Engagement von Fußballtrainer bis Feuerwehrfrau Sieben Fakten zum Ehrenamt in Hessen

Zweieinhalb Millionen Hessinnen und Hessen engagieren sich ehrenamtlich - zum Beispiel in einem Sport- oder Musikverein. Und doch haben viele Vereine mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen.

Kinder in Feuerwehrkleidung stehen an einem Löschschlauch.
Der Feuerwehr-Nachwuchs trainiert in Frankfurt. Bild © Imago Images
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Ehrenamt für junge Menschen

hesssnschau vom 11.10.2022
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Fußballmannschaften trainieren, Feuer löschen oder Kinder am Klavier unterrichten: Rund zweieinhalb Millionen Menschen in Hessen engagieren sich in ihrer Freizeit in einem Ehrenamt. Das sind immerhin 41 Prozent, wie aus dem Freiwilligensurvey 2019 hervorgeht, einer repräsentativen Befragung, die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben wurde. Im Vergleich der Bundesländer liegt Hessen in dieser Auswertung auf Rang vier. Aktuellere Daten liegen derzeit nicht vor.

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Am 11. Oktober beleuchtet der hr den ganzen Tag lang die Bedeutung des Ehrenamts in verschiedenen Bereichen und für die Gesellschaft.

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Doch viele Vereine haben auch mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Gerade Menschen im Rentenalter engagierten sich gerne in festen Strukturen wie Vereinen, wenn ihr Arbeitsalltag wegfalle, sagt Axel Wintermeyer (CDU), Chef der hessischen Staatskanzlei. Es gelte, jüngere Menschen gezielt anzusprechen - "da haben wir noch Nachholbedarf", gibt er zu. Jährlich investiere das Land 32 Millionen Euro in die Vereine. Doch ohne Ehrenamtliche werde es auch in Zukunft nicht gehen, vor allem nicht bei Feuerwehr und Katastrophenschutz, so Wintermeyer. Wie es um das Ehrenamt in Hessen steht, zeigen die folgenden Grafiken.

1. Besonders viele Engagierte in Sportvereinen

Die meisten Ehrenamtlichen in Hessen tummeln sich in Turnhallen, Schwimmbädern und auf Sportplätzen. 15,2 Prozent der Befragten gaben im Freiwilligensurvey an, im Bereich Sport und Bewegung ehrenamtlich tätig zu sein. Es folgen Kultur und Musik, Soziales und Religion. Auch in Schulen und Kindergärten engagieren sich viele Hessinnen und Hessen.

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Im Vergleich zu 2014 ging das Engagement im Sportbereich zurück (-2,4 Prozentpunkte), während im Kultur- und Musikbereich besonders viele Ehrenamtliche hinzukamen (+0,4 Prozentpunkte). Auch die Kirchen verloren unter dem Strich an Freiwilligen (-0,9 Prozentpunkte).

Die überwiegende Mehrheit der Ehrenamtlichen war 2019 in einem Verein oder Verband tätig (57 Prozent), 14 Prozent organisierten ihr Ehrenamt selbst. 12 Prozent halfen in einer religiösen, 8 Prozent in einer staatlichen oder kommunalen Einrichtung.

2. Mehr Engagement auf dem Land

Wer auf dem Land lebt, ist statistisch gesehen engagierter als eine Person, die in der Stadt wohnt. 53 Prozent aller Menschen in den ländlichen Regionen übten 2019 ein Ehrenamt aus, in der Stadt waren es nur 41 Prozent.

Männer sind außerdem aktiver als Frauen. Während 43 Prozent aller Männer in Hessen ehrenamtlich tätig sind, liegt diese Zahl bei den Frauen bei 40 Prozent.

3. Die meisten wenden bis zu zwei Stunden auf

Die Zeit, welche die Hessinnen und Hessen in Vereinsarbeit stecken, variiert. Während manche Trainerinnen jeden Tag zwei Sportkurse geben, gehen andere einmal die Woche für einen Senioren einkaufen. In dem Freiwilligensurvey gaben 58 Prozent der ehrenamtlich Tätigen an, sich bis zu zwei Stunden pro Woche damit zu beschäftigen. 25 Prozent maßen einen Zeitaufwand zwischen drei und fünf Stunden, 17 Prozent einen von sechs und mehr Stunden.

4. Viele Jüngere engagieren sich

Trotz der Meldungen über Nachwuchsmangel: Die Auswertung von 2019 zeigt, dass sich gerade Jüngere überdurchschnittlich oft engagieren. 53 Prozent der 14- bis 29-Jährigen gaben an, ein Ehrenamt auszuüben. 2014 waren es in dieser Altersgruppe nur 47 Prozent.

