Festakt in der Frankfurter Uniklinik Schwedische Königin Silvia eröffnet erstes Childhood-Haus in Hessen
Royaler Besuch in Hessen: Königin Silvia von Schweden hat in Frankfurt eine Anlaufstelle für junge Opfer und Zeugen von Gewalt eröffnet. Im ersten Childhood-House des Landes sollen sie psychologisch betreut werden.
Mit einem Festakt in der Frankfurter Uniklinik ist am Montag Hessens erstes Childhood-House eingeweiht worden. Die schwedische Königin Silvia war zu diesem Anlass persönlich angereist und eröffnete es gemeinsam mit Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).
Die Idee für die Childhood-Häuser stammt von der schwedischen Monarchin. Es handelt sich um ambulante Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeugen von sexualisierter oder körperlicher Gewalt sowie Vernachlässigung geworden sind.
In der Einrichtung würden von Gewalt betroffene Kinder multiprofessionelle Hilfe und rechtliche Klärung erfahren, sagte die 79 Jahre alte Monarchin am Montag im Frankfurter Uniklinikum. Es sei ein Ansatz, "der Kinder als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft hört, ernst nimmt und sie und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt".
Rhein: "Augen nicht vor Gewalt verschließen"
Träger ist die World Childhood Foundation, die in 14 Ländern von Gewalt betroffenen Kindern hilft und Präventionsarbeit leistet. Sie wurde 1999 von Königin Silvia ins Leben gerufen.
"Gewalt und Missbrauch gegen Kinder gibt es leider überall", erklärte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). "Niemand darf davor die Augen verschließen, niemand darf dazu schweigen". Mit dem Haus werde "ein deutliches Zeichen gegen jede Form von Gewalt und Missbrauch" gesetzt.
Jugendamt, Polizei und Ärzte unter einem Dach
Das Haus in Frankfurt sei ein "riesiger Meilenstein", sagte Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der Childhood Foundation in Deutschland. Sie hoffe, in Zukunft bis zu 1.000 Kindern pro Jahr eine Zuflucht bieten zu können. Im ersten Schritt sei die Betreuung auf Fälle aus dem Zuständigkeitsgebiet des Frankfurter Landgerichts beschränkt.
Dem ersten Childhood-House in Hessen sollen allerdings weitere folgen, hatte Sozialminister Kai Klose (Grüne) im Vorfeld angekündigt. "Dieses Konzept ist weltweit anerkannt, weil es den Kinderschutz von den Kindern her denkt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. In neun anderen deutschen Städten wie Leipzig, München und Berlin gibt es bereits solche Häuser.
Im Mittelpunkt stehe das Ziel, eine Retraumatisierung zu vermeiden, sagte Klose. Das Childhood-Haus habe eine spezielle Architektur und sei besonders kindgerecht und traumasensibel eingerichtet. Verschiedene Institutionen wie Jugendamt, Justiz, Polizei, Ärzte und Psychologen arbeiten in den Häusern eng zusammen, damit den Kindern und Jugendlichen der Weg zu vielen einzelnen Ansprechpartnern erspart bleibt.
Land zahlt 1,4 Millionen Euro
Das Sozialministerium habe in den Haushaltsjahren 2022 und 2023 mehr als 750.000 Euro in das Haus investiert, erklärte Klose. Vom Land flössen insgesamt etwa 1,4 Millionen Euro. Für den Betrieb werde das Ministerium unter anderem die Raum- und Personalkosten übernehmen.
Mit der Eröffnung des Childhood-Hauses wird eine Empfehlung des Landesaktionsplans zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt umgesetzt, der im Juli vorgestellt wurde. Das Papier empfiehlt unter anderem auch die Gründung eines Landesbetroffenenrates, um die Erfahrungen von Opfern sexualisierter Gewalt besser berücksichtigen zu können.
Auf dem Weg zu diesem Gremium sei man bereits "einen guten Schritt weitergekommen", sagte Klose. Eine Interims-Betroffenen-Beteiligung komme noch in diesem Monat das erste Mal zusammen, um den Landesbetroffenenrat vorzubereiten.
Auch Kronprinzessin Victoria zu Gast in Hessen
Am Freitag hatte bereits Kronprinzessin Victoria, die älteste Tochter von König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden, das Rhein-Main-Gebiet im Rahmen des Swedish-German Business Day besucht. Unter anderem wurde sie durch das schwedische Medizintechnikunternehmen Getinge in Frankfurt geführt. Anschließend gab es einen Empfang in der Staatskanzlei, wo sie sich in das Goldene Buch eintrug.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 20.11.2023, 16.45 Uhr
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