Gleichstellungsausschuss fordert Oben ohne im Freibad: Wiesbaden will sich freischwimmen

In Wiesbadener Freibädern und Hallenbädern sollen sich bald alle Badegäste mit freiem Oberkörper aufhalten dürfen. Mehrere Parteien im Stadtparlament plädieren für eine Gleichstellung der Geschlechter. Der Seniorenbeirat der Stadt ist skeptisch.

Kein Bikini mehr im Schwimmbad: Das möchte der Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Sicherheit in Wiesbaden.
Kein Bikini mehr im Schwimmbad: Das möchte der Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Sicherheit in Wiesbaden. Bild © dpa
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Schwimmen mit freiem Oberkörper soll in Schwimm- und Freibädern unabhängig vom Geschlecht gestattet sein - also auch für Frauen und Diverse. Dafür setzt sich die Wiesbadener Volt-Partei ein.

Der Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Sicherheit der Stadt hatte diese Forderung am Dienstag ohne große Diskussionen durchgewunken.  

Das Bündnis aus Grünen, SPD, Linken und Volt im Wiesbadener Rathaus ist für eine Gleichstellung im Freibad. Eine finale Entscheidung dazu fällt allerdings erst im Juli. Dann wird in der Stadtverordnetenversammlung über eine Anpassung der Haus- und Badeordnung abgestimmt. Zuvor war eine Abstimmung für den 17. Mai angekündigt.  

Die Brust "nicht nur als sexuelles Objekt"

Janina Vinha von der Wiesbadener Volt-Partei plädierte für ein Umdenken in Hessen. Die weibliche Brust solle einfach als Gegebenheit und "nicht nur als sexuelles Objekt" verstanden werden.   

Auch das Wiesbadener Jugendparlament ist dieser Meinung. Die Vorsitzende Marie Kristionat fragt sich: "Warum sollen die männliche und die weibliche Brust überhaupt anders behandelt werden?" Beides seien schließlich sekundäre Geschlechtsmerkmale und damit auf derselben Stufe.  

Seniorenbeirat zeigt sich skeptisch 

Der städtische Bäderbetreiber Mattiaqua zeigte sich offen für die Idee. Die Verantwortlichen haben ihre Hausordnung für die Wiesbadener Bäder und Thermen bereits überarbeitet, sie ist aber noch nicht in Kraft getreten. Die Überarbeitung sieht vor, dass alle Besucher sich oben ohne in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen.  

Kritische Stimmen gibt es aber auch. So ist der Wiesbadener Seniorenbeirat skeptisch. Angelika Dortmann erklärt das mit "Gewohnheit in unserem Kulturkreis". Die Senioren seien mit Traditionen und Normen aufgewachsen, die oben ohne im Schwimmbad als befremdlich erscheinen lassen. 

Der städtische Ausländerbeirat sieht indes gar keinen Bedarf für eine Anpassung der bestehenden Badeordnung.   

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Oben ohne bereits in Göttingen, Köln, Berlin  

Die Stadt Göttingen hatte vor einem Jahr eingeführt, dass Frauen und non-binäre Menschen das gleiche Recht auf den oberkörperfreien Aufenthalt in Bädern haben wie Männer. 

Dieses Recht läuft problemlos. Andere Städte wie Kiel, Köln, Hannover und Berlin haben ebenfalls nachgezogen.  

Hanau duldet, Darmstadt entscheidet individuell  

Während Wiesbaden vorprescht, halten sich andere hessische Städte "bedeckter". In Hanau etwa wird das oberkörperfreie Baden "auf Kulanz-Basis und ohne Rechtsanspruch" geduldet, wie die FAZ berichtet.   

In Darmstadt verweisen die Bäder auf das Aufrechterhalten der "guten Sitten", "Ordnung" und "Sicherheit". Das Personal entscheidet dort individuell, ob die Bekleidung der Badegäste diesen Punkten entspricht.

Die Badeordnung in Fulda besagt, die Kleidung müsse aus hygienischen Gründen angemessen sein. Demnach müsste ein Bikini-Unterteil reichen. 

Marburg erlaubt, Frankfurt ohne politisches Eingreifen

In Marburg ist ab dieser Saison das Tragen von Oberteilen im Freibad nicht mehr vorgeschrieben. Im Hallenbad soll diese Möglichkeit einmal in der Woche bestehen, vorgesehen ist der Dienstag. Die Stadt plant, am Ende der Saison ein Resümee zu ziehen und mögliche Anpassungen, insbesondere nach den Rückmeldungen der Besucher, vorzunehmen.

In Gießen hingegen stellt das Oben-Ohne-Schwimmen in den städtischen Bädern bisher kein nennenswertes Thema dar, wie die Stadt dem hr mitteilte. Oben-Ohne-Schwimmen sei nicht explizit verboten. Dennoch scheint es kaum Anfragen von Besucherinnen zu geben, die von dieser Option Gebrauch machen möchten.

Die Frankfurter Bäderbetriebe geben an, dass bisher kein politisches Eingreifen erforderlich gewesen sei. Das Thema werde seit Jahren unkompliziert und mit großer Kulanz in den verschiedenen Bädern behandelt.

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Sendung: hr-iNFO, 3.5.2023, 9.20 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Simun Sustic, Andrea Bonhagen

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45 Kommentare

  • Das ist unlogisch.
    Die Gleichberechtigung kann doch nicht heißen, Männer dürfen oben ohne und deshalb müssen Frauen auch oben ohne dürfen. Es geht doch nicht um oben oder unten. Das wäre nur logisch, wenn Männer und Frauen and den gleichen Stellen Sexual Organe hätten.
    Der Sinn der Badekleidung ist vor allem, die Sexual Organe zu bedecken.
    Wenn Frauen diese nun unbedeckt zeigen dürfen sollen, müssen Männer das auch dürfen - also unten ohne.
    Das nennt man dann FKK.

  • oben ohne JA, wer will.
    burkini, NEIN

  • Warum nicht oben ohne?
    Jede(r) weiß wie ein Brust aussieht/aussehen kann. Was ist da dran, dass man's verbergen muss?
    Ist sicher eine reine Gewohnheisssache. Früher war ja schon das Zeigen eines Damenknöchels frivol usw. Auch über Badekleidung von anno tobak ließe sich lange schwadronieren.
    Da nichts dagegen spricht als die Gewohnheit, sollte man den Frauen doch gewähren was man selbst in Anspruch nimmt. Mit so einem Latz da vorne, möchte ich auch nicht rumlaufen oder schwimmen.

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