Menopause-Zentrum in Frankfurt Wechseljahre im Fokus: Wie Ärztinnen Frauen mit Beschwerden helfen wollen

In prominenter Lage mitten in Frankfurt befindet sich ein Menopause-Zentrum für Selbstzahlerinnen. Die Idee dazu kommt von einer Frau, die mit Wechseljahre-Beschwerden verzweifelt nach Hilfe gesucht hatte. Was können die Ärztinnen hier bieten, was es bei anderen Gynäkologen nicht gibt?

Beratungsgespräch im Frankfurter Menopause-Zentrum.
Ärztin Gabriela Cracovschi mit Patientin Tatjana Oestreicher im Beratungsgespräch im Frankfurter Menopause-Zentrum. Bild © hr

Drei Jahre lang habe sie nie länger als zwei Stunden am Stück geschlafen, erinnert sich Sinai Blumenthal. "Ich bin vom Schwitzen wachgeworden, konnte dann zitternd nicht mehr einschlafen, mein Kopf hat überhaupt keine Ruhe gefunden", sagt die heute 55-Jährige.

Dass die Wechseljahre sie so hart erwischen würden, habe sie vorher nicht erwartet - schließlich sei in ihrem Umfeld nie wirklich darüber gesprochen worden.

Was dann laut Blumenthal folgte: Besuche bei dutzenden Ärzten, dabei immer wieder ein "Stellen Sie sich nicht so an", bis hin zu ihren Versuchen, die Symptome selbst mit sibirischem Rhabarber, Ginseng oder Teufelskralle in den Griff zu kriegen - vergeblich.

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Menopause-Zentrum will Frauen in den Wechseljahren helfen

Beratungsgespräch im Frankfurter Menopause-Zentrum.
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Aus dem Problem eine Idee gemacht

Jetzt, im April 2025, läuft die inzwischen zweifache Großmutter schnellen Schrittes und mit einem Lächeln im Gesicht durch die breiten Flure des Menopause-Zentrums am Frankfurter Opernplatz, dessen Managerin sie ist.

"Ich kann schlafen, ich bin fit, ich habe Lust aufs Leben", sagt Blumenthal. "Ich fühle mich fantastisch und ich komme jeden Tag zur Arbeit. Und ich liebe, was ich tue." Schließlich habe sie aus ihrem eigenen Problem etwas gemacht, womit sie auch anderen helfen könne.

Frau hält einen Zettel in der Hand, im Gespräch mit einer anderen Frau an einem Anmeldetresen
Sinai Blumenthal ist "Ideengeberin" und Managerin des Menopause-Zentrums. Bild © hr

Sinai Blumenthal ist weder Ärztin noch Gründerin des Praxis-Zusammenschlusses, aber sie bezeichnet sich als "Ideengeberin" und Managerin im nach ihren Angaben ersten Menopause-Zentrums in Deutschland - "für Frauen, von Frauen", wie sie betont.

Medizinischer "Co-Working-Space"

Mit weiteren Fachärzten teilen sich drei Gynäkologinnen des Menopause-Zentrums die Praxisräume in einer Art medizinischem "Co-Working-Space", wie Blumenthal sagt. Ganz nach ihrer Idee richten sich die drei Ärztinnen gezielt an Frauen in ihren Wechseljahren.

Die Menopause bezeichnet laut der Deutschen Menopause Gesellschaft die letzte Menstruation im Leben einer Frau, sofern nicht die Gebärmutter entfernt wurde oder die Frau Hormone einnimmt. Erst wenn diese Blutung zwölf Monate zurückliegt, könne man davon ausgehen, dass dies wirklich die letzte Menstruation war.

Weniger präzise ist demnach der Begriff "Wechseljahre", der sich auf den gesamten Zeitraum beziehen kann, ab dem sich die Funktion der Eierstöcke ändert: Irgendwann sind alle Follikel - also die Bläschen, in denen die Eizellen in den Eierstöcken heranreifen, aufgebraucht. Dann hören die Eierstöcke auf, die Sexualhormone zu produzieren, die bis dahin hauptsächlich die Menstruation gesteuert haben: die Östrogene.

Sie bieten ausführliche Gespräche an, führen Blutuntersuchungen zum Hormonspiegel durch und bieten danach individuelle Therapien an - mit oder ohne Hormon-Einnahme, Infusionen oder Laserbehandlungen, bis hin zu "Smart-Anti-Aging".

Erstgespräch ab 270 Euro

Optisch wirkt allein der Wartebereich der Praxen eher wie die Lobby eines einigermaßen luxuriösen Hotels: breite Gänge, Parkettböden, samtbezogene Sessel, Palmen in goldfarbenen Kübeln.

Das Menopause-Zentrum ist eine Privat- und Selbstzahlerpraxis, allein ein Erstgespräch kostet laut Blumenthal zwischen 270 und 400 Euro. Auch Privatversicherte müssten davon ausgehen, zumindest einen Anteil selbst zahlen zu müssen.

"Unser Ziel ist es, allen Frauen, die hierherkommen, profund zu helfen", sagt Blumenthal. Individuell mit viel Zeit auf die Patientinnen einzugehen, koste nunmal, immerhin sei eine Praxis auch ein wirtschaftliches Unternehmen.

Für Zusatzinformationen und Zweitmeinungen bezahlen?

