Friedensbewegung Ostermärsche in Hessen: Für Frieden und gegen Aufrüstung
In mehreren Städten sind am Samstag die traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung fortgesetzt worden. Die Veranstalter sprachen von einer guten Beteiligung. Bereits am Karfreitag hatten 200 Menschen in Bruchköbel für Frieden demonstriert.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch in diesem Jahr als zentrales Thema die diesjährigen Ostermärsche bestimmt. In zahlreichen Städten Deutschlands gingen Menschen auf die Straße, um für Frieden und Abrüstung zu demonstrieren. Nach Angaben des zentralen Ostermarschbüros in Frankfurt beteiligten sich deutschlandweit Tausende an den Aktionen.
Auch in Hessen wurde marschiert. So zogen am Samstag Demonstrationszüge mit Friedensfahnen unter anderem durch Kassel, Erbach Fulda und Limburg. Laut Ostermarschbüro waren auch Umzüge in Gießen und Michelstadt (beide Odenwald) geplant. Die Polizei gab die Teilnehmerzahl in Kassel mit rund 800 an. In Limburg seien es 100, in Fulda 150 und in Erbach 120 Menschen gewesen.
Ärger um Veranstaltung in Fulda
Streit hatte es im Vorfeld um die Kundgebung in Fulda gegeben. Der Verein "Fulda stellt sich quer" zog seine Unterstützung für den Ostermarsch zurück. Als Grund wurde der geplante Auftritt des Songautoren und ehemaligen Linken-Bundestagsabgeordneten Diether Dehm genannt, dem der Verein unter Berufung auf Medienberichte eine Nähe zur Querdenker-Szene und eine unkritische Haltung zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine vorwarf. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und die IG Metall rückten von der Kundgebung ab.
Dehm wies die Vorwürfe als Verleumdung zurück. Zum Ukraine-Krieg habe er einen ähnlichen Standpunkt wie die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht. Er sprach von einer "Gesinnungsschnüffelei" in der politischen Linken, bei der Andersdenkende schnell in eine rechte Ecke gestellt würden. Wagenknecht hatte unter anderem in einer Petition zu einem Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine aufgerufen. Die Tagesschau hat ihre Aussagen in einem Faktencheck eingeordnet.
Bündnis fordert Waffenstillstand
Der Auftakt der diesjährigen Ostermärsche hatte am Karfreitag in Bruchköbel (Main-Kinzig) mit einer Kundgebung und anschließender Demonstration stattgefunden. Daran hätten sich rund 200 Menschen beteiligt, sagte der Sprecher der Ostermarschbewegung, Erich Ehmes. "Wir sind sehr, sehr froh über die vielen Menschen, die sich heute für den Frieden eingesetzt haben." Auf der Kundgebung habe unter anderem auch ein Ukrainer eine Rede gehalten und sich deutlich gegen den Krieg in seinem Heimatland ausgesprochen.
Unter dem Motto "Ukraine-Krieg: Waffenstillstand jetzt! Stoppt die Aufrüstung der Bundeswehr!" sei in diesem Jahr die Forderung nach einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Friedensverhandlungen einer der wichtigsten Punkte der Ostermarschierer. Auch die Gefahr durch Atomwaffen und die Rüstungsausgaben sind ein Thema, wie das überregionale Veranstalterbündnis aus Friedensinitiativen erklärte.
Höhepunkt am Ostermontag
Am Ostersonntag (9. April) ist lediglich eine Kundgebung geplant, die allerdings eine große Symbolik hat: In Großburschla an der hessisch-thüringischen Grenze wollen Friedensaktivisten einen Osterspaziergang entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs unternehmen, der jahrzehntelang Ost und West trennte.
Den Abschluss und Höhepunkt der Märsche gibt es am Ostermontag (10. April). Im Mittelpunkt steht dabei die Kundgebung in Frankfurt auf dem Römerberg um 13 Uhr, die traditionell den Schlusspunkt unter die Aktionen setzt. Auf dem Weg dorthin wollen Demonstrantinnen und Demonstranten bei einem Marsch durch die Innenstadt auch in der Nähe des US-Generalkonsulats und des russischen Konsulats Kundgebungen abhalten.
Gemeinsame Fahrten zu der Abschlusskundgebung nach Frankfurt sind - zumeist mit der Bahn - unter anderem von Gruppen aus Oberursel, Hanau und Gießen geplant. Friedensaktivisten aus Darmstadt und Eschborn wollen sich mit dem Fahrrad nach Frankfurt auf den Weg machen. Neben Frankfurt gibt es am Ostermontag auch noch Demonstrationen in Offenbach (mit Fortsetzung in Frankfurt) und in Marburg.
Linke ruft zu Teilnahme auf
Zu den Unterstützern der Ostermärsche gehören neben Vertretern von Gewerkschaften und Kirchen auch die Linke in Hessen. Die Partei rief Mitglieder und Anhänger auf, sich an den Ostermärschen und Aktionen der Friedensbewegung zu beteiligen.
"Wir wollen eine starke Friedensbewegung auf die Straße tragen, die an der Seite der Angegriffenen steht, sich gegen Eskalation und Militarisierung stark macht, zivile Alternativen zur Aufrüstung aufzeigt und inhaltlich wie praktisch eine klare Kante gegen rechts zeigt", erklärten die Landesvorsitzenden Christiane Böhm und Jakob Migenda in einem gemeinsamen Aufruf.
Sendung: hr-iNFO, 05.04.2023, 6.45 Uhr
Ende der weiteren Informationen