Trotz Inflation und Energiekrise "Die Spendenbereitschaft bleibt weiter hoch"
Inflation und Energiekrise zwingen viele Haushalte zum Sparen. Für die Unterstützung sozialer Projekte scheinen dennoch viele ihr Herz und den Geldbeutel zu öffnen. Der Deutsche Spendenrat spricht von einem guten Spendenjahr, auch wenn es nicht überall in Hessen rosig aussieht.
Die Bilanz für das Spendenjahr 2022 wird positiv ausfallen - davon geht Bernd Kreh vom Landesverband der Diakonie Hessen aus. Auch wenn das Jahr noch nicht vorbei ist, könne man schon jetzt sagen, dass die Spendenbereitschaft für soziale Projekte der Diakonie in Hessen hoch bleibt.
Wegen der Energiekrise sowie steigender Lebenshaltungskosten habe man in den vergangenen Monaten nur schwer abschätzen können, wie die Spendenbereitschaft sein würde, sagt Kreh. Einbrüche im Spendenvolumen seien bislang aber nicht festzustellen.
Diakonie Hessen: Privatspenden zwischen 50 und 500 Euro
Im Gegenteil: Für Projekte wie die "Wärmespenden", die beispielsweise dafür eingesetzt werden, obdachlosen Menschen warme Schlafsäcke zur Verfügung zu stellen, habe man bei der Diakonie Hessen in diesem Jahr bereits über 100.000 Euro sammeln können.
"Die Privatspenden liegen in der Regel zwischen 50 und 500 Euro", sagt Kreh. Damit könne man sehr zufrieden sein. Ein Trend, der sich auch bundesweit derzeit widerspiegelt, weiß Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats.
Bundesweites Spendenvolumen um 0,8 Prozent gestiegen
Nach einer aktuellen Erhebung zum Spendeverhalten der Deutschen lag das Spendenvolumen bis September 2022 bei 3,8 Milliarden Euro – 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Und das, obwohl die Gesamtanzahl der Spenderinnen und Spender in diesem Jahr um 800.000 Menschen zurückgegangen sei.
Die Deutschen würden auch dann spenden, wenn es wirtschaftliche Unsicherheiten gibt, sagt Mälzer. Diese Erfahrung hat auch Johannes Weber vom Verein Silberstreifen in Wiesbaden gemacht. Vor knapp zwei Monaten hatte der Verein eine Aktion ins Leben gerufen, bei der Menschen ihre Energiepauschale spenden können, sofern sie diese nicht selbst benötigen.
70.000 Euro Energiepauschale-Spenden in Wiesbaden
Innerhalb kürzester Zeit kamen so über 70.000 Euro zusammen, die in Form von Essensgutscheinen jetzt an Menschen verteilt werden sollen, die von Altersarmut betroffen sind.
"Das Ergebnis dieser Aktion ist überwältigend", findet Weber. "Ich persönlich schließe daraus, dass die Bereitschaft zu teilen und die Solidarität in unserer Gesellschaft weitaus höher sind, als wir es annehmen."
Weniger Kollekte bei Evangelischer Kirche in Hessen und Nassau
Wer helfen kann, tut das auch. Besonders der Krieg in der Ukraine sei für viele Menschen Treiber, um zu spenden, sagt Volker Rahn von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Trotzdem sei nach jetzigem Stand die Spendensumme in den evangelischen Kirchen rückläufig.
Für die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt sei bisher beispielsweise rund ein Viertel weniger zusammengekommen. Waren es im vergangenen Jahr noch 4,4 Millionen Euro, sind es jetzt rund eine Million Euro weniger.
EKHN hofft auf volle Weihnachts-Gottesdienste
Das liege vor allem an den wenig besuchten Gottesdiensten und der ausbleibenden Kollekte während der Pandemiezeiten, sagt Rahn. Es gebe aber auch Menschen, die finanziell dieses Jahr einfach nichts entbehren könnten: "Manche Menschen entschuldigen sich sogar, dass sie nicht spenden können, weil sie selbst von der Energiekrise betroffen sind."
An Weihnachten und den Feiertagen hofft er auf vollere Kirchen und somit auch vollere Klingelbeutel am Kirchenausgang. Denn eines steht fest: Unterstützung durch Spenden können in diesem Jahr sehr viele Menschen gut gebrauchen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 20.12.2022, 19.30 Uhr
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