Weltraum- und Klimapädagogik Wie ein Lehrer Jugendliche für Weltraumforschung begeistern will

Der Weltraum ist nicht nur spannend für Science-Fiction-Fans: Satellitendaten sind inzwischen unverzichtbar. Bald könnten im All Rohstoffe gefördert werden. Ein Lehrer in Lich will interessierte Schüler fit für Jobs der Zukunft machen.

Ein Mann steht vor einem Weltraumfoto, auf welchem man die Erde angeschnitten sieht und daneben einen schwebenden Satelliten.
Plant Großes für das kleine Lahnau: Bernhard Krenig. Bild © Adobe Stock, hr / Sonja Fouraté, hessenschau.de
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Das Dach ist montiert, noch fehlen die Fenster und Türen, Kabel und Anschlüsse. Auch verputzt werden muss er noch, der 230 Quadratmeter große Rohbau im Industriegebiet von Lahnau bei Gießen. Doch Bernhard Krenig hat sein Ziel vor Augen: Hier eröffnet im kommenden Jahr sein "Zentrum für Weltraum- und Klimapädagogik".

Themen, die zunächst einmal sperrig und weit weg scheinen, sind für künftige Schülerinnen und Schüler immens wichtig, sagt Krenig, Lehrer für Physik, Chemie, Biologie sowie Politik und Wirtschaft an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Lich.

"Was ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe: Im Bereich Biotechnologie oder Physik kam neue Technologie runtergebrochen viel zu langsam in die Schulen", erklärt er.

Weltall immer wichtiger

Das gelte auch für Fragen rund um das Weltall, das immer wichtiger für den Menschen werde: Satelliten würden für Wetter- oder Grundwasserbeobachtung eingesetzt, aber auch für Kommunikation und Navigation. Es gehe dabei auch um Funkfrequenzen, um die bereits heftige Kämpfe entbrannt seien. Auch Rohstoffgewinnung im All werde künftig immer wichtiger.

Umweltfragen, etwa beim Thema Weltraumschrott, müssten ebenso wie ethische Fragen diskutiert werden, sagt Krenig - "Diskussionen, die wir mit Schülern nicht erst kurz vor dem Abi führen sollten".

Zentrum für Weltraum- und Klimapädagogik
Noch im Bau: das künftige Zentrum für Weltraum- und Klimapädagogik. Bild © Sonja Fouraté (hr)

Sein Plan also: In Lahnau die aktuellen Neuheiten aus der Weltraum- und Klimaforschung kind- und jugendgerecht aufbereiten und Schülern und Lehrkräften näher bringen - über Kurse, Workshops oder Vorträge mit namhaften Wissenschaftlern oder Vertretern aus der Industrie.

"Personalmangel ist immens"

Dass ein entsprechender Bedarf besteht, bestätigt das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). An 16 Standorten bundesweit bietet es in Kooperationen mit Schulen und Universitäten "School Labs" (deutsch: Schülerlabore) rund um das Thema Technik und Weltall an, in Hessen an der TU Darmstadt. Diese Kurse sind regelmäßig über zwölf Monate im Voraus ausgebucht, sagt Andreas Schütz, Sprecher des DLR.

Zentrum für Weltraum- und Klimapädagogik
Hier werden Labore eingerichtet: im Zentrum für Weltraum- und Klimapädagogik. Bild © Sonja Fouraté (hr)

Initiativen wie die von Krenig unterstütze das DLR ausdrücklich, sagt Schütz. "Der Personalmangel in den Bereichen Technik oder Naturwissenschaften ist immens."

Das weiß auch Krenig, der seine Schülerinnen und Schüler in Lich seit Jahren lebensnah an Wissenschaft und Technik heranführt - etwa, indem er mit ihnen die preisgekrönte Schülerfirma "Nitrotoxy" aus der Taufe hebt, die Energie aus organischen Abfällen oder ein Desinfektionsmittel gegen Viren produziert.

Schüler-AG schickt Satelliten ins All

Im vergangenen Jahr wiederum machten Krenigs Schülerinnen und Schüler der Weltraum-AG Schlagzeilen mit einem Mini-Satelliten, der nach einem Jahr Verzögerung im Frühjahr ins All fliegen soll - während die AG an einem zweiten Satelliten arbeitet.

In Lahnau plant er nun drei bis vier Labore, die von einem privaten Laborinstitut zur Verfügung gestellt werden, ein Büro, einen Sozialraum, es soll eine Schleuse und eine Dusche geben, mit der chemische Stoffe abgespült werden können.

Vieles in Eigenleistung

"Genug Platz, um zu arbeiten und zu forschen", sagt Krenig. Vieles entstehe in Eigenleistung, berichtet er. Öffentliche Stellen wie etwa das Kultusministerium sind nicht beteiligt.

Zudem will er sein Projekt wissenschaftlich begleiten lassen - was funktioniere, was nicht, "wie sieht es im Vergleich zu Initiativen in anderen Bundesländern aus?", will Krenig wissen. Was das alles kostet, will er nicht verraten. Nur so viel sagt er augenzwinkernd: "Es wird sich tragen, davon bin ich überzeugt."

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Sendung: hr4, 27.12.2023, 9.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de