Studie von IW und Max-Planck-Institut Kita-Versorgung in Offenbach doppelt so schlecht wie in Frankfurt

In ärmeren Stadtvierteln gibt es deutlich weniger Kita-Plätze als in reicheren Quartieren. Das ist das Ergebnis einer Studie, die auch die Betreuungslage in den fünf größten Städten Hessens in den Blick genommen hat.

In einer Garderobe einer Kindertagesstätte hängen bunte Rucksäcke und Jacken.
Kitaplätze sind in vielen Städten rar. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Während Frankfurt deutschlandweit den drittbesten Wert bei der Versorgung mit Kindertagesstätten erreicht, liegt das benachbarte Offenbach weit abgeschlagen unter den zehn Schlusslichtern. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung (MPIfG), die dem hr vorliegt.

Für die Studie wurde nach Angaben der Forschungsinstitute nicht nur untersucht, wie viele Kitas es pro Stadt gibt, sondern auch, in welchen Stadtteilen diese liegen, wie viele Kinder dort leben - und wie viele Menschen in dem Stadtteil Sozialhilfe empfangen.

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Frankfurt auf Platz drei

Nach den bundesweit besten Werten für Heidelberg und Ulm (beide Baden-Württemberg) liegt Frankfurt in der Studie auf Platz drei. Demnach kommen dort 72 Kinder auf eine "erreichbare" Kita.

In Wiesbaden ist der Wert ähnlich gut mit 86, Kassel und Darmstadt liegen mit je 99 im Mittelfeld. Weit hinten liegt Offenbach mit einem Wert von 141 - fast doppelt so hoch wie in Frankfurt. Als "erreichbar" wurden in der Studie alle Kitas betrachtet, die vom Mittelpunkt des Stadtteils in fünf Minuten Fahrtzeit mit dem Auto zu erreichen sind.

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Gefälle zwischen Arm und Reich

Die Studie verglich nicht nur deutsche Großstädte untereinander, sondern glich die Kita-Standorte auch mit sozio-demografischen Daten aus den Stadtteilen ab. Demnach gibt es im Bundesschnitt in Stadtvierteln, in denen ein größerer Anteil der Menschen Sozialhilfe bezieht, weniger Kitas als in reicheren Gegenden.

"Dort, wo frühkindliche Bildung am dringendsten gebraucht wird und am meisten hilft, ist sie am rarsten", sagte IW-Ökonomin Melinda Fremerey zu dem Ergebnis. Die Studie habe auch zeigen können, woran das liege: Zwar seien öffentliche Kitas in unterschiedlichen Stadtteilen ähnlich häufig vertreten. Freie Träger konzentrierten sich jedoch "auf besser gestellte Wohngebiete", so die Autoren der Studie.

So würden beispielsweise "wohlsituierte Stadtteile" von Kitas mit konfessionellen Trägern um rund 20 Prozent besser versorgt als der Stadtdurchschnitt, hieß es. Bei anderen freien Kita-Anbietern habe man eine ähnliche Tendenz feststellen können.

Weitere Informationen

Die Methodik von IW und MPIfG

  • Für die Studie wurden Daten aus 54 deutschen Großstädten verwendet. Insgesamt wurden laut den Autoren öffentlich zugängliche Daten zu 17.099 Einrichtungen in 2.613 Stadtteilen einbezogen.
  • Alle Stadtteile wurden entsprechend der Anzahl der dort lebenden Kinder bis sechs Jahre für die Ergebnisse gewichtet.
  • Kitas, die von mehreren Stadtteilen aus innerhalb von fünf Minuten erreichbar sind, sind anteilig in die jeweiligen Versorgungswerte eingeflossen.
  • Die sozio-demografischen Daten zu den Anteilen an Sozialhilfe-Empfängern pro Stadtteil stammen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung aus dem Jahr 2021.
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Reichere Familien haben nicht nur mehr Geld

Möglicherweise liege das daran, dass Eltern in wohlhabenderen Gegenden mehr Mittel hätten, ihre Nachfrage nach Kita-Plätzen zu äußern und ihre Interessen gegenüber Trägern zu verdeutlichen, heißt es in der Studie.

Das sei vor allem deshalb problematisch, weil es in Deutschland grundsätzlich schwierig sei, einen Platz in einer Kindertagesstätte zu finden - trotz des rechtlichen Anspruchs für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr. Allein in Hessen fehlten im Jahr 2023 einer anderen Studie zufolge rund 41.000 Kita-Plätze.