Pink-Floyd-Mitbegründer in Festhalle Frankfurter OB-Kandidaten gegen Roger-Waters-Konzert

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters will im Mai in der Frankfurter Festhalle auftreten. Doch weil der immer wieder mit antisemitischen Aussagen aufgefallen ist, fordern drei Oberbürgermeister-Kandidaten die Absage des Konzerts. Es gibt bereits einen Plan, wie das gelingen könnte.

Roger Waters wird 75
Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters Bild © picture-alliance/dpa
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Den Statuts einer Rock-Legende hat sich Roger Waters schon vor Jahrzehnten gesichert. Davon zeugt schon allein die Tatsache, dass er im fortgeschrittenen Alter von 79 Jahren immer noch große Hallen füllt. Sollte der Mitbegründer von Pink Floyd wie geplant Ende Mai in der Frankfurter Festhalle auftreten, ist mit einem ausverkauften Haus zu rechnen.

Doch gegen das Konzert in der historischen Messehalle regt sich heftiger Widerstand. Mit Uwe Becker (CDU), Mike Josef (SPD) und Manuela Rottmann (Grüne) haben sich die drei aussichtsreichsten Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl im März für eine Absage des Konzerts ausgesprochen.

Anlass sind zahlreiche Aussagen Waters', die von Kritikern als antisemitisch eingestuft werden.

"Keine beliebige Halle"

"Waters ist ein schlimmes Beispiel für aggressiven, israelbezogenen Antisemitismus, und er sollte daher in Hessen keine künstlerische Plattform erhalten", begründete Becker, der zugleich Antisemitismusbeauftragter der hessischen Landesregierung ist, seine Forderung nach einer Absage des Konzerts.

Ähnlich klingt es bei SPD-Kandidat Mike Josef: "In der Vergangenheit gab es bei Waters immer wieder Parolen und Symbole, die klar antisemitisch waren."

Beide OB-Kandidaten betonen, dass dies insbesondere nach der Kontroverse um den Documenta-Skandal in Kassel nicht hinnehmbar sei.

Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann erinnerte in einer Pressemitteilung zudem daran, dass während der Novemberpogrome 1938 hunderte jüdische Männer in der Festhalle zusammengetrieben und von dort aus in Konzentrationslager verschleppt wurden.

"Sie ist keine beliebige Halle", so Rottmann. Die Vorstellung, dass Waters, der antisemitische Narrative verbreite, ausgerechnet an diesem Ort auftreten solle, sei nicht zumutbar.

"Blanker israelbezogener Antisemitismus"

Waters hat in den vergangenen Jahren immer wieder als Unterstützer der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions) von sich reden gemacht. Die Kampagne zielt auf die politische, wirtschaftliche und kulturelle Isolation des Staates Israel ab, um - so die Selbstbeschreibung - die Besetzung arabischen Landes zu beenden. Kritiker werfen der Kampagne indes vor, letztendlich das Existenzrecht Israels infrage zu stellen.

Waters selbst hat in der Vergangenheit immer wieder Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, nicht in Israel aufzutreten. In Interviews verstieg er sich zudem zu Gleichsetzungen Israels mit dem NS-Regime und dem Apartheidsstaat in Südafrika.

"Das hat am Ende nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun", betonte Becker, "sondern mit blankem israelbezogenem Antisemitismus."

Messe sieht keine rechtliche Handhabe

Das Problem mit der Forderung nach einer Konzertabsage: Der Konzertveranstalter hat einen rechtsgültigen Vertrag. Und die Geschäftsführung der Frankfurter Messe stellt sich auf den Standpunkt, dass ihr keine rechtliche Handhabe zur Verfügung stehe.

"Uns ist kein Urteil gegen Herrn Waters oder eine aktuelle Strafverfolgung bekannt", erklärte ein Sprecher der Messe GmbH auf hr-Anfrage. Man beabsichtige daher, sich "rechtskonform" gegenüber dem Vertragspartner zu verhalten und das Konzert wie geplant stattfinden zu lassen.

Stadt und Land können Absage anweisen

Doch damit ist in dem Konzert-Streit noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Denn Anteilseigner der Messe Frankfurt GmbH sind die Stadt Frankfurt (60 Prozent) und das Land Hessen (40 Prozent). Sollten sich die beiden Anteilseigner auf eine gemeinsame Position verständigen, könnte schon in Kürze eine Weisung an die Geschäftsführung ergehen, das Konzert abzusagen.

SPD-Kandidat Mike Josef, als Planungsdezernent selbst Mitglied im Magistrat, will mit einem entsprechenden Magistratsbeschluss noch in dieser Woche die Grundlage dafür legen. Über einen entsprechenden Antrag wird die Frankfurter Stadtregierung voraussichtlich am Freitag befinden. "Es geht darum, auf die Handlungsebene überzugehen. Diskutiert wurde genug", so Josef.

Eine Absage des Konzerts erscheint somit alles andere als unwahrscheinlich. Das allerdings könnte die Messe GmbH teuer zu stehen kommen. Denn im Fall der Fälle käme auf sie vermutlich eine Vertragsstrafe zu. "Aber ich glaube, der Schaden für Messe und Stadt ist größer, wenn das Konzert stattfindet", ist Uwe Becker überzeugt.

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Quelle: hessenschau.de/Danijel Majić