"An sich ist nichts Schlimmes an Einnahmen", sagt Peyman Hadji von der Deutschen Menopause Gesellschaft. Grundsätzliche könne jede kassenärztlich versicherte Frau mit Beschwerden in den Wechseljahren aber auch zu ihrem niedergelassenen Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin gehen.

Wer darüber hinaus eine Zweitmeinung oder Zusatzinformationen wolle, könne Selbstzahler-Angebote in Anspruch nehmen. "Wenn Sie dafür bezahlen wollen, ist das vollkommen okay."

Peyman Hadji ist selbst Gynäkologe in Frankfurt und arbeitet in einem Hormon- und Osteoporose-Zentrum. "Ein Zentrum ist eigentlich ein Ort, an dem auf höchstem wissenschaftlichen und klinischen Niveau gearbeitet wird", sagt er. Das setze voraus, dass man Krankenversorgung durchführe, forsche und lehre.

Hadji: Kein Zentrum im eigentlichen Sinne

Das ist im Menopause-Zentrum am Opernplatz nicht der Fall: Die Ärztinnen machen nach eigenen Angaben regelmäßig Weiterbildungen, aber eine anerkannte Zusatzqualifikation etwa zur Endokrinologin hat hier niemand. "Dann ist es eher kein Zentrum, sondern eine gynäkologische Praxis mit dem Schwerpunkt Hormonberatung", sagt Hadji, räumt aber auch ein: "Der Begriff ist nicht geschützt."

Mann sitzt in einem Bürostuhl und lächelt
Peyman Hadji ist Beisitzer in der Deutschen Menopause Gesellschaft mit Sitz in Marburg. Bild © hr

Die Patientinnen im Menopause-Zentrum scheint das nicht zu stören. Tatjana Oestreicher etwa, 49 Jahre alt, nimmt nach eigenen Angaben gerne den Weg aus ihrer Heimat Bad Orb (Main-Kinzig) nach Frankfurt in Kauf, um hier bei Ärztin Gabriela Cracovschi behandelt zu werden.

"Ich war auf der Suche nach einer Ärztin, die mir sympathisch ist, die meine Beschwerden lindert", sagt Oestreicher. "Und ich habe mich von Anfang an super aufgehoben gefühlt." Cracovschi stelle die richtigen Fragen und habe ihr bisher Medikamente verschrieben, die ihr tatsächlich geholfen hätten, sagt die 49-Jährige.

Ärztin Cracovschi: Thema komme "fast immer zu kurz"

Gynäkologin Gabriela Cracovschi und Managerin Sinai Blumenthal betonen immer wieder, wie wichtig es sei, sich Zeit für die Patientinnen zu nehmen. "Die Frauen wollen erst einmal gehört werden und nicht einfach nur Therapien an die Hand bekommen", sagt Cracovshi.

Sie wolle Kolleginnen und Kollegen nicht schlecht reden, betont sie, sagt aber dennoch: In anderen Praxen komme das "fast immer zu kurz, weil man keine Zeit für Gespräche hat, in denen man auf die Bedürfnisse von Patientinnen eingehen kann".

Mehr als Schweißausbrüche und Hitzewallungen

Dazu komme, dass es noch zu wenig Bewusstsein für das Thema gebe. Auch im Studium und in der Facharztweiterbildung würden die Wechseljahre kaum vorkommen. Neben den bekannten Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Stimmungsschwankungen gebe es noch viele weitere Symptome, die oft vernachlässigt würden - etwa Migräne, Gelenkschmerzen oder Vergesslichkeit.

Gynäkologe Peyman Hadji sieht das etwas anders. "Natürlich ist es so, dass in einer Kassenarztpraxis nicht unendlich viel Zeit besteht für ein Gespräch", sagt er. Wer privat zahle, könne natürlich mehr Zeit bekommen. "Aber ich glaube nicht, das im Durchschnitt eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt schlecht aufklärt oder zu wenig Zeit hat."

Hadji: Hormonspiegel nicht unbedingt notwendig

Kritisch sieht Hadji auch den Ansatz des Menopause-Zentrums, immer eine ausführliche Hormonbestimmung durchzuführen. Häufig sei das nicht notwendig, um Beschwerden zu erkennen. "Dazu braucht man ein Gespräch, um dann zu behandeln."

Insgesamt sei der Forschungsstand zur Behandlung von Wechseljahren relativ klar: "Jenseits der sehr effektiven, leitliniengerechten Hormonersatztherapie gibt es noch einige pflanzliche Optionen, die sehr wirksam sein können", sagt der Gynäkologe. "Aber darüber hinaus ist mir eigentlich nichts bekannt, was laut evidenzbasierter Medizin effektiv ist."

Bei der Hormonersatztherapie werden Medikamente verabreicht, die keine "echten" Hormone sind, sondern Stoffe, die als "bioidentisch" gelten - also in ihrer Struktur identisch zu Östrogen oder anderen Hormonen sind.

Letzendlich sei es den Patientinnen überlassen, ob sie Geld für Selbstzahler-Leistungen wie im Menopause-Zentrum in die Hand nehmen wollten, betont Hadji.

Das Interesse daran scheint jedenfalls vorhanden zu sein: Drei Jahre nach der Eröffnung in Frankfurt arbeitet Sinai Blumenthal nach eigenen Angaben inzwischen als Managerin an einem zweiten Standort in München mit.

Redaktion: Pia Stenner

Sendung: hr-fernsehen, maintower,

Quelle: hessenschau.de/Monika Bork