Roßdorfer "Hitliste des Absurden" Wo selbst ernannte Hellseher 2024 falschlagen

Geräusche aus dem All, Angriffe von Eichhörnchen und Schlangen - für 2024 haben selbst ernannte Wahrsager eine Reihe an kuriosen Ereignissen vorhergesagt. Was zutraf und was nicht, hat die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften aus Roßdorf ausgewertet.

Ein Frau hält eine Glaskugel in der Hand, in der sich die Umgebung und der Sonnenuntergang spiegeln.
Bild © picture alliance/dpa | Axel Heimken

Eine gigantische Giraffe greift eine Stadt an, aggressive Eichhörnchen stürmen eine Universität, ein Bauer findet ein Ufo und der Eiffelturm bricht in der Mitte durch. Auch 2024 haben Wahrsager wieder mit vielen Prognosen gehörig danebengelegen, wie eine Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) im südhessischen Roßdorf zeigen will.

In einer "Hitliste des Absurden" finden sich auch komische Geräusche aus dem All, derentwegen Flughäfen geschlossen werden müssen oder ein von einer Billardkugel erschlagener Hai.

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Wichtige Dinge teils nicht vorgesagt

"Der jährliche GWUP-Prognosencheck bestätigt erneut, dass die Vorhersagen von Prognostikern keine hellseherischen Fähigkeiten nachweisen", heißt es im Jahresbericht. Wichtige Ereignisse wie die Wiederwahl von Donald Trump würden selten oder wie beim Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gar nicht vorhergesagt. 

"Manche der Jahresprognosen für 2024 lesen sich eher wie Science-Fiction-Szenarien denn wie ernst gemeinte Vorhersagen", sagt der an der Auswertung beteiligte Psychologe von der Lüneburger Leuphana Universität, Timur Sevincer. 

"Die Vorhersagen von Wahrsagern und Astrologen taugen nichts", sagt auch der Leiter des wissenschaftlichen Zentrums der GWUP, Nikil Mukerji. Es gebe keine ernstzunehmenden Anhaltspunkte dafür, dass sie wirklich in die Zukunft sehen könnten und schon gar nicht mit Hilfe von übersinnlichen Kräften. "Für Deutschland sagte keiner von ihnen die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), den Messeranschlag in Solingen oder den Tod von Franz Beckenbauer voraus", heißt es im Bericht.

Vorhersagen aus vielen Quellen

"Die Prognosen kamen aus unterschiedlichen Quellen: Darunter fanden sich selbst ernannte Experten, Kartenleger, Verschwörungstheoretiker, Astrologen, spirituelle Berater, Esoteriker, Numerologen, Wahrsager und Hellseher", heißt es bei der GWUP. Aber auch etablierte Medien seien mit dabei gewesen. Einige Vorhersagen wie der Weltuntergang oder die Umkehr des Magnetfeldes seien fast jedes Jahr dabei.

Alleine ein Medium aus Kanada habe mehr als 1.500 Vorhersagen abgegeben, unter Nummer 1.038 auch einen Gorilla wie King Kong auf einer Insel. Prognostiziere man so viel, sei es praktisch unvermeidlich, dass man in einigen Fällen auch richtig liege.

Wo Vorhersagen eintrafen

So habe das kanadische Medium richtig vorhergesagt, das in den US-Bundesstaaten Florida und Louisiana Menschen von Schlangen angegriffen werden und sich im Pazifik ein Seebeben ereigne. "Überraschend sind diese Ereignisse allerdings nicht, da sie regelmäßig vorkommen", sagt Mukerji. 

Richtiggelegen habe das Medium allerdings mit dem Attentat auf Donald Trump, sagt Mukerji. Allerdings habe es noch weitere zehn Attentate vorhergesagt, die allesamt ausblieben. "Der frisch gewählte US-Präsident mag beim Attentatsversuch im Juli 2024 einen Teil seines Ohres eingebüßt haben", heißt es im Bericht. Das vorhergesagte blaue Auge sei ihm allerdings ebenso erspart geblieben wie die Scheidung von Ehefrau Melania.

Wer versuche, Vorhersagen mittels übersinnlicher Fähigkeiten zu treffen, sei wissenschaftlich nicht ernst zunehmen. "Solche Methoden funktionieren empirisch nicht und widersprechen gesichertem Wissen über unsere Welt", sagt Mukerji. Dazu zählten Astrologie, Kartenlegen oder Kaffeesatzlesen. Eine Hellseherin werfe Spargel auf den Boden und interpretiere dann das Muster. Für möglichst präzise Vorhersagen bedarf es analytischen Denkens, Logik, Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie und selbst dann müsse die Vorhersage nicht zwingend korrekt sein.

Sendung: hr4,

Quelle: Oliver Pietschmann, dpa/lhe