Besuch nach Stammzellenspende Minister aus Kanada trifft Lebensretter in Bad Hersfeld
Der 23 Jahre alte Student Jonathan Kehl hat einem Minister der kanadischen Regierung mit einer Stammzellenspende das Leben gerettet. Jetzt trafen sich beide in Kehls Heimat Bad Hersfeld - und hatten viel Spaß miteinander.
Die Lebensfreude ist dem ehemals totkranken Mann anzumerken. Der 55-Jährige scheint beim Spaziergang durch Bad Hersfeld für jeden Spaß zu haben zu sein und die nach einer Krebserkrankung wiedergewonnene Gesundheit zu genießen.
Deshalb ist es auch er, der kanadische Minister Dominic LeBlanc, der seinen Lebensretter, den 23 Jahre alten Bad Hersfelder Studenten Jonathan Kehl, spontan zu einem Erinnerungsfoto auf einer Schaukel animiert.
LeBlanc, in Kanada zuständig für zwischenstaatliche Angelegenheiten, Infrastruktur und Handel, besuchte am Mittwoch erstmals Bad Hersfeld, um Kehl in seiner Heimatstadt zu treffen. Denn zwischen ihnen hat sich eine enge Freundschaft und tiefe Verbundenheit entwickelt.
"Wir werden für immer verbunden sein"
"Er ist mein genetischer Zwilling. Wir werden für immer verbunden sein. Ich bin ihm zu großem Dank verbunden. Er hat mir dank seiner Güte und Tat das Leben gerettet", erklärte LeBlanc und scherzte dann: "Ich bin der einzige Minister in Kanada, in dem nun zu 100 Prozent deutsches Blut fließt." Das hat eine Vorgeschichte.
LeBlanc erkrankte an einer aggressiven Form von Blutkrebs. Um ihn heilen zu können, musste ein passender Stammzellenspender gefunden werden. In einer Spender-Datei wurden die Ärzte fündig. Sie entdeckten das Profil von Jonathan Kehl. Der hatte sich vor Jahren noch als Schüler in Bad Hersfeld mit einer Speichelprobe registriert.
Weil für Stammzellengaben viele Parameter übereinstimmen müssen, läuft die Suche nach Spendern längst international. Das war LeBlancs Glück. Er sagt: Die Ärzte in Kanada schwärmten von der Arbeit der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und ihrer weltweit größten Datei.
Und die Deutschen seien, was ihre Spendenbereitschaft betrifft, sehr vorbildlich. "Jede Woche wird irgendwo auf der Welt dadurch das Leben von Menschen gerettet. Das ist fantastisch. Es ist eine wunderschöne Geschichte über Wissenschaft und Menschlichkeit", befand LeBlanc.
Unvergesslicher Trip in Kanada
Dank der Spende geht es LeBlanc wieder gut: "Ist bin glücklich, es ist alles in Ordnung, und ich bin gesund. Alle sechs Monate werde ich in einer Klinik durchgecheckt." Kehl ist froh darüber. Nachdem sich die beiden nach der Stammzellenspende und LeBlancs Genesung kennengelernt haben, ist eine Freundschaft entstanden.
Aus Dankbarkeit wurde Jonathan im vorigen Herbst zu einem einwöchigen Aufenthalt nach Kanada eingeladen. Für den Bad Hersfelder ein unvergesslicher Trip. Nun folgte LeBlancs Stippvisite in Bad Hersfeld, damit er Jonathans Familie kennenlernt.
Bei dem Kurzaufenthalt lernte LeBlanc am Mittwoch auch einiges über Bad Hersfeld, die Stadt des renommierten Freilicht-Theaterfestivals. Und dass der Erfinder des Wörterbuchs (Konrad Duden) und des Computers (Konrad Zuse) in Osthessen wirkten und Bezüge zu Bad Hersfeld haben. Da staunte LeBlanc.
"Ich dachte, nur mein Blut und mein Immunsystem stammen aus Bad Hersfeld", sagte LeBlanc. Sein Humor und seine Bodenständigkeit sind es auch, die Jonathan so begeistern. "Es ist verrückt, was einem alles passieren und wohin einen das Leben führen kann."
Kehl ist froh, dass er sich bei der DKMS registrierte und eine Stammzellenspende gab. "Es ist eine sehr einfache Möglichkeit, Leben zu retten. Und man hat nichts zu verlieren: Selbst wenn man sich registriert hat, kann man später auch noch nein sagen - aus welchen Gründen auch immer."
Sendung: hr4, 25.05.2023, 15.30 Uhr
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