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5. Engagement geht insgesamt zurück ...

In den Altersgruppen ab 30 ging das Engagement zurück. Insgesamt hatten 2014 noch rund 44 Prozent der Menschen in Hessen ein Ehrenamt (2019: 41 Prozent). Allerdings schwankte dieser Wert auch in den Jahren zuvor.

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6. ... aber das liegt nicht an Corona

Zwar brachte die Corona-Pandemie Sportveranstaltungen und Musikproben monatelang zum Erliegen. Doch großartig ausgewirkt habe sich die Pandemie auf die Vereinsarbeit nicht, teilte das Bundesfamilienministerium im vergangenen Dezember mit. Das Ministerium bezog sich dabei auf eine Befragung von rund 5.000 Menschen ab 46 Jahren.

Auch das Zentrum für Sozialforschung Halle, das Daten aus Hessen für 2019 und 2020 verglich, kam zu dem Schluss, dass zumindest für die erste Zeit der Pandemie insgesamt kein Rückgang freiwilliger Aktivitäten festzustellen sei, im Sportbereich allerdings schon.

Das "Engagement-Barometer", eine Befragung von 1.200 Verantwortlichen von Vereinen und lokalen Organisationen, ergab, dass 14 Prozent durch Corona Mitglieder verloren haben, die zuvor wichtige Führungsaufgaben übernommen hatten. 23 Prozent verloren zudem Mitglieder, die sich anderweitig engagiert hatten. Bei 22 Prozent brachten sich in der Pandemie aber auch neue Ehrenamtliche ein.

Die meistgenannten Gründe gegen ein freiwilliges Engagement in Hessen waren laut Freiwilligensurvey 2019 Zeitmangel (68 Prozent), der Beruf (39 Prozent) und "keine Lust auf so viel Verpflichtung" (35 Prozent). Bei diesem Punkt waren Mehrfachnennungen möglich.

7. Sportvereine leiden besonders unter Nachwuchsmangel

Insbesondere Sportvereine litten in den vergangenen Jahren unter Nachwuchsmangel. Das Innenministerium in Wiesbaden teilte dem hr auf Anfrage mit, in den vergangenen Jahren sei die Tendenz zu beobachten, dass die Sportvereine immer mehr Zeit für die Mobilisierung neuer Mitglieder sowie ehrenamtlicher Vorstände aufbringen müssten. 2019 engagierten sich noch mehr als eine halbe Million Hessinnen und Hessen in einem Verein.

Bundesweit verzeichnete der Sport von 2014 bis 2019 allerdings einen Rückgang von einer Million Ehrenamtlichen. 9 Prozent der im Sport Engagierten gaben ihre Tätigkeit in diesem Zeitraum auf. Besonders bei den Unter-30-Jährigen gab es weniger ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer. Dabei ist zu bemerken, dass der Trend bei den Frauen umgekehrt ist: 44,9 Prozent der Ehrenamtlichen in Sportvereinen waren 2019 weiblich, 2014 waren es nur 40,7 Prozent.

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Beim Nachwuchs an Beliebtheit zu gewinnen scheint der Brand- und Katastrophenschutz: Zusätzlich zu den rund 70.000 erwachsenen Einsatzkräften gibt es laut Innenministerium 26.500 Kinder und Jugendliche in den Nachwuchsabteilungen. Nach einer kleinen Delle 2020 habe es im Folgejahr bereits wieder ein Mitgliederplus beim Feuerwehr-Nachwuchs gegeben.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 11.10.2022, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de

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25 Kommentare

  • Ich möchte Werbung machen für eine sehr sinnvolle Aufgabe: die ehrenamtliche Arbeit am Telefon bei der Telefonseelsorge.
    Eine fundierte Ausbildung, die abends und am Wochenende stattfindet ist Voraussetzung. Es gibt Bewerbungsgespräche, da nicht jede geeignet ist. Eine gewisse Belastbarkeit sollte vorhanden sein.

  • Bei mir spielt das politische Ehrenamt seit 2017 eine sehr große Rolle.
    Leider findet dieses in ihrem Bericht keine Erwähnung und doch besteht ein Großteil der politischen Arbeit in den Kommunen aus ehrenamtlichen Aktivitäten, die auch ganz stark mit Themen wie Bildung, soziale Arbeit, und so weiter verbunden sind.

  • Es nimmt einen Großen Stellenwert in meinem Leben ein.
    Es macht aber auch enorm viel Spaß sich Ehrenamtlich zu engagieren.

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