatte er sich mit mehreren Gerichtsentscheiden die behördliche Genehmigung erkämpft, Tauben fangen und töten zu dürfen. Die Hürden dafür sind allerdings hoch.

So hatte das hessische Umweltministerium schon im Vorfeld auf Anfrage betont: "Nach Auffassung der Rechtsprechung stellt die Tötung von Stadttauben die allerletzte Möglichkeit nach gründlicher Prüfung tierschutzgerechterer Alternativen dar." Man gehe davon aus, erklärte das Ministerium weiter, dass die Stadt "das Vorliegen eines vernünftigen Grundes bei ihrer Entscheidung intensiv prüft". Tauben seien "grundsätzlich keine Schädlinge", von einem erhöhten Risiko der Übertragung von Krankheitserregern durch die Tiere auf den Menschen sei nicht auszugehen.

Auch eine Kostenfrage

Anders als der Limburger Umweltausschuss hält das Ministerium betreute Taubenhäuser für eine "effektive Maßnahme", um den Taubenbestand in Städten langfristig zu reduzieren. In solchen Vogelschlägen werden die Tiere versorgt und gegebenenfalls auch gesundgepflegt. Gleichzeitig werden ihre Eier dort mit Attrappen aus Gips oder Kunststoff getauscht: Die Taube brütet, es schlüpft aber kein Nachwuchs.

Erreicht würden damit allerdings nur brütende Tauben, wandte der Umweltausschuss ein. Dieser hatte das Töten im Fangschlag auch deshalb empfohlen, weil so Kosten gespart würden: 20.000 Euro soll die Fangschlag-Methode kosten, die betreuten Taubenhäuser wären mit 90.000 Euro mehr als viermal so teuer.

Protest von Tierschützern

Finanzielle Gründe seien kein Argument für Tierleid, kritisierte der Deutsche Tierschutzbund die Pläne der Stadt. Er hält sie nicht nur für ethisch verwerflich, sondern auch für tierschutzwidrig. "Wir sind entsetzt, dass die Stadtverordnetenversammlung trotz des immensen Protests und mit dem Wissen, dass es mildere, tierschutzkonformere und nachhaltigere Möglichkeiten des Stadttaubenmanagements gibt, die Tötung beschlossen hat. Wir werden das so nicht hinnehmen", sagte Ute Heberer, Vorsitzende des Landestierschutzverbands Hessen.

Auf das "letzte Mittel" eines Fangschlags zurückzugreifen, sei in Limburg nicht nötig. Tierschutzvereine und ehrenamtliche Helfer hätten der Stadt bereits angeboten, ein Taubenhaus zu betreuen.

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Protest formierte sich am Montagabend parallel zu der Stadtverordnetenversammlung vor der Stadthalle. 50 bis 80 Demonstrierende hielten nach Angaben des Stadtsprechers Transparente hoch. Anschließend seien die Stadtverordneten außerhalb des Gebäudes teils mit Ausrufen wie "Mörderbande" beschimpft worden.

Wenn das Veterinäramt des Kreises keine Bedenken hat, will die Stadt den Auftrag für das Tauben-Töten ausschreiben. Wann es losgehen könnte, ist also noch völlig offen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 14.11.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Antje Buchholz, Alexander Gottschalk, Rebekka Dieckmann

Ihre Kommentare Tauben töten statt Geburtenkontrolle: Was halten Sie von den Limburger Plänen?

153 Kommentare

  • ...und wieder einmal setzt sich der Mensch die Krone auf!

    SOLANGE DER MENSCH DENKT DAS TIERE NICHT FÜHLEN,
    MÜSSEN TIERE FÜHLEN,DASS DER MENSCH NICHT DENKT

    Alle Täubchen sind Nachkommen von ehemals entflogenen Brief- oder Zuchttauben.

  • Geburtenkontrolle halte ich für wesentlich sinnvoller. Es ist nicht hinzunehmen Tauben zu töten nur weil der Mensch zu lange wartet die Vermehrung zu verhindern. Es sollte doch möglich sein das Nisten von Tauben erfolgreich zu reduzieren.

  • Ich kann es nicht fassen! In anderen Städten gelingt es mit anderen Mitteln, die Vermehrung der Tauben zu reduzieren. Das hätte in Limburg schon lange auch getan werden. Friedliche Mitgeschöpfe, die als Paar ein Leben lang zusammen bleiben, so brutal zu töten, ist in meinen Augen eine Straftat.

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