Wohnungsnot in Unistädten Mehr als 11.000 Studierende warten auf Wohnheimplatz
Auf den Wartelisten für Wohnheimplätze stehen derzeit mehr als 11.000 Studierende in Hessen. Das Studierendenwerk Frankfurt startet jetzt eine Aktion, um auf die Wohnungsnot bei jungen Menschen aufmerksam zu machen.
Insgesamt stehen in Hessen über 11.000 junge Menschen auf Wartelisten bei Studierendenwohnheimen. Das hat eine Umfrage von hessenschau.de ergeben. Tendenz steigend: Im Herbst startet das neue Wintersemester, und die Studierendenwerke rechnen mit weiteren Studierenden, die sich vergeblich um eine Bleibe bemühen.
Kürzlich hatte das Studierendenwerk Frankfurt Alarm geschlagen. Dort werden über 70.000 Studierende im gesamten Rhein-Main-Gebiet betreut. Der anhaltende Zuzug im Rhein-Main-Gebiet setze Studierende auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum enorm unter Druck: 3.370 standen demnach Ende Juli auf Wartelisten.
Lage angespannter als in den letzten Jahren
Doch die Wohnungsnot bei Studierenden beschränkt sich nicht nur auf Frankfurt, auch andere Studierendenwerke in Hessen sprechen von langen Wartelisten, wie eine Abfrage von hessenschau.de ergab.
Beim Studierendenwerk Kassel stehen derzeit 1.200 Personen auf Wartelisten für die Wohnheime. Die Lage sei angespannter als in den vergangenen Jahren. Das liege auch an der Corona-Pandemie, in der weniger Studierende einen Platz vor Ort in Kassel suchten.
Das Studierendenwerk Kassel erklärt, anders als andere Studierendenwerke, dass die Nachfrage zum Start des Semesters erfahrungsgemäß nachlasse, da sich viele Studierende parallel für Wohngemeinschaften auf dem freien Markt bewerben würden.
Auch in Marburg und Darmstadt zu wenig Wohnheimplätze
Das Studierendenwerk Marburg berichtet im Schnitt von 15 Bewerbungen am Tag. Derzeit stünden 549 Personen zum 1. September und 1.185 Menschen zum 1.Oktober auf der Warteliste. In Marburg rechnet man zudem mit steigendenden Bewerbungszahlen zum Start des Semesters.
Das berichtet auch das Studierendenwerk in Darmstadt. Hier warten derzeit 3.046 Studierende auf einen Wohnheimplatz. Erschwerend kommt laut Studierendenwerk noch hinzu, dass zuletzt zwei Gebäude weggebrochen seien und damit noch weniger Wohnraum zur Verfügung stehe.
Auszugszahlen bleiben gering
Das Studierendenwerk, das für rund 49.000 Studierende in Gießen, Fulda und Friedberg zuständig ist, meldet auf