"Sensenmänner" Querdenker-Gruppe sagt Teilnahme an Babenhäuser Fastnachtsumzug ab

Im bayerischen Aschaffenburg ist einer Querdenker-Gruppe die Teilnahme am Fastnachtsumzug in letzter Minute verboten worden. Im südhessischen Babenhausen hätte die umstrittene Gruppe mitlaufen dürfen, zog aber kurzfristig zurück.

Ein Sensenmann mit Sarg (Archivbild)
Sensenmann mit Sarg (Archivbild) Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Nach der langen Coronapause finden in den kommenden Tagen hessenweit wieder Fastnachtsumzüge statt. In den ersten Städten und Gemeinden zogen die Narren am Samstag bereits los, darunter auch in Babenhausen (Darmstadt-Dieburg).

Eine Zugnummer war vor der Parade bereits in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt: eine Fußgruppe, die sich die "Sensenmänner" nennt und die symbolisch die deutsche Wirtschaft zu Grabe tragen wollte - außerdem Dinge, "die unsere Politik aktuell am Zerstören ist", wie es zuvor in einer Chatgruppe im Internet-Messenger Telegram hieß.

Querdenker-Gruppe sagt Teilnahme kurzfristig ab

Für Unbehagen sorgte vorab, dass die Teilnehmer aus der Ecke der sogenannten Querdenker kommen. Der Anmelder unterhält Kontakte zur Aschaffenburger Szene um Bruno Stenger, der Querdenker-Gruppen auf Telegram wie "Aschaffenburg steht auf" verwaltet und entsprechende Demos organisiert hat.

Das Babenhäuser Ordnungsamt hatte die Teilnahme am Fastnachtsumzug dennoch genehmigt. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, sagten die "Sensenmänner" kurz vor Beginn des Zuges aber ab und liefen nicht mit. Der zuvor angekündigte fahrbare Sarg, hinter dem Menschen in Sensenmann-Kostümen herlaufen sollten, zog demnach nicht durch die Babenhäuser Innenstadt.

Stadt: "Keine Hinweise auf rechtsextremen Hintergrund"

Die Stadt hatte die Genehmigung für die "Sensenmänner" dem hr gegenüber vor dem Umzug damit begründet, dass man während der Pandemie auch keine "Montagsspaziergänge" und Corona-Demos verboten habe. "Warum sollten wir dann eine Fastnachtsnummer verbieten?", so Max Grychta vom Babenhäuser Ordnungsamt.

Man habe den Anmelder nach Bekanntwerden seiner Kontakte in die Querdenker-Szene proaktiv kontaktiert und mit ihm über seine Anmeldung gesprochen, aber keinerlei Hinweise auf einen möglicherweise rechtsextremen oder fremdenfeindlichen Hintergrund erhalten.

Der Anmelder habe seine Mitgliedschaft in den Querdenker-Chats eingeräumt, sich aber zugleich von jeglichen radikalen Ansichten distanziert. In Abstimmung mit dem ausrichtenden Gremium der Babenhäuser Vereine habe man daher die Genehmigung erteilt.

Aschaffenburg stoppt Zugnummer wegen Video

Anders lief es in Aschaffenburg. In der bayerischen Stadt kurz hinter der Grenze zu Hessen wollte Stenger selbst mit einer Zugnummer bei der dortigen Parade mitmachen, wurde aber gestoppt. Zunächst hatten die Stadt und die Vereine seine Gruppe zugelassen - gegen den Widerstand der Parteien, wie Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) sagte.

Stenger sei ein unbequemer Zeitgenosse, der sich immer wieder am Rande der Legalität bewege. "Aber wenn die Politik verhöhnt werden soll, dann ist es eben so", sagte Herzing. Doch dann tauchte in einer Chatgruppe Stengers das Video einer verurteilten Holocaust-Leugnerin auf.

Für Herzing war damit eine rote Linie überschritten. "Wir haben die Reißleine gezogen", so der Oberbürgermeister. Unter Hinweis auf das Hausrecht wurde den Querdenkern die Teilnahme in Aschaffenburg verboten. "Das wurde vom Stadtrat und den Vereinen unter Beifall mitgetragen." Die Angelegenheit sei zudem der Staatsanwaltschaft übergeben worden.

Weitere Informationen

Sendung: hr-iNFO, 16.02.2023, 16.00 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Uwe Gerritz