Volunteers bei der Fußball-EM 2024 "Man ist Teil von etwas Großem"
Sie opfern Urlaub und arbeiten ohne Bezahlung: Volunteers lotsen Fans durch die Stadt oder begleiten Spieler zu Doping-Kontrollen – Rund 1.600 Freiwillige sind während der EM in Frankfurt im Einsatz, Leonard und Helena sind zwei von ihnen. Wir haben sie begleitet.
Leonard Rüter ist umringt von einem Meer aus gelbfarbenen Trikots. Gelber Rauch schwebt über dem Römer. Im Takt der Trommeln, Arm in Arm hüpft er mit den Fans der rumänischen Nationalmannschaft auf und ab. "Wie geil, das ist doch der Hammer!", schreit der 27-Jährige und strahlt.
"Ich wäre auch als Volunteer bei einer Handball-EM"
Eigentlich ist Leonard kein Fußballfan - nun arbeitet er freiwillig für die Europameisterschaft, ist ein so genannter Volunteer. "Ich wäre auch Volunteer geworden bei einer Handball-EM", erzählt er. Ihm gehe es vor allem darum, Teil von etwas Großem zu sein – Aushängeschild der EM im eigenen Land. "Die Motivation war vor allem, nicht einfach zuhause mit Kumpels das Spiel zu schauen, sondern mit den Fans in der Innenstadt zu feiern. Da wollte ich dabei sein."
Auf seinen Schultern trägt er eine Fahne mit der Aufschrift 'Infopoint', in seiner Hand hält er Flyer. Er dreht seine Runden auf dem Römer, läuft bis zur Hauptwache. Die Hitze staut sich zwischen den Fassaden der Frankfurter Innenstadt. Der Volunteer ist hier, mitten in der Stadt, Ansprechpartner für die Fans, erklärt ihnen den Weg zum Stadion oder den Nahverkehr.
Begegnungen mit Fans
Bezahlt werden die Volunteers für ihren Einsatz nicht. Die Begegnungen mit Fans aus aller Welt sind es, die Leonard am Ende des Tages für seine Arbeit entlohnen, wie er betont. "Einmal habe ich einem kanadischen Ehepaar geholfen, ihr Hotel zu finden. Dann hat die Frau mir auf die Schulter geklopft und gesagt: ,Sag deiner Mutter, dass sie stolz auf dich sein kann'", erinnert er sich.
Leonard hat sich extra Urlaub genommen
Für seinen Einsatz als Volunteer hat der Softwareingenieur sich extra Urlaub genommen oder die Schichten auf seine freien Wochenenden gelegt. "Es ist ja keine Arbeit. Man hat Spaß, man ist in der Sonne, man wir braun, als wenn ich am Strand liegen würde", sagt der 27-Jährige.
Während Leonards Schicht sich langsam dem Ende zuneigt und die letzten Fans in Richtung Stadion aufbrechen, tritt Helena Weiler gerade ihren Dienst als Teamlead in der Fanzone am Main an. "Hier ist man mittendrin. Man bekommt alles mit", sagt sie.
Koordinatorin und Problemlöserin
Helena steht in einer Traube von Menschen in grüner Uniform. Sie weist die anderen Volunteers in ihre heutigen Aufgaben ein. Die 26-jährige Frankfurterin sorgt dafür, dass alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. "Ich sehe mich einerseits als Koordinatorin und auf der anderen Seite als Problemlöserin – wenn es zum Beispiel zu einem Personalausfall, technischen Problemen, Beschwerden oder Fragen kommt", sagt sie.
Manchmal springt Helena auch für ihre Kollegen ein, greift ihnen unter die Arme. So auch jetzt. In einem der Fußballcourts greift sie nach dem orangefarbenen Ball und positioniert ihn für einen der Sportbegeisterten in der Warteschlange auf der Markierung. Und gibt das Signal – bereit zum Schuss aufs Tor.
Warum so viel Arbeit für lau?
Eigentlich ist Helena Sportpsychologin, arbeitet in Teilzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe Uni. Warum also die ganze Arbeit für lau? "Das ist eine Frage, die man oft gestellt bekommt. Es ist etwas ganz Besonderes, dass es in der eigenen Stadt stattfindet, in der man groß geworden ist. Das ist nochmal etwas anderes, als wenn man das aus der Ferne mitbekommt." Vor allem gefällt es Helena, auf Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten zu treffen.
Uniform dürfen sie behalten
Noch zwei Wochen sind Helena und Leonard im Einsatz. Am Ende der Europameisterschaft dürfen alle Volunteers ihre grüne Uniform behalten. Leonard weiß auch schon, was er damit machen wird: "Die Regenjacke habe ich schon an meine Frau weitergegeben. Für den Rucksack habe ich auch schon Interessenten. Alles wird unter Freunden verteilt, sodass am Schluss jeder davon etwas hat", sagt er und lacht. Bis dahin will er noch viele EM-Erinnerungen sammeln.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 29.06.2024, 19.30 Uhr
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