Vibro-Truck erkundet Berg Tromm Was dieser Laster mit der Energiewende zu tun hat
Wissenschaftler haben ein Auge auf einen Bergrücken an der Bergstraße geworfen: Das kristalline Gestein auf der Tromm gilt als besonders vielversprechend, um 400 Meter unter der Erde ein Geothermie-Labor einzurichten. Ein sogenannter Vibro-Truck beginnt mit wichtigen Untersuchungen.
Der Boden wackelt, und die kleinen Kieselsteine auf dem Schotterweg hüpfen, als die schwere Platte unter dem blauen Vibro-Truck zu rütteln beginnt. Die Schwingungen werden in den Boden übertragen, wie Ingo Sass, Professor an der TU Darmstadt für Angewandte Geothermie, erklärt. "Dadurch erzeugen wir Schallwellen, und die werden reflektiert oder gebrochen. Die zurückgeworfenen Wellen können wir mit Geophonen im Gelände messen."
Über dieses Verfahren wollen Wissenschaftler von der Helmholtz-Gemeinschaft und vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mehr über das Gestein am Bergrücken Tromm in Grasellenbach (Bergstraße) erfahren und herausfinden, ob hier der passende Standort für ein Geothermie-Labor (GeoLab) wäre. Ein solches würde untersuchen, wie die in der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie genutzt werden könnte.
Ein Labor unter Tage
Ein solches Labor würde rund 400 Meter unter der Erde in einem Bergstollen liegen, der eine Länge von ein bis zwei Kilometern und einen Durchmesser von sechs Metern haben müsste. Von diesem aus ließen sich Experimente gut kontrolliert direkt im Gestein durchführen. Ein Ort für Forscher und Forscherinnen aus der ganzen Welt, um "Spitzenforschung für eine zukünftige Wärmeversorgung" zu betreiben, heißt es in der Werbebroschüre.
Seit gut zehn Jahren beschäftigt sich Ingo Sass, Professor für Geothermie an der TU Darmstadt, mit seinem Team bereits mit der Frage, wo und wie ein solches Labor in Deutschland entstehen könnte. Katharina Schätzler vom KIT erklärt, dass es bei dem GeoLab um Grundlagenforschung geht: "Wir wollen herausfinden, wie man gut, sicher und umweltgerecht kristallines Gestein für die Erdwärmeversorgung nutzen kann."
Auch aus Sicht des Darmstädter Professors ist Geothermie eine wichtige Stellschraube für eine erfolgreiche Energiewende. "Wir gehen davon aus, dass die Untergrundnutzung forciert werden muss, um Konflikten zur Flächennutzung wie bei Wind- und Sonnenenergie vorzubeugen und um die benötigte Grundlast bereitzustellen." Dabei liegen ihm zufolge 95 Prozent des geothermischen Potenzials von Deutschland in kristallinem Gestein.
Tromm besonders vielversprechend
Die Augen der Wissenschaftler richten sich nun auf die Tromm. Denn diese erscheint nicht nur deshalb als besonders geeignet für die Geothermie-Forschung, weil das kristalline Gestein vergleichsweise dicht unter der Erdoberfläche liegt. Sondern auch, weil die Wissenschaftler vermuten, dass es hier wegen der Otzberg-Störungskante Brüche in einem sonst sehr festen Gestein gibt.
Genau diese Durchlässigkeit ist für die Goethermie-Forschung besonders interessant. Mit der nun beginnenden Erkundung hoffen sie, auf solche "Störungen" im kristallinen Gestein zu stoßen.
Auch Bundesgesellschaft für Endlagerung beteiligt sich
Unter den Kooperationspartnern für das Projekt GeoLab ist auch die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Dagmar Dehmer als Sprecherin der BGE betont, dass es nicht darum gehe, an dieser Stelle auf der Tromm ein Atommüllendlager zu planen.
"Wir wollen vielmehr Erfahrungen sammeln, wie man effizient Erkundungen durchführen kann und wie man in einem so harten Gestein wie Granit möglichst gesteinsschonend einen Tunnel bohren kann."
Allerdings ist rund um die Stelle, wo jetzt die Erkundungen für das GeoLab stattfinden, auch noch ein Gebiet ausgewiesen, das im Prinzip als Endlager geeignet wäre. So wie aktuell noch 54 Prozent der Landesfläche, betont Dehmer. All diese Gebiete sollen jetzt Schritt für Schritt weiter geprüft werden, auf der Tromm seien entsprechende Untersuchungen für kommends Jahr geplant.
Ein Meilenstein
Die Erkundungen, ob die Tromm als Standort für ein GeoLab geeignet ist, dauern vermutlich bis zu anderthalb Jahre, so Katharina Schätzler vom KIT. In den Fahrten des Vibro-Trucks sieht sie einen Meilenstein.
Zu den weiteren Erkundungen gehöre neben Messungen zu den elektrischen und magnetischen Eigenschaften des Gesteins auch eine Bohrung auf bis zu 500 Meter Tiefe.
Finden die Wissenschaftler geeignete Bedingungen vor, könnten ab 2026 die konkreten Planungen für das Geothermie-Labor beginnen. Ein Testbetrieb würde voraussichtlich ab 2030 möglich sein.