Zum Tode von Altbischof Franz Kamphaus Immer nah am Menschen - immer ohne Prunk und Brimborium

Er gehörte zu den Führungsfiguren der katholischen Kirche, die weit über die Grenzen der Institution hinaus Anerkennung und Aufmerksamkeit fanden: Franz Kamphaus, der langjährige Bischof von Limburg, ist tot. Ein Nachruf.

Franz Kamphaus wurde im Februar 2007 bei einem Gottesdienst in Limburg aus seinem Bischofsamt verabschiedet.
Franz Kamphaus wurde im Februar 2007 bei einem Gottesdienst in Limburg aus seinem Bischofsamt verabschiedet. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Franz Kamphaus war anders als die meisten Bischöfe seiner Zeit. Klerikalismus war dem Bauernsohn aus dem Münsterland fremd. Er verzichtete auf kostbare Insignien und Prunk im Amt, spendete den Großteil seines Bischofsgehalts.

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Die bäuerliche Herkunft prägte den Doktor der Theologie, Professor der Predigtlehre in Münster und ab 1982 Bischof von Limburg. Sie sorgte dafür, dass er mit den einfachen Menschen auf Augenhöhe blieb. Sein Bischofskreuz war nicht aus Gold, sondern aus einem Balken des elterlichen Bauernhofs. "Als ich den sah, dachte ich: Das ist das Holz, aus dem Du geschnitzt bist", erzählte er einmal in seiner unnachahmlich bescheidenen Art.

Auch als Bischof von Limburg steuerte Franz Kamphaus seinen Golf selbst zu Terminen und lebte in einer Drei-Zimmer-Wohnung statt im Bischofspalais. Es blieb seinem Nachfolger Tebartz-van Elst vorbehalten, der ihn 2007 als Bischof ablöste, viele Millionen in ein prunkvolles Bischofspalais zu versenken und Limburg zum Skandalbistum zu machen.

Der Unterschied beider Amtsauffassungen hätte nicht krasser sein können. Franz Kamphaus formulierte es selbst einmal so: "Alles Brimborium, die feierlichen Dinge – darin sehe ich wenig Zukunft für die Kirche." Die Zukunft der Kirche sah Kamphaus im Gegenteil darin, "dass wir einfach sind und dass uns gerade dieses einfache Leben dichter zu den Menschen führt".

Sein Bischofsamt hatte Franz Kamphaus 1982 unter das Motto gestellt: "Den Armen das Evangelium verkünden." Dafür wagte er auch Konflikte. Als der Papst 1999 den Ausstieg aller Deutschen Bistümer aus der Schwangerenkonfliktberatung verfügte, verweigerte sich allein Franz Kamphaus.

Franz Kamphaus
Franz Kamphaus Bild © picture alliance / epd-bild

Auch wenn er sich später beugen musste, er blieb selbstbewusst. "Ich weiß, dass ich nicht ein Ableger des Papstes bin", erklärte Kamphaus, so sehr er sich auch mit dem Papst verbunden wisse. Aber: "Mein Amt verdanke ich nicht dem Papst, sondern dem Heiligen Geist. Das sagt mir der Glaube."

Franz Kamphaus lebte seit seiner Emeritierung als Bischof im Jahre 2007 zurückgezogen am Rande seines Bistums Limburg. Im Vinzenzstift Aulhausen in Rüdesheim, einer Einrichtung für Behinderte, wirkte er als Seelsorger, schrieb weiterhin für den Herderverlag erfolgreiche Bücher mit theologisch-spirituellen Texten, noch mit über 90 Jahren.

Doch auch als Altbischof erreichten Kamphaus die Ausläufer des Missbrauchsskandals der Kirche. Er hatte einen Missbrauchstäter im Bistum eingesetzt und später in ein anders Bistum versetzt. "Opfern wäre Missbrauch erspart geblieben", erklärte er damals, "hier habe ich schwere Schuld auf mich geladen."

Radio- und Fernsehinterviews gab er seit Jahren nicht mehr. Die augenblickliche Kirchenkrise hat er nicht kommentiert. Aber Entschiedenheit von Christen war ihm schon immer wichtiger als große Zahlen. Jesus sei mit zwölf Leuten durch Palästina gezogen: "Wer sagt denn, dass unsere Gestalt der Kirche das einzig Wahre ist und dass es so bleiben muss?"

Der Kirchenzeitung seines Heimatbistums Münster gab er kurz vor seinem Tod ein Interview über das Alter und seine Vorbereitung auf den Tod. "Ich bin sicher, ich werde erwartet", sagte er da. Diese Zuversicht hat ihn getragen, sie war lebenslang eingeübt, weil er sich selbst jeden Morgen dies bewusst machte: "Heute ist der erste Tag vom Rest des Lebens. Und ein erster Tag hat immer etwas Spannendes: Was wird wohl kommen?"

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de