30 Jahre Jahrhunderthochwasser Wie gut ist Hessen vor Hochwasser geschützt?

Ende Januar vor 30 Jahren stand Deutschland in vielen Teilen unter Wasser. Tagelang gab es Hochwasser – unter anderem an Rhein, Mosel und Main. Es gab fünf Todesopfer. Nach dem Jahrhunderthochwasser gibt es bis heute Streit über die Rolle Treburs im hessischen Ried.

Hochwasser am Mainufer in Frankfurt, im Hintergrund das Historische Museum; Bäume und ein Altglascontainer ragen aus dem Wasser
1995 stand die Frankfurter Altstadt teilweise unter Wasser. Bild © hr

Im Januar 1995 regnete es besonders heftig. Die Folge: Hochwasser überall. Zum Beispiel in Köln am Rhein und in Cochem an der Mosel. Aber auch in Hessen traf es viele Städte und Kommunen heftig. 

In Rothenburg an der Fulda stand das Wasser damals kniehoch, in Frankfurt wurde Ende Januar der Katastrophenalarm ausgerufen. Der Main stieg auf die Rekordhöhe von 5,47 Meter an. Das Wasser stand bis kurz vor dem Römer in der Altstadt.

Hessen kam verglichen mit anderen Regionen glimpflich davon, wie Michael Denk vom hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt heute sagt. Am Rhein sei das Hochwasser von 1995 ein Ereignis gewesen, das im Durchschnitt alle 15 Jahre auftritt – am Main alle 35 Jahre. 

Anders in Köln: Da stieg der Rhein damals auf 10,69 Meter an, der höchste Stand des 20. Jahrhunderts. Das zweite Jahrhunderthochwasser in kurzer Zeit hintereinander. Schon zwei Jahre zuvor stieg der Rheinpegel in Köln fast genauso hoch.

Streit um Hochwasser-Rückhalteraum bei Trebur

Nach den Überschwemmungen von 1993 und 1995 wurden in Deutschland neue Hochwasser-Rückhalteräume geschaffen. Auch im hessischen Ried bei Trebur sollte ein Polder entstehen, also eine Fläche, die im Hochwasserfall geflutet wird. Doch es gab Protest in der Bevölkerung. Das Land Hessen entschied sich damals dagegen.

Das sei ein Fehler gewesen, sagt Heinz Scholl von der Hochwasser-Notgemeinschaft Rhein e.V. Sollte es jemals wieder zu einem solchen extremen Hochwasser kommen, würde ein Hochwasser-Rückhalteraum am Rhein im hessischen Ried helfen, bei Köln den Pegelstand niedriger zu halten, so Scholl. 

"Unstrittig ist unter Wasserwirtschaftlern, dass ein Polder in diesem Raum entscheidende Zentimeter bringt." Untersuchungen in den 90er Jahren hätten ergeben, dass im hessischen Ried 300 Millionen Kubikmeter Rückhalteraum geschaffen werden könnten.

Ministerium: Rückhaltebecken müssen nicht am Rhein entstehen

Michael Denk vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt betont, es gebe auch andere Wege, Rhein-Hochwasser abzumildern. "Ich muss das ja nicht immer unbedingt am Rhein selbst machen, entscheidend sind natürlich auch die Zuflüsse." In den hessischen Mittelgebirgsregionen gebe es eine Reihe von großen Rückhaltebecken, wie die Kinzigtalsperre oder der Niddastausee. 

"Hessen ist gut gegen Hochwasser geschützt", sagt Michael Denk vom hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt
"Hessen ist gut gegen Hochwasser geschützt", sagt Michael Denk vom hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. Bild © Tobias Weiler

Das Land habe in Hessen mehrere Millionen Kubikmeter Rückhalteraum geschaffen. Wenn Flüsse, die in den Rhein münden, wie der Main oder die Lahn entlastet würden, wirke sich das unmittelbar auf den Rhein aus, so Denk. 

Zu Rückhalteräumen am Rhein sei Hessen nicht verpflichtet, betont Denk. Das Land beteilige sich aber finanziell an solchen Maßnahmen am Rhein in anderen Bundesländern. "In diesem Rahmen hat Hessen so über die Jahre rund 72 Millionen Euro bereitgestellt."

Hessen laut Ministerium gut geschützt

Heinz Scholl von der Hochwasser-Notgemeinschaft Rhein e.V. ist das zu wenig: "Das ist so wie Ablass, man hat da Geld in die Hand genommen und kann sich dann zurücklehnen." Das nutze den betroffenen Menschen am Fluss wenig. Der Klimawandel und die Diskussion um Starkregen-Ereignisse zeige, dass man den Hochwasserschutz neu aufstellen müsse.

Nach Ansicht des Landes ist Hessen gut vor Hochwasser geschützt. Das Land hat demnach im Anschluss an das Hochwasser von 1995 am Rhein mehr auf Deichbau gesetzt. Dadurch habe man heute einen Schutz vor 120- bis 150-jährlichen Hochwasserereignissen, sagt Denk. 

 

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de