Studie der Bertelsmann Stiftung Fast jedes vierte Kind in Hessen von Armut bedroht
Oft reicht es nicht mal für die wichtigsten Dinge: Jedes vierte Kind und jeder vierte junge Erwachsene ist in Hessen von Armut bedroht. Das zeigt eine aktuelle Studie. Besonders hart trifft es Kinder von Alleinerziehenden und aus Großfamilien.
Etwa jedes vierte Kind in Hessen ist armutsgefährdet. Insgesamt waren 260.777 und damit 24,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im Jahr 2021 von Armut bedroht. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung.
Besonders betroffen sind demnach Kinder von Alleinerziehenden (45,4 Prozent) und größere Familien mit drei oder mehr Kindern (36 Prozent). Auch Jugendliche und junge Erwachsene leben oft mit wenig Geld: In der Gruppe zwischen 18 und 24 Jahren waren rund 28 Prozent armutsgefährdet.
Besonders betroffen sind Kinder in Städten
Hessen steht mit diesen Werten schlechter da als der Bundesschnitt: Auf ganz Deutschland gerechnet ist jedes fünfte Kind armutsgefährdert. Nur in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Bremen ist die Armutsgefahr noch größer als in Hessen.
Besonders betroffen sind nach Erkenntnissen der Bertelsmann Stiftung Kinder und junge Erwachsene in den größeren Städten wie Kassel, Offenbach, Wiesbaden und Darmstadt.
Studium und Ausbildung sind finanzielles Risiko
Das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen definiert die Studie für die 18- bis 25-Jährigen. Insbesondere diejenigen, die von zu Hause ausgezogen sind und durch Studium und Ausbildung noch zu wenig Geld verdienen, sind häufig von Geldsorgen geplagt. Frauen sind hier mehr betroffen als Männer.
Mit Blick auf diese jungen Menschen fordert die Bertelsmann Stiftung zum Beispiel eine Reform der Ausbildungsförderung Bafög und die Einführung einer Ausbildungsgarantie.
Kindergrundsicherung steht im Koalitionsvertrag
Zudem wuchsen etwa 14 Prozent der hessischen Kinder mit Grundsicherung auf, wie die Studienautoren mit Hilfe von Daten der Bundesagentur für Arbeit vom Juni 2022 feststellen konnten. Auf ganz Deutschland bezogen lag dieser Wert bei 13,9 Prozent.
Die Bertelsmann Stiftung führt in ihrer Studie aus, dass die derzeitigen Krisen und Preissteigerungen das Problem verschärft hätten. Sie fordert deshalb, dass die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag vereinbarte Kindergrundsicherung schnellstmöglich beschließen muss. Der Paritätische Wohlfahrtsverband betont in Reaktion auf die Studie, die Kindergrundsicherung sei zur Bekämpfung der Kinderarmut von "herausragender Bedeutung" - generell müsse die Grundsicherung "sofort um 200 Euro monatlich angehoben werden".
Sendung: hr-iNFO, 26.01.2022, 8.22 Uhr
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