Nach Besetzung durch Aktivisten Max-Planck-Gesellschaft will doch nicht auf Dondorf-Gelände bauen
Zwei Mal war die historische Dondorf-Druckerei in Frankfurt im vergangenen Jahr von Aktivisten besetzt und von der Polizei geräumt worden. Eigentlich wollte die Max-Planck-Gesellschaft dort ein neues Institut bauen. Jetzt zieht sie sich von den Plänen zurück.
Die Max-Planck-Gesellschaft will ihr neues Institut für empirische Ästhetik doch nicht auf dem Gelände der historischen Dondorf-Druckerei im Frankfurter Stadtteil Bockenheim bauen. Stattdessen soll ein neuer Standort für das Institut gefunden werden, teilte die Gesellschaft am Mittwoch mit.
Man habe das zuständige hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, sowie die Stadt Frankfurt und die Goethe-Universität Frankfurt über die Entscheidung informiert.
Das leerstehende Gebäude war Ende 2023 von Aktivisten besetzt und später von der Polizei geräumt worden.
"Kein realisierbares Szenario"
Im vergangenen Sommer hatten das Max-Planck-Institut und das Frankfurter Stadtplanungsamt Gespräche darüber aufgenommen, wie das historische Druckereigebäude erhalten werden könnte. Dies lasse sich aber weder planerisch noch finanziell umsetzen.
Man habe "trotz des Bemühens aller Beteiligten kein für die Max-Planck-Gesellschaft realisierbares Szenario" entwickeln können, teilte die Max-Planck-Gesellschaft am Mittwoch mit.
"Aggressiv vorgetragene Kritik an Abriss"
Einzige Möglichkeit sei, das Gebäude abzureißen und lediglich die Fassade wieder aufzubauen. Diese Lösung halte man für "nicht mehr sinnvoll", nachdem es teils "aggressiv geäußerte Kritik" von verschiedenen Interessengruppen daran gegeben habe, heißt es in der Mitteilung.
Als weiteren Grund für den Rückzug nannte die Gesellschaft Verzögerungen in der Planung und "immense Mehrkosten", die man nicht übernehmen könne.
Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, das auf dem Dondorf-Gelände eigentlich unterkommen sollte, sei nicht nur ein Ort der Wissenschaft, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen und Austausch mit der Stadtgesellschaft.
"Dafür ist ein gutes Verhältnis zu den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern sowie den verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen unerlässlich", sagte Direktorin Melanie Wald-Fuhrmann.
Stadt bedauert Entscheidung zum Rückzug
Die Stadt Frankfurt bedauerte in einer Mitteilung von Mittwochnachmittag die Entscheidung der Max-Planck-Gesellschaft, sich zurückzuziehen. Sie kündigte an, das Institut bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen.
Über die Zukunft des Druckereigebäudes will die Stadt "zeitnah" mit dem Land und der Goethe-Universität sprechen. "Basis der Überlegungen ist dabei der Erhalt des Gebäudes", hieß es in der Mitteilung.
Mehrfach besetzt und geräumt
Das frühere Druckereigebäude der jüdischen Familie Dondorf gehört heute dem Land Hessen und wird seit den 1970er-Jahren von der Goethe-Universität Frankfurt genutzt.
Seine Zukunft hatte in der Vergangenheit immer wieder für Zündstoff gesorgt. Aktivisten hatten die historische Druckerei im vergangenen Jahr zwei Mal besetzt, um deren Abriss zu verhindern und gegen mutmaßliche Gentrifizierung in Frankfurt zu protestieren.
Zeitweise harrten die Besetzerinnen und Besetzer auf dem Dach des Gebäudes aus. Mitte Dezember hatte die Polizei das Gebäude erneut geräumt und acht Aktivisten festgenommen.
Aktivisten sprechen von "Etappenerfolg"
Den Rückzug der Max-Planck-Gesellschaft begrüßten die Aktivisten am Mittwoch: "Wir freuen uns sehr", sagte Jule Liebig, Sprecherin der Initiative "Die Druckerei" dem hr. Es sei ein großer Erfolg für den Aktivismus.
Liebig sprach von einem "Etappenerfolg". Die Aktivisten wollten nun in Dialog mit dem Land, der Stadt Frankfurt und der Goethe-Universität treten.
Studierende fordern Verhandlungen
Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Frankfurter Goethe-Universität reagierte positiv auf den Rückzug der Max-Planck-Gesellschaft und verlangte Konsequenzen für die weitere Nutzung:
"Wir fordern von Universität und Land, mit dem Kollektiv 'Druckerei für Alle' in konkrete Verhandlungen zur gemeinwohlorientierten, nichtkommerziellen Nutzung der Liegenschaft zu treten", sagte AStA-Vertreterin Emma Scholz.
Sendung: hr4, 10.01.2024, 14.30 Uhr.
Ende der weiteren Informationen