150 Millionen Euro Sanierungsstau Hochschule Darmstadt will Campus Dieburg verlassen
Rund 150 Millionen Euro Sanierungsbedarf und hohe laufende Kosten - für die Hochschule Darmstadt ist der Campus Dieburg zu teuer. Eine Langfrist-Planung sieht daher einen Umzug der dortigen Fachbereiche nach Darmstadt vor. Die Politik ist alarmiert.
Seit den 1960er Jahren wird am Campus Dieburg gelehrt, seit dem Jahr 2000 gehört er zur Hochschule Darmstadt (h_da). Studierende der Wirtschafts- und Medienwissenschaften finden dort hochmoderne Labore und viel Platz. Doch das könnte in einigen Jahren vorbei sein.
Mindestens 150 Millionen Euro Sanierungsbedarf
"Der denkmalgeschützte und stark sanierungsbedürftige Campus Dieburg ist für uns eine hohe finanzielle Bürde", hat die h_da mitgeteilt. Langfristig bestehen könne der Campus nur, wenn ausreichende Mittel zu seiner umfassenden Sanierung zur Verfügung gestellt würden. Doch danach sehe es nicht aus.
"Wir sagen seit Jahren, dass wir Gelder zur Sanierung brauchen", erklärte Hochschulsprecher Simon Colin dem hr. Auf mehr als 150 Millionen Euro schätzt er den Bedarf - zusätzlich zu dem Geld, das für die Lehre gebraucht werde.
Umzug nach Darmstadt wirtschaftlicher
Angesichts galoppierender Preise glaubt Colin sogar, dass die Summe in Wirklichkeit noch höher ausfallen könnte. "Die Hochschule Darmstadt rechnet mittlerweile nicht mehr damit, dass sie ausreichend Finanzmittel erhalten wird, um das Gesamtensemble langfristig sanieren zu können."
Eine auf Jahrzehnte hinausschauende Langfristplanung habe ergeben, dass es wirtschaftlicher und nachhaltiger sei, die Campusflächen in Darmstadt zu konzentrieren. Die bisherigen Dieburger Studiengänge sollen dort in einem noch zu errichtenden, nachhaltigen Neubau untergebracht werden.
SPD-Politiker für Standorterhalt
CDU und SPD reagierten kritisch auf die Umzugspläne. "Wir sehen die Probleme der Hochschule, insbesondere mit Blick auf den Denkmalschutz", sagte die Vorsitzende der SPD Darmstadt-Dieburg und hessische Arbeitsministerin, Heike Hofmann. Dennoch sei sie zuversichtlich, dass eine Bestandsrenovierung noch möglich gemacht werden könne.
Auch der Darmstädter Landtagsabgeordnete Bijan Kaffenberger (SPD) plädiert für einen Erhalt des Dieburger Campus. "Der Standort der Hochschule in einem ländlichen Raum ist auch mit Blick auf die aktuelle Debatte um das Wachstum der Stadt Darmstadt wichtig", sagte Kaffenberger. "Darmstadt ist keine Insel."
Pentz regt Runden Tisch an
Der CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Pentz mahnte indes zu Ruhe und Sachlichkeit. Anstatt sich öffentlich zu beklagen, solle man sich lieber zusammensetzen, sagte Pentz, der auch Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten ist, in Richtung der Hochschule.
Er wolle gerne als Initiator eines Runden Tischs mit Hochschule, Stadt und Landkreis auftreten, um gemeinsam die Entwicklungsmöglichkeiten für den Campus Dieburg in den kommenden Jahren auszuloten. Er habe bereits mit Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) gesprochen, um alle Beteiligten zusammenzubringen.
Dieburg soll zunächst reiner Mediencampus werden
Die Hochschule betonte, dass ihr die Pläne für einen langfristigen Umzug nicht leicht fielen. Sie geht davon aus, dass ein Neubau auf vorhandenen Flächen in Darmstadt in etwa 20 Jahren bezogen werden könnte. Bis dahin wolle man weiter in den Campus Dieburg investieren und dessen Profil schärfen.
Teile des Fachbereichs Wirtschaft, die derzeit noch in Dieburg untergebracht sind, sollen in ein paar Jahren nach Darmstadt umziehen. Dieburg soll so bald zum reinen Mediencampus werden, der derzeit Studiengänge wie Animation & Game, Interactive Media Design oder Onlinejournalismus anbietet.
Sendung: hr-iNFO, 16.7.2024, 12.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen