Bei Jugendlichen als Partydroge beliebt Stadt Frankfurt setzt im Kampf gegen Lachgas auf Aufklärung
Lachgas wird als Partydroge immer beliebter. Obwohl Experten vor den Gefahren warnen, ist ein Verbot schwierig. Die Stadt Frankfurt setzt deshalb auf Prävention - bei jungen Menschen und Kioskbetreibern.
"Guten Tag, wir wollen über Lachgas sprechen": Mit einem Präventionskonzept will die Stadt Frankfurt gegen den gestiegenen Konsum von Lachgas durch Jugendliche vorgehen.
Dazu würden gezielt Kioskbetreiberinnen und -betreiber angesprochen, die das als Partydroge genutzte Treibgas zum Verkauf anbieten, teilte das städtische Drogenreferat mit.
Mitarbeitende des Präventionsprojekts Safe Party People sollen sie demnach für die gesundheitlichen Gefahren sensibilisieren und informieren, auf welche Risiken sie die jungen Käuferinnen und Käufer hinweisen sollten.
Video klärt über Risiken auf
Die persönliche Ansprache komme sehr gut an, sagt der Leiter des Frankfurter Drogenreferats, Artur Schroers. Teilweise hätten die Kioskbesitzer zugesagt, das Gas aus dem Sortiment zu nehmen. Zudem werde häufig versichert, kein Lachgas an Jugendliche auszugeben.
Das Drogenreferat setzt außerdem auf Multiplikatoren wie das Staatliche Schulamt. Dazu würden Infoflyer ausgegeben, auch ein Video sei produziert worden.
In rund zwei Minuten werden darin die Wirkung von Lachgas sowie seine Risiken und die Wechselwirkung mit anderen Substanzen erklärt. Eine Checkliste gibt außerdem Anhaltspunkte, wie der Schaden beim Gebrauch möglichst gering gehalten werden kann.
Einsatz in Industrie und Medizin
Lachgas oder Distickstoffmonoxid (N2O) wird in der Lebensmittelindustrie als Treibgas bei Sprühsahne verwendet. In der Medizin kommt es als Narkosemittel zum Einsatz, beispielsweise beim Zahnarzt.
Wegen seiner euphorisierenden Wirkung ist es bei Jugendlichen als Partydroge immer beliebter. Laut der letzten Drogentrendstudie ist der Konsum von Lachgas in Frankfurt deutlich gestiegen: Während 2021 noch 13 Prozent der 15-18-Jährigen angegeben hatten, schon einmal Lachgas probiert zu haben, waren es 2022 bereits 17 Prozent.
Lähmung und Hirnschäden möglich
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt allerdings vor Gefahren bis hin zu Bewusstlosigkeit, Lähmungserscheinungen und Hirnschäden. Wegen seiner industriellen Nutzung fällt Lachgas bislang weder unter das Betäubungs- noch unter das Arzneimittelgesetz.
Der Kauf von Lachgas ist entsprechend auch nicht beschränkt: Man kann es online bestellen oder am Kiosk in einer Kartusche kaufen, es gibt sie in unterschiedlichen Größen und Geschmacksrichtungen. Als Rauschmittel konsumiert wird es meist über Luftballons.
Lauterbach will strengere Regeln für Verkauf
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte Ende Mai strengere Regeln zu, um den Verkauf von Lachgas besonders an junge Leute einzudämmen. Ein Verbot sei wegen der industriellen Nutzung zwar nicht möglich.
Er schlug aber vor, das Rauschmittel in die Liste von psychoaktiven Stoffen aufzunehmen und so strenge Regeln für den Verkauf festzulegen. Bis zu einer Regelung empfahl Lauterbach Eltern, ihre Kinder aufzuklären.
Stadt: Verbot allein hilft nicht
Auch die Stadt Frankfurt hält eine Regulierung von Lachgas mit Verkaufsverbot an Minderjährige für sinnvoll.
Das Beispiel Alkohol zeige aber, dass Verbote allein nicht helfen, sagt Oliver Müller-Maar vom Drogenreferat. Offensive Prävention und Aufklärung seien für alle Beteiligten wichtig: junge Menschen, Eltern, pädagogische Fachkräfte sowie den Handel.
In Nachbarländern bereits illegal
Andere Staaten haben bereits gesetzliche Regelungen gegen den Missbrauch des Gases getroffen: In Großbritannien etwa ist der Besitz von Lachgas seit Ende 2023 illegal.
In Frankreich und Belgien ist seit einigen Jahren die Abgabe an Jugendliche verboten. In den Niederlanden sind der Besitz und Verkauf seit Januar dieses Jahres verboten.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 07.07.2024, 19.30 Uhr
Redaktion: Anna Lisa Lüft