Auto-Attacke in Volkmarsen Gebete und Glockengeläut zum Gedenken an die Amokfahrt

Die Kirchenglocken in Volkmarsen haben am Montag um 14.30 Uhr geläutet. Damit erinnerten sie an die Amokfahrt am Rosenmontag vor fünf Jahren.  

Ein Polizeiauto steht in einer Straße, die mit rot-weißen Luftballons und einem Banner geschmückt ist.
Der Tag danach: Die Polizei ist in Volkmarsen weiter präsent Bild © picture-alliance/dpa

Zum Gedenken an die Tat haben die Kirchenglocken der evangelischen und katholischen Kirche am Montagmittag für die Verletzten und ihre Angehörigen geläutet. Bereits am Sonntag gab es in beiden Kirchen Gottesdienste zum Gedenken an die Gewalttat vom 24. Februar 2020.

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Damals war ein Autofahrer absichtlich in den Rosenmontagszug in seiner Heimatstadt Volkmarsen (Waldeck-Frankenberg) gerast. Mehr als 150 Menschen wurden teils schwer verletzt, darunter viele Kinder. In seinem Mercedes-Kombi war der damals 29-Jährige 42 Meter weit durch die Menge der Feiernden gefahren.

Glockengeläut zum Gedenken 

Mit dem Glockenläuten zur Tatzeit wolle man Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen, dass "alle überlebt haben und die Opfer größtenteils körperlich geheilt sind", so Martin Fischer, der katholische Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde St. Marien.

Michael Gerber, Bischof des Bistums Fulda und Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) erinnerten an die Tat vor fünf Jahren. "Unsere Gedanken sind am fünften Jahrestag bei allen, die durch diese Amokfahrt Narben an Körper und Seele tragen", erklärten sie in einer gemeinsamen Mitteilung. "Wir sind Gott dankbar, dass in Volkmarsen niemand zu Tode kam und dass viele Wunden mit der Zeit heilen konnten".

Unwissenheit über Motivation beschäftigte die Menschen

Die Stadt ist mittlerweile äußerlich zur Ruhe gekommen, beobachtete Pfarrer Fischer. In der Zeit um das Gerichtsverfahren im Jahr 2021 herum sei er noch häufiger von Betroffenen und Gemeindemitgliedern auf die Tat angesprochen worden.

Die Menschen habe vor allem bewegt, dass der Verurteilte geschwiegen habe und man nichts über seine Motivation wisse, so Fischer. Nach dem Urteil in dem Prozess sei niemand mehr auf ihn zugekommen.

Die Stadt Volkmarsen und die Volkmarser Karnevalsgesellschaft wollten sich anlässlich des Jahrestags nicht äußern, heißt es aus dem Büro des Bürgermeisters.

Lebenslange Haft 

Der Amok-Fahrer war im Dezember 2021 wegen versuchten Mordes in 89 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht stellte dazu die besondere Schwere der Schuld fest und behielt sich eine anschließende Sicherungsverwahrung vor.

Dass bei der Amokfahrt niemand gestorben sei, grenze an ein Wunder, hatte es wiederholt im Prozess vor dem Landgericht Kassel geheißen. Nach einer Revision des Täters wurde das Urteil über die lebenslange Haft vom Bundesgerichtshof bestätigt. Die Sicherungsverwahrung jedoch musste erneut geprüft werden. Im Mai 2024 hob das Kasseler Landgericht die Regelung der möglichen anschließenden Sicherungsverwahrung auf.

Der Mann habe die Tat begangen, habe aber keine Vorstrafen und sei auch sonst nicht als gewalttätig aufgefallen, erklärte das Gericht. Es sei derzeit nicht feststellbar, dass es sich um einen Täter handele, der den Hang habe, erneut Straftaten zu begehen. Zudem müsse der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt werden, der Täter verbüße bereits eine lebenslange Freiheitsstrafe. Eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ist zwar rechtlich möglich, jedoch in der Praxis nahezu ausgeschlossen.

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe