Dritter Wechsel innerhalb eines Jahres Wieder Ärger im Landeselternbeirat: Vorsitzende schmeißt hin

Gerade mal ein halbes Jahr war Gudrun Gebhardt Vorsitzende des Landeselternbeirats. Sie wollte Ruhe in das Gremium bringen. Jetzt hat auch sie hingeworfen – unter anderem wegen "Diskussionen unter der Gürtellinie". Der neue Vorstand steht schon fest.

Blick auf die Tafel aus der Froschperspeektive in einem leeren Klassenraum
Leere Stühle stehen in einem Klassenraum (Sujetbild). Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Die Vorsitzende des Landeselternbeirats (LEB) Gudrun Gebhardt hat ihr Amt nach nur rund sechs Monaten niedergelegt. In einer Mitteilung kündigte sie kurz vor der Neuwahl der Gremiumspitze am vergangenen Samstag an, weder als Vorsitzende noch als Mitglied erneut zu kandidieren.

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Ihre Entscheidung begründete Gebhardt, die hauptberuflich Sachbearbeiterin im Sozialamt in Erbach (Odenwald) ist, mit dem "Tonfall in vielen Diskussionen". Dieser habe ein "inakzeptables Niveau erreicht, das oft unterhalb der Gürtellinie liegt".

"Eltern missverstehen ihre Rolle"

Viele Eltern würden ihre Rolle und Verantwortung im Elternbeirat missverstehen, so Gebhardt. Forderungen gegenüber dem LEB würden teils aggressiv oder als Angriff vorgebracht.

"Wir alle teilen das gleiche Ziel: das Beste für unsere Kinder zu erreichen. Warum dieser Grundsatz zu solch aggressivem Verhalten führt, ist für mich nicht zu erklären", hieß es in der Mitteilung von Freitag.

Zudem erhielten die Vorstandsmitglieder keine angemessene Anerkennung für ihr ehrenamtliches Engagement. "Viele von uns haben einen Großteil ihrer Freizeit und persönlichen Ressourcen investiert", so Gebhardt. Die Arbeitsbelastung sei mit 10 bis 25 Stunden pro Woche zu hoch für ein Ehrenamt.

Dritter Wechsel innerhalb eines Jahres

Der neue Vorstand steht schon fest: Bei der Wahl am Samstag seien Anne Zulauf, Andrea Hermann und Thomas Obeth als Vorsitzende gewählt worden, teilte der LEB in einer Mitteilung mit.

Der Landeselternbeirat vertritt die Interessen der Eltern von rund 840.000 Schülerinnen und Schülern in Hessen und hat ein Mitbestimmungsrecht bei Lehrplänen, Verordnungen und teilweise bei Erlassen.

Querelen sorgen für Wechsel an der Spitze

Zuletzt gab es wiederholt Querelen beim Landeselternberat: Gebhardt ist bereits die dritte Vorsitzende innerhalb eines Jahres, die das Amt niederlegt.

Im vergangenen November war zunächst Volkmar Heitmann zurückgetreten – weil das Kultusministerium sich nicht ausreichend um dringende Bildungsthemen kümmere, wie er begründete. Das Ministerium wies die Kritik zurück.

Kritik am neu gewählten Gremium

Sein Nachfolger Wolfgang Stock warf nach nur einem Monat wieder hin. Er warf seinen Vorstandskollegen "Geltungssucht" und "Intrigen" vor und sprach von einer "Schlammschlacht".

Bei ihrem Antritt Anfang März hatte Gebhardt Stocks Vorwürfe im Gespräch mit hessenschau.de noch abgestritten. In ihrer Mitteilung liest sich das nun anders: Teile des kurz darauf neu gewählten Gremiums würden sich persönliche Vorteile von ihrer Position erhoffen, kritisiert die bisherige Vorsitzende.

Außerdem zeichne sich ab, dass im neu konstituierten Beirat in "aggressiver Weise" gegen das Kultusministerium vorgegangen werden soll. Das widerspreche ihren Überzeugungen, so Gebhardt. Sie sehe daher keine Möglichkeit, diesen Weg mitzugehen.

Der Landeselternbeirat äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Das Kultusministerium teilte mit, man freue sich auf "das Kennenlernen und eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand". Interna des Beirats werde man nicht kommentieren.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de