Gegen Bademeistermangel, für Integration Frankfurter Bäderbetriebe werben gezielt Geflüchtete an
Auch in den Frankfurter Freibädern herrscht Personalmangel. Andererseits stehen Geflüchtete vor hohen bürokratischen Hürden bei der Jobsuche. Eine Anwerbeaktion in einer Sammelunterkunft soll nun da wie dort helfen - eine Schwimm-win-Situation.
Fast überall in hessischen Freibädern gibt es das gleiche Problem: zu wenig Personal und vor allem zu wenige Bademeister. Auch die Frankfurter Bäderbetriebe (BBF) hätten zu Beginn der Freibadsaison wieder händeringend nach Fachkräften gesucht, sagt ihr Geschäftsführer Boris Zielinski: "Dann hatten wir die Idee: Wenn die nicht zu uns kommen, dann gehen wir zu denen."
Mit "denen" meint Zielinski Geflüchtete, die nach ihrem Aufenthaltsstatus arbeiten dürfen, aber noch keine Arbeit gefunden haben. Einer von ihnen ist Mohammadsadegh Nasiri, ein Sportwissenschaftler, der vor vier Jahren aus dem Iran geflüchtet ist.
"Rettungsschwimmer und stolz darauf"
Genau wie zehn weitere Geflüchtete in Frankfurt hat Nasiri in dieser Saison seine erste Anstellung bei den Bäderbetrieben gefunden. "Die BBF haben mir viele Möglichkeiten gegeben: Ich habe angefangen als Reinigungskraft. Jetzt bin ich Rettungsschwimmer. Und ich bin stolz darauf", sagt er.
Über eine Zusammenarbeit der Bäderbetriebe mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) bekam Nasiri nach eigener Auskunft auch Schwimmtraining, um sich zur Badeaufsicht fortbilden zu lassen.
Das laut BBF-Geschäftsführer Zielinski "bisher einmalige Kooperationsprojekt" mit dem DRK und der Stadt Frankfurt machte seinen Angaben nach die Geflüchteten innerhalb von wenigen Wochen fit für den Job in den Bädern. Zunächst sei man auf das DRK zugegangen, dann habe man mit den potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern in einer Unterkunft für Geflüchtete Gespräche aufgenommen, so Zielinski.
Bürokratischer Weg beschleunigt
Zwar gebe es hohe bürokratische Hürden für Menschen mit unterschiedlichen Aufenthaltsgenehmigungen, die es ihnen nicht immer erlauben zu arbeiten. "Behördengänge, das Sammeln von Unterlagen, das ist schon ein langer Weg, den wir beschleunigen konnten", sagt Zielinski. Unter anderem erhielten die Geflüchteten über das Kooperationsprojekt Deutschunterricht.
Eine "Win-win-Situation für beide Seiten" nennt der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) das Ergebnis des Projekts. Es sei ein Weg, Fachkräfte zu gewinnen und zugleich Perspektive und Hoffnung für die Geflüchteten zu schaffen.
Zielinski: "Es müssen auch Türen geöffnet werden"
Integration erfolge beidseitig, so Josef. Es brauche geeignete Rahmenbedingungen sowie die Bereitschaft, sich einzubringen. "Es gibt eine Erwartungshaltung, dass die Menschen arbeiten und Geld verdienen - aber es müssen auch Türen geöffnet werden", sagt Zielinski.
Insgesamt konnten die Frankfurter Bäderbetriebe für diese Saison 55 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für verschiedene Bereiche einstellen, davon elf über die Anwerbung in der Geflüchtetenunterkunft.
Redaktion: Pia Stenner
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 06.06.2024, 19.30 Uhr