Tausende Menschen stehen auf dem Frankfurter Opernplatz. Im Hintergrund ist die Skyline zu sehen.

Raves, Theater und Lebkuchenherzen gegen Hass: Tanzend und radelnd haben Tausende einen Tag vor der Europawahl in Frankfurt gegen Rechtsextremismus demonstriert. Zur zentralen Kundgebung kamen prominente Rednerinnen und Redner.

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Tausende demonstrieren in Frankfurt gegen Rechtsextreme

Demo vor dem Frankfurter Römer
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Tausende Menschen haben am Samstag an verschiedenen Orten in der Frankfurter Innenstadt gegen Rechtsextremismus demonstriert. Es gab mehrere Sternmärsche mit Fußgängern und Fahrradfahrern in Richtung Zentrum. Unter dem Motto "V.O.T.Y. - Vote of the Year" sollte auf die Europawahl am Sonntag aufmerksam gemacht werden.

Die Polizei sprach am Abend von 4.000 Teilnehmenden, während die Organisatoren eine deutlich höhere Zahl nannten: Sie zählten über den gesamten Tag verteilt 30.000 Menschen.

Die zentrale Kundgebung fand auf dem Opernplatz statt. Es sei alles friedlich geblieben, teilte die Polizei mit.

Eine Europafahne wird bei der Kundgebung vor der Alten Oper geschwenkt.

Verzicht auf Partei- und Nationalflaggen

Die Demonstration wurde von Vertreterinnen und Vertretern des Koala-Kollektivs, des StadtschülerInnenrats, des DGB, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, des Jugendrings, der Diakonie Frankfurt und Offenbach sowie mehrere Einzelpersonen organisiert. "Wir demonstrieren für eine demokratische, offene Gesellschaft, für Frieden und Freiheit, Vielfalt und Menschenrechte, die Wahrung der Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit", hieß es auf der Webseite.

Das menschliche Miteinander sollte laut den Organisatorinnen und Organisatoren am Samstag im Fokus stehen - nicht Parteien. Deshalb wurde zumindest auf dem Opernplatz darum gebeten, "komplett auf Nationalflaggen und Parteiflaggen sowie weitgehend auf Organisationsflaggen zu verzichten".

Raves und Lebkuchenherzen

Das Koala-Kollektiv verkaufte 1.000 Lebkuchen mit Aufschriften wie "Herz statt Hetze" auf Spendenbasis. Die Lebkuchen waren sofort ausverkauft, sagte Bernd Fechner vom Koala-Kollektiv.

Auch ein Bündnis der Clubs und Kultureinrichtungen war an der Planung der Demo beteiligt. Den Anfang machte am Samstag ein dezentraler Demo-Rave ab 13 Uhr. Für die Musik sorgten Clubs aus der Region wie das Tanzhaus West und das Robert Johnson. Zusätzlich fanden zahlreiche Aktionen von Sportclubs, Theatern und Initiativen in der Innenstadt statt.

"Während wir hier stehen, wird irgendwo ein Hakenkreuz gesprayt"

Schauplätze waren etwa der Willy-Brandt-Platz, der Opernplatz, die Hauptwache und die Bar Central in der Elefantengasse. Herzstück der Demonstration war die Bühne vor der Alten Oper. Dort traten prominente Rednerinnen und Redner auf - etwa Comedian Enissa Amani, Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und Said Etris Hashemi, der das rassistisch motivierte Attentat von Hanau überlebte.

"Morgen gehen wir wählen, wir sagen es weiter, wir sorgen dafür, dass unser Umfeld Bescheid weiß, dass es hier eine Demokratie und einen Planeten zu verteidigen gibt", sagte Neubauer. Doch es gehe nicht nur um das eine Kreuz morgen, sondern um jeden Tag. "Das ist jedes Gespräch, jedes Lautwerden, auch wenn es ganz leise ist." Man müsse Hass und Hetze klar benennen.

Luisa Neubauer steht auf einer Bühne und spricht in ein Mikrofon.

"Rassistische Gewalttaten und Straftaten nehmen zu", sagte Awa Yavari von der Anne Frank Bildungsstätte vor den Protestierenden. "Während wir hier stehen, wird irgendwo ein Hakenkreuz gesprayt." Man dürfe Antisemitismus und Antirassismus nicht gegeneinander ausspielen. "Wenn die europäische Rechte sich vernetzt, tun wir das erst recht. Wir stehen zusammen für ein antirassistisches und antidiskriminierendes Europa."

"Gemeinsam gegen rechts" in Gießen

Nicht nur in Frankfurt wurde einen Tag vor der Europawahl demonstriert. In Gießen hatte der Christopher Street Day (CSD) Mittelhessen zu einem Protestzug unter dem Motto "Gemeinsam gegen rechts" aufgerufen. Daran nahmen laut Polizei etwa 1.400 Menschen teil. Alles sei friedlich verlaufen.

Menschen halten ein Banner auf dem "Gemeinsam gegen Rechts" steht.

Auch in Kassel wurde am Samstag Christopher Street Day gefeiert. Unter dem Motto "Gegen Fremdbestimmung: Wir kennen uns selbst am besten" zogen nach Angaben der Polizei rund 3.500 Menschen durch die Stadt.

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