"HerzCaspar" erstmals in Hessen aktiv Verein schenkt schwerkranken Kindern unbekümmerte Momente
Lange Klinikaufenthalte sind oft anstrengend und trist, besonders für Kinder und Jugendliche. An der Uniklinik in Gießen sorgen junge Ehrenamtliche vom Verein "HerzCaspar" nun für Abwechslung und ein bisschen Normalität - für schwerkranke Kinder wie Anna.
Früher hat die zierliche Anna (richtiger Name ist der Redaktion bekannt) mit den langen blonden Haaren gerne Fußball gespielt und ist mit ihrer Familie klettern gegangen. Sogar einen Kletterschein hat sie gemacht. Jetzt kann die Elfjährige nicht mal mehr laufen und sitzt im Rollstuhl.
Seit mehreren Wochen ist sie Patientin am Universitätsklinikum in Gießen (UKGM). Die Kinder und Teenager, die in der Klinik für Kinder- und Familienpsychosomatik stationär aufgenommen sind, haben unterschiedliche Krankheitsbilder: Depressionen, Rheuma, entzündliche Darmerkrankungen oder Angststörungen. Es ist ein zäher und gleichzeitig oft auch langweiliger Klinikalltag, gefüllt mit Therapien und Untersuchungen.
Verein erstmals in Hessen aktiv
Neuerdings sind auf Station aber auch Menschen wie Kristin, Lena und Darwin unterwegs. Die Studierenden engagieren sich ehrenamtlich bei "HerzCaspar". Der ursprünglich in Hamburg gegründete Verein ist inzwischen an fünf Krankenhäusern in Deutschland aktiv. Erster Standort in Hessen ist seit November Gießen.
Das Ziel: Kranken jungen Menschen den Klinikalltag erleichtern. Die Ehrenamtlichen besuchen als sogenannte Buddies regelmäßig Kinder und Jugendliche auf Station – einfach nur, um für sie da zu sein. Die Buddies fungieren als Gesprächs- oder Spielpartner und bieten an, mit den Patientinnen und Patienten das zu unternehmen, worauf diese gerade Lust haben.
"Wenn man traurig ist, wird man aufgemuntert"
An diesem Nachmittag in Gießen wollen die acht Patientinnen und Patienten auf Station gerne mit den Buddies spazieren gehen. Danach spielen sie in der Turnhalle Brennball. Während sich die anderen mit weichen Bällen abwerfen, sitzt Anna mit der 23-jährigen Lena am Rand und unterhält sich. "Es ist einfach cool, wenn man traurig ist oder so - dann wird man aufgemuntert", sagt Anna.
Lena findet es schön, einem kranken Kind so zumindest kurze unbeschwerte Glücksmomente bescheren zu können, wie sie erklärt. "Es tut einfach gut, zu sehen, dass jemand wie Anna eine schöne Stunde hat, auch mal lachen kann und nicht von Therapiemaßnahmen umgeben ist." Einfach mal wieder Kind sein, sagt Lena.
Auch der 27-jährige Darwin engagiert sich hier einmal pro Woche ehrenamtlich. Er wollte ursprünglich Medizin oder Psychologie studieren und so Menschen helfen, aber das habe leider nicht geklappt, erzählt er. "Dann habe ich mir gedacht, ich mache etwas Ehrenamtliches in dem Bereich - und so bin ich zu HerzCaspar gekommen." Den Flyer habe seine Mitbewohnerin in einem Gießener Lokal entdeckt.
"Wichtig, sich auch als Alltagsmensch zu fühlen"
Am UKGM in Gießen engagieren sich inzwischen 15 junge Menschen als Buddies. Für den Leiter der Fachklinik, Professor Burkhard Brosig, macht ihre Anwesenheit einen riesigen Unterschied für die Patientinnen und Patienten, wie er erklärt.
"Die Buddies kommen nicht als Therapeuten, sondern als interessierte Mitmenschen", stellt Brosig fest. Es sei wichtig, sich nicht nur als Patient zu fühlen, sondern auch als Alltagsmensch – auch dann, wenn man krank ist.
Verein von betroffener Familie gegründet
Der Verein wurde vor fünf Jahren in Hamburg von der Familie eines herzkranken und inzwischen verstorbenen Jugendlichen gegründet. Caspar von Schiller erkrankte mit 15 Jahren schwer und brauchte schließlich eine Herztransplantation.
Wie der Verein auf seiner Internetseite erklärt, hatte der Schüler während seiner Klinikaufenthalte selbst den Wunsch nach mehr Außenkontakten und Menschen, mit denen er einfach Zeit verbringen konnte: Filme oder Serien gucken, sich einfach mal unterhalten, gemeinsam Musik machen.
"Deshalb hatte Caspar die Idee, im Laufe seines späteren Lebens eine Initiative namens 'HerzCaspar' zu gründen", so der Verein. Dazu kam es allerdings nicht: 2014 starb Caspar von Schiller im Alter von 20 Jahren als Folge von Abstoßungsreaktionen seines Körpers auf das transplantierte Herz. Seine Angehörigen gründeten den Verein nach seiner Vision und in seinem Namen.
Die Initiative wurde inzwischen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, etwa von der Deutschen Kinderkrebsnachsorge oder der Stiftung Ravensburger Verlag.
Sendung: hr-iNFO, 07.03.2023, 11 Uhr
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