Kartuschen und Ballons Warum die Partydroge Lachgas in Frankfurt zum Problem wird
In den Frankfurter Ausgehvierteln ist die Partydroge Lachgas omnipräsent. Ein Verbot des Rauschmittels ist schwer umzusetzen, denn Lachgas wird zum Beispiel in Sprühsahne oder beim Zahnarzt verwendet. Doch die Gefahr ist nicht zu unterschätzen.
In einer Nebenstraße der großen Einkaufsmeile Zeil mitten in Frankfurt steht eine Gruppe junger Erwachsener. Jeder von ihnen hat einen vollen schwarzen Ballon in der Hand, darin: Lachgas. Die Kartusche steht in ihrer Mitte. Sie atmen das Gas aus dem Ballon ein, erst langsam, dann schneller.
Wieder eine Lachgas-Welle
An Wochenenden ist das ein gewohntes Bild in der Frankfurter Innenstadt. Überall liegen leere Kartuschen herum, genau wie die schwarzen Ballons. Lachgas ist seit einigen Monaten wieder angesagt, erkennt auch Lars Küthe, Präventionsbeauftragter der Polizei Frankfurt: "Seit Jahren kommt Lachgas in Wellen. Es ist in letzter Zeit wieder wesentlich präsenter, das merken die Sozialarbeiter und unsere Streifen vor Ort."
Der Kauf, Besitz oder Verkauf von Lachgas ist in Hessen und ganz Deutschland legal. Es fällt weder unter das Betäubungs-, noch unter das Arzneimittelgesetz. Die Lebensmittelbranche braucht Lachgas, beispielsweise in Sprühsahne. Ein Verbot ist daher kaum möglich.
Lachgas im Kiosk oder per Lieferdienst
Die Folge: Die jungen Menschen in der Frankfurter Innenstadt können Lachgas kaufen wie eine Flasche Bier oder eine Packung Zigaretten. Die Kartuschen gibt es im Kiosk, in Online-Shops oder bei Straßenverkäufern - auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Mango oder Erdbeere. In Frankfurt können Interessenten sogar ein Lachgas-Liefertaxi rufen.
Präventionsbeauftragter Lars Küthe findet es bedenklich, dass es so leicht ist, Lachgas zu kaufen: "Wenn etwas frei erhältlich ist, was keine offensichtlichen Konsequenzen nach sich zieht, dann ist man eher dazu bereit, dann lässt man sich eher dazu überreden."
Rausch und Risiko
Aber warum ist das überhaupt ein Problem? Arne Rostock ist Zahnarzt und setzte wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen Lachgas als Beruhigungsmittel ein. Deshalb kennt er sich auch sehr gut mit den Risiken des Stoffs aus: "Bei einer Überdosierung können Schwindel, Übelkeit, Unwohlsein oder beklemmende Gefühle eintreten. Und bei regelmäßigem Konsum kann das Nervensystem schwer geschädigt werden." Neben Experten warnt auch die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen vor dem Inhalieren von Lachgas.
Vermüllung durch Kartuschen
Neben den gesundheitlichen Schäden ist die Vermüllung der Frankfurter Innenstadt eine weitere Folge des Lachgas-Trends. Überall liegen die leeren Lachgaskartuschen herum. Im normalen Restmüll dürfen sie nicht entsorgt werden - für die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) eine große Herausforderung.
Deren Sprecher Stefan Röttele ist genervt: "Inzwischen dürften wir über 1.000 Kartuschen eingesammelt haben. Am Anfang wussten wir gar nicht, wie wir das entsorgen müssen. Lachgas gehört zu den Treibhausgasen und ist leicht entzündlich."
Verbot nicht in Sicht
Während andere EU-Länder wie die Niederlande Lachgas mittlerweile als Opiat listen oder wie Großbritannien über ein Verbot nachdenken, wird in Deutschland auf politischer Ebene nicht über ein Verbot diskutiert. Der öffentliche Konsum in der Frankfurter Innenstadt wird so schnell also nicht verschwinden - außer, die Welle ebbt von alleine wieder ab.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 7.8.2023, 19:30 Uhr
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