Nach Messerangriff in Aschaffenburg Familie nimmt in Frankfurt Abschied von getötetem Zweijährigen

Die Familie des kleinen Yannis hat in Frankfurt Abschied von dem Jungen genommen, der bei der Messerattacke in Aschaffenburg getötet wurde. Mehr als 1.000 Menschen kamen dafür in eine Moschee ins Gallusviertel.

Trauernde strömen nach dem Totengebet für den zweijährigen Yannis aus der Moschee im Gallus.
Trauernde strömen nach dem Totengebet für Yannis aus der Moschee in Frankfurt. Bild © Jutta Nieswand (hr)

Der Sarg des Zweijährigen wird am Samstagnachmittag in die Moschee im Frankfurter Gallusviertel getragen. Hierher haben seine Mutter, seine Familie und ihre Gemeinde eingeladen, um für Yannis zu beten - den Jungen, der am Mittwoch beim dem Messerangriff in Aschaffenburg getötet wurde.

Yannis' Familie lebt in Aschaffenburg. Doch weil die Moschee, die sie dort besuchen, zu klein ist, haben sie entschieden, das Totengebet für den Jungen in Frankfurt auszurichten - damit mehr Menschen bei seinem Abschied dabei sein können. "Schenke den Herzen seiner Eltern Ruhe und Erleichterung" steht auf einer Einladung.

Marokkanische Gemeinde im Gallus

Insgesamt 1.000 Menschen haben in dem Frankfurter Gotteshaus Platz, ebenso viele sind nach Angaben der Polizei der Einladung zur Trauerfeier gefolgt. Auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) kam mit einem Blumenkranz zur Moschee.

Videobeitrag

Nach Messerangriff: Trauerfeier für zweijährigen Yannis

Eingang der Moschee
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

"Die Leute waren still", sagte Ahmed Araychi, Vorsitzender der Tarik-Ben-Ziyad-Gemeinde, nach der Trauerfeier dem hr. Die richtigen Worte zu finden, sei angesichts des Leids kaum möglich. "Wir schöpfen viel Kraft aus unserem Glauben. Dass wir weitermachen können."

In der Gemeinde im Gallus sind viele marokkanischstämmige Gläubige aktiv. Auch Yannis und seine Familie haben marokkanische Wurzeln. Wie Araychi sagte, soll der Leichnam des Jungen nach Marokko überführt werden, um in dem Dorf beerdigt zu werden, in dem seine Großeltern leben. Die marokkanischen Behörden hätten bereits angekündigt, die Kosten dafür zu übernehmen.

Tödlicher Angriff auf Kindergartengruppe

Am Mittwochnachmittag hatte ein Mann in einem Park in Aschaffenburg eine Kindergartengruppe mit einem Messer angegriffen. Dort kamen auch am Samstag wieder zahlreiche Menschen zusammen. Die Anteilnahme sei nach wie vor groß, sagte ein Polizeisprecher. Blumen wurden niedergelegt, Kerzen aufgestellt. 

Die zentrale Trauerfeier ist für diesen Sonntag geplant. Dort wird unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet.

Blumen, Kerzen und Plüschbären im Park nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg
Gedenkstätte im Aschaffenburger Park Schöntal, wo der Anschlag stattgefunden hat. Bild © picture-alliance/dpa

Bei der Attacke wurden insgesamt fünf Menschen verletzt: Ein 72 Jahre alter Mann, eine 59 Jahre alte Erzieherin, ein zweijähriges Mädchen, ein 41 Jahre alter Mann - und der zweijährige Yannis. Bei ihm und dem 41-Jährigen waren die Verletzungen so schwer, dass sie starben. Der 41-Jährige hatte laut Zeugen versucht, die Kindergartengruppe zu beschützen, ehe er selbst Opfer des Angreifers wurde.

Etwa zeitgleich zu dem Totengebet in Frankfurt demonstrierten am Samstag in Aschaffenburg rund 3.000 Menschen gegen den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft und die politische Instrumentalisierung der Tat.

Tat löste Migrationsdebatte aus

Der mutmaßliche Angreifer, ein 28 Jahre alter Afghane, wurde in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Ihm wird zweifacher Mord, zweifacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Der Mann war nach derzeitigen Erkenntnissen bereits wegen psychischer Probleme aufgefallen und auch polizeibekannt. Gegen ihn liefen mehrere Ermittlungsverfahren. 2024 war er bereits zweimal in der Psychiatrie.

Weil der 28 Jahre alte Afghane ausreisepflichtig war, hat sein Fall in der Politik erneut für eine hitzige Migrationsdebatte gesorgt.

Redaktion: Malena Menke

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: mit Informationen von Jutta Nieswand, hessenschau.de, dpa/lhe