Starfotograf Rankin im Ernst-Leitz-Museum Wetzlar Wie ist es, die Queen und Heidi Klum zu fotografieren?
Starfotograf Rankin ist in Deutschland vor allem bekannt durch die Castingshow "Germanys Next Topmodel". Seine Ausstellung bei Leica in Wetzlar ist laut, grell und humorvoll - aber auch nachdenklich.
Der schottische Fotograf Rankin ist in Deutschland vor allem aus einem Grund bekannt: Er ist der erklärte Lieblingsfotograf von "Modelmama" Heidi Klum. Seit Jahren ist er nicht mehr wegzudenken aus der Castingshow Germanys Next Topmodel. Rankin tritt dort immer wieder bei Fotoshootings in Erscheinung, zwischendurch fungiert er auch als Gast-Juror.
Rankin, bürgerlich John Rankin Wadell, ist aber auch darüber hinaus eine Größe in der internationalen Fotowelt. Seit drei Jahrzehnten ist er bekannt für glamouröse Modebilder und teilweise fast schon ikonisch anmutende Porträts prominenter Menschen aus Politik und Showgeschäft: Ob Madonna, Eminem oder JayZ - Rankin hatte sie schon alle vor der Linse.
Ausstellung bei Leica in Wetzlar
"Zeitsprünge", heißt die Ausstellung, die nun im Ernst-Leitz-Museum des Kamera-Herstellers Leica in Wetzlar eröffnet wurde. Es ist ein wilder Ritt durch viele Jahre Rankin-Highlights.
Es sind grelle, technisch brillante, zum Teil humorvolle Hochglanzbilder von makellosen Menschen in perfekt durchkomponierter knalliger Pop-Ästhetik. Die zum Teil übergroß ausgestellten Fotos zeigen namenlose Models in schrillen Outfits und extremem Make-up - und natürlich Promis.
"Das sind auch nur Menschen"
Arnold Schwarzenegger posiert mächtig mit Zigarre, die Queen fröhlich lächelnd mit Union-Jack-Flagge, die inzwischen zerstrittenen Gallagher-Brüder der Band Oasis noch innig miteinander.
"Das Ding mit Prominenten ist: Das sind ja auch nur Menschen", meint Rankin. "Wenn du aufhörst darüber nachzudenken, dass sie berühmt sind, und stattdessen daran denkst, dass sie einfach menschlich sind, kannst du Bilder machen, die für andere zugänglich sind."
Die Queen: Aura der Macht
Besonders beeindruckt sei er persönlich vom Shooting mit Queen Elizabeth II. gewesen. "Ich bin Schotte und wahrscheinlich war ich der am wenigsten royalistischste Mensch, der jemals im Buckingham Palace war", erzählt er. Aber ein Foto von der Queen - der wohl bekanntesten Person der Welt? "Scheiße - natürlich habe ich da ja gesagt."
Das Fotoshooting mit der Queen sei für ihn dann doch sehr beeindruckend gewesen. Tatsächlich sei sie umgeben gewesen von einer Art Aura der Macht, berichtet er. "Weil ich wusste, dass sie sehr lustig ist, wollte ich sie lächelnd fotografieren - was dann allerdings gar nicht so einfach war." Es gelang ihm dann doch, aber als offizielles Bild habe der Palast dann ein anderes Bild ausgewählt.
Gerüchteweise habe er später gehört: Das Bild von ihr lächelnd sei eines ihrer Lieblingsporträts von sich gewesen. Offiziell habe man ihm mitgeteilt: Der Queen hätten die Nähte an der Flagge im Hintergrund gefallen.
Jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Heidi Klum
Heidi Klum kommt übrigens nur ein einziges Mal vor: oberkörperfrei und nur in runtergekrempelter Jeans posiert sie frech von hinten und reckt den Mittelfinger. Zwanzig Jahre ist das Bild alt.
"Zufälligerweise ist das mein erstes Fotoshooting mit ihr gewesen", verrät Rankin. Das sei die Basis für eine seitdem andauernde Zusammenarbeit gewesen. Klum sei außerdem die einzige Prominente, mit der er wirklich befreundet sei.
Corona-Pandemie: Blumen statt Models
Abgesehen von all dem zu erwartenden Glamour und der Flut an Farben und Eindrücken mag überraschen, wie nachdenklich sich der Fotograf auch gibt. Einige dieser wohl weniger bekannten Seiten Rankins haben auch in der Ausstellung Platz: Selbstreflexion, Sehnsüchte, Sorgen.
Eine große Wand zeigt eine Sammlung von Blumen, die mit buntem Pigmentpulver beschmissen werden. Rankin erzählt: Das sei für ihn ein sehr persönliches Projekt gewesen. Seit Jahren sei er auf der Suche nach einem Zugang, um Blumen zu fotografieren.
"Ich kenne keinen Fotografen, der nicht besessen von ihnen ist - es gibt einfach nichts Perfekteres als eine Blume", sagt er. Diese Blumenbilder seien schließlich in der Corona-Pandemie entstanden, in Zeiten, in denen es ihm extrem schwer gefallen sei, ohne Menschen zu sein. "Ich habe dann die Blumen behandelt wie Models", sagt er.
Selfie Harm: Kritik an KI und Social Media
Eine zentral aufgebaute Fotowand zeigt außerdem Rankins durchaus kritischen Blick auf die Welt der visuellen Medien. Für das Projekt "Selfie Harm" portraitierte er 15 Jugendliche und ließ sie die Bilder danach selbst mit kostenlosen Apps bearbeiten.
Was die Teenager innerhalb weniger Minuten zustande gebracht haben: die Nase kleiner, die Augen größer, die Haut heller. Rankin meint: Das sei das genaue Gegenteil von dem, was ein Portrait eigentlich leisten sollte: zu zeigen, wer jemand ist.
"Diese Fotoreihe hier, das ist nur die Spitze des Eisbergs", meint er. "Ich glaube, dass Social Media das Schlimmste ist, was uns als Gesellschaft in den letzten 200 Jahren passiert ist - abgesehen von Künstlicher Intelligenz."
Diese stillen Momente bleiben in der Ausstellung die Ausnahme. Für das meiste hier gilt: Wenn Bilder Geräusche machen würden, dann wären diese Fotos wohl in erster Linie eins: laut, so wie der wummernde Bass auf einer Party - wenn auch auf einer mit sehr exklusiven Gästen. Spaß macht das trotzdem.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 26.05.2023, 19.30 Uhr
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