Ministerium empfiehlt Impfung Viele Fälle von Keuchhusten - vor allem bei Jugendlichen
Keuchhusten ist hoch ansteckend und für Säuglinge mitunter lebensgefährlich. In diesem Jahr wurden in Hessen bereits 440 Fälle gemeldet. Die Experten vermuten, dass vor allem Jugendliche die Auffrischimpfungen verpassten.
Nachdem die Zahl der Keuchhusten-Erkrankungen in Hessen in den Corona-Jahren dank der Regeln zum Infektionsschutz deutlich gesunken war, steigt sie nun wieder an. So wurden landesweit in diesem Jahr bislang 440 Fälle von Keuchhusten gemeldet, wie das hessische Gesundheitsministerium mitteilte. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr waren es 150 Fälle.
"Während der Pandemiejahre 2020 bis 2023 wurden im Vergleich zum aktuellen Jahresstand 2024 jeweils für das ganze Jahr weniger Fälle gemeldet", erklärte das Ministerium. In den Jahren vor der Pandemie sei Keuchhusten dagegen häufiger festgestellt worden.
So habe es in den Jahren 2016 und 2017 jeweils 972 beziehungsweise 934 Fälle gegeben. 2018 seien es 753 Fälle gewesen, 607 Fälle im Jahr 2019. "Es gibt also keinen einheitlichen Trend", hieß es.
Ministerium empfiehlt Impfung
Auch Deutschlandweit sind in diesem Jahr bislang deutlich mehr Menschen an Keuchhusten erkrankt als im Vergleichszeitraum der Vorjahre. Bis Ende Juli wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) nach eigenen Angaben 11.926 Fälle gemeldet. 2023 waren es im gleichen Zeitraum nur 2.010 Fälle. Europaweit sind die Zahlen ebenfalls stark angestiegen.
Besonders betroffen sind Jugendliche. Man gehe davon aus, dass insbesondere Jugendliche die empfohlene Auffrischimpfung im Alter zwischen neun und 16 Jahren nicht in dem Maße erhalten, wie es wünschenswert wäre, teilte das RKI auf Anfrage von tagesschau.de mit.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt zum Schutz vor Keuchhusten eine dreiteilige Grundimmunisierung für Babys sowie je eine Auffrischimpfung im Alter von fünf bis sechs und von neun bis 16 Jahren. Erwachsene sollten bei der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Auffrischimpfung nochmals gegen Keuchhusten geimpft werden.
Keuchhusten vor allem für Säuglinge gefährlich
Keuchhusten (Pertussis) ist nach Angaben des RKI eine hoch ansteckende Krankheit, die durch Bakterien ausgelöst und über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Bei Ungeimpften verläuft sie in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen treten erkältungsähnliche Symptome wie Schnupfen und leichter Husten sowie leichtes oder gar kein Fieber auf.
Im zweiten Stadium, das vier bis sechs Wochen andauere, komme es zu den typischen krampfartigen Hustenanfällen, die mit Würgen und - vor allem bei Kleinkindern - Erbrechen einhergehen können. Auch in dieser Phase ist Fieber eher selten. Im dritten Stadium klingt die Erkrankung langsam ab. Der Reizhusten kann allerdings noch über Monate anhalten.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen sowie den meisten geimpften Kindern verläuft die Erkrankung oft lediglich als lang andauernder Husten. Besonders gefährlich ist die Krankheit jedoch für Säuglinge, bei denen sie tödlich verlaufen kann. Zu Komplikationen gehören am häufigsten Lungenentzündungen, sie können auch bei Menschen mit Grunderkrankungen und bei Älteren vorkommen.