Arzt mit NS-Vergangenheit Frankfurter Uniklinik ändert umstrittenen Namen von Hörsaal

Das Uniklinikum Frankfurt würdigte jahrelang einen Mediziner trotz seiner Verstrickungen in NS-Verbrechen mit dem "Franz-Volhard-Hörsaal". Nun hat das Krankenhaus eine Umbenennung des Saals angekündigt.

Drei Fotos liegen weiß umrandet leicht übereinander auf einer mittelblauen Fläche: Außenansicht Gebäude Klinikum Frankfurt - s/w-Portrait Franz Volhard - Detailfoto Hörsaal-Eingang mit Schild
Der umstrittene Mediziner wurde als Namensgeber eines Hörsaals geehrt. Bild © Franz Volhard - Familienbesitz, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=136963980, hr / Anikke Fischer, hessenschau.de

Der Namen des umstrittenen "Franz-Volhard-Hörsaals" am Universitätsklinikum Frankfurt soll geändert werden. Das teilte das Haus dem hr auf Anfrage mit.

Volhard, der ehemalige Direktor der Frankfurter Uniklinik, soll in NS-Verbrechen involviert gewesen sein. Der hr hatte im Juni vergangenen Jahres darüber berichtet. Der Mediziner starb im Jahr 1950 in Frankfurt.

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Neuer Hörsaal-Name noch unbekannt

Nach Beratungen mit einem Medizinhistoriker habe sich der Vorstand des Universitätsklinikums für die Umbenennung entschieden, so ein Sprecher. Die Umsetzung werde aktuell vorbereitet.

Wann diese genau erfolgen soll und wie der neue Name des Hörsaals lauten soll, teilte die Klinik nicht mit.

Tödliche Experimente ermöglicht

Professor Franz Volhard, ehemaliger Direktor der Frankfurter Uniklinik, erlangte einst als Ausnahmemediziner Weltruhm. Der Internist galt noch bis ins Jahr 2022 als "Papst für Herz- und Nierenkrankheiten".

Dabei war Volhards Beteiligung an Verbrechen der Nazizeit seit langem bekannt. Schon 2019 legten Historiker Rechercheergebnisse vor, wonach Volhard in den 1940er Jahren rechtswidrige medizinische Experimente mit einem nicht zugelassenem Tuberkulosemedikament an Kindern durch den Nazi-Arzt Werner Catel gerechtfertigt hatte. Volhard, ein Förderer Catels, entlastete seinen Schützling damals in einem Gutachten.

Im Zuge dessen konnte Catel bis in die 1950er Jahre hinein seine tödlichen Experimente an der Landeskinderheilstätte Mammolshöhe in Königstein (Hochtaunus) fortführen.

Nephrologen distanzierten sich von Volhard - die Uniklinik zunächst nicht

Für die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), die Nierenheilkundler, waren die Erkenntnisse zum Verhalten Volhards Grund, sich im Jahr 2023 von ihm zu distanzieren: Ihre beiden höchsten Dotierungen, die bis dahin "Franz-Volhard-Medaille" und der "Franz-Volhard-Preis" hießen, erhielten neue Namen.

In der Frankfurter Uniklinik wurde Volhard trotz Kenntnissen über dessen Verstrickungen mit der Benennung eines Hörsaals und einer Büste gewürdigt. Nach der Berichterstattung des hr hatte die Klinik eine Aufarbeitung des Falls angekündigt.

Quelle: hessenschau.de