Protest gegen Kasseler Salzhersteller Wieso das Wasser im Bergpark Wilhelmshöhe giftgrün gefärbt wurde
Während der Wasserspiele im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe lief plötzlich leuchtend grünes Wasser die Kaskaden herunter. Hintergrund war ein unangemeldeter Protest gegen den Salzhersteller K+S. Das Unternehmen wird schon lange von Umweltschützern kritisiert.
Ein ungewohntes Bild bot sich am Sonntag den Besucherinnen und Besuchern der Wasserspiele im Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe: Wo normalerweise klares bis bräunliches Wasser fließt, war giftgrünes Wasser zu sehen. Gleichzeitig entrollten mehrere Personen ein Banner, auf dem "Trinkwasser statt Giftwasser" stand.
Mit dieser Aktion wollte die Gruppe "Klimagerechtigkeit Kassel" auf die Trinkwasserqualität in Werra und Weser aufmerksam machen. "K+S verseucht durch ihr Abwasser die Werra und macht damit Trinkwasser zu Giftwasser", sagte Mitglied Luna Garzón. Die benutzte grüne Farbe sei biologisch abbaubar.
Grenzwerte für Salzgehalt senken?
Der in Kassel ansässige Salzhersteller K+S leite große Teile seines Abfalls als Salzwasser in die Werra, so der Vorwurf. "Um der Salzverschmutzung durch K+S Einhalt zu gebieten, müssen die Grenzwerte für den erlaubten Salzgehalt in der Werra drastisch gesenkt werden", hieß es in einer Mitteilung der Gruppe.
K+S kritisiert derweil, dass viele der Vorwürfe von "Klimagerechtigkeit Kassel" veraltet seien. "Wir halten die Grenzwerte ein, die uns vorgegeben werden", sagte ein Pressesprecher am Sonntag. So sei der Chloridwert in der Werra in den vergangenen Jahren deutlich gesunken: von 2,5 Gramm Chlorid pro Liter im Jahr 2020 auf 1,7 Gramm Chlorid pro Liter in 2024. Der Salzeinfluss in der Werra sei gegeben, nehme aber deutlich ab.
Das Unternehmen K+S vertreibt Kalium- und Salzprodukte und treibt damit die Landwirtschaft voran. "K+S benutzt das für sie billigste Verfahren, um möglichst hohe Gewinne einzufahren. Die Kosten müssen wir dabei als Allgemeinheit tragen", kritisierte Garzón.
Klares und gesundes Trinkwasser notwendig
Man brauche in Zeiten der Klimakrise klares und gesundes Trinkwasser, das sich alle leisten können. Das Modell schade der lokalen Natur, den Anwohnerinnen und Anwohnern und den Böden. "Die Entsorgung in die Werra oder auf die offenen Halden gelten als das umwelt- und klimaschädlichste Entsorgungsverfahren", hieß es.
Die Gruppe sieht eine deutlich klimafreundlichere Möglichkeit: Die Halden zurückzubauen und die Abfälle trocken unterirdisch zu lagern. Sie forderte die Politik auf, möglichst schnell zu handeln.
K+S teilte dazu mit, dass das Unternehmen ab 2028 keine Prozessabwässer mehr in die Werra ableiten wird. Dafür investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben 600 Millionen Euro. Das Unternehmen wollte sich am Montag detaillierter zu den Vorwürfen äußern.
Kritik vom Kulturminister
Der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD) kritisierte die Aktion am Montag: "Kunst und Kulturgüter anzugreifen und eine Beschädigung in Kauf zu nehmen, darf niemals Form des legitimen Protests sein, daher verurteile ich das Vorgehen der Aktivisten".
Eine Weltkulturerbestätte zu gefährden sei " kein geeignetes Mittel um Öffentlichkeit für eine Meinungsäußerung herzustellen".
"Wer für eine Protestaktion einen Farbanschlag auf ein Weltkulturerbe verübt, der ist ein Extremist, kein Aktivist und hat jedes Maß verloren", teilte die AfD-Fraktion im Landtag mit. Der Anschlag sei aufs Schärfste zu verurteilen.
Polizei nahm zwei Personen in Gewahrsam
Die Protest-Aktion war unangemeldet, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Die Beteiligten seien noch vor Eintreffen der Polizisten in verschiedene Richtungen geflohen. Wie Zeugen berichteten, wurde die Aktion mit einer Drohne gefilmt.
Das verfärbte Wasser wurde laut Polizei in ein separates Rückhaltebecken eingespeist, sodass die Wasserspiele mit klarem Wasser fortgesetzt werden konnten. Die abschließende Wasserfontäne wurde dadurch allerdings kürzer. Um was es sich bei der eingebrachten Substanz genau handelte und ob Sachschäden entstanden sind, wird ermittelt.
Die Polizei nahm zwei mutmaßlich an der Protestaktion beteiligte Personen vorläufig in Gewahrsam. Wie viele Personen teilnahmen, ist bislang unklar. Die Beamten stellten Strafanzeigen wegen des Verdachts der Wasserverunreinigung.
Bereits Kritik von Bürgerinitiative
Ähnliche Kritik wie die der Aktivisten in Kassel gab es zuletzt auch von der Bürgerinitiative (BI) Umwelt Neuhof. Denn der "Monte Kali" in Neuhof (Fulda) wächst weiter und verursacht neues Salzabwasser, während seit Langem darum gerungen wird, wie man die Umweltbelastungen durch den Salzabbau verringern kann.
Mittlerweile tagt regelmäßig ein Runder Tisch von Vertretern der BI, K+S, Umweltschutzverbänden und der Kommune, um Lösungen für das Entsorgungsproblem zu finden - zumindest in Neuhof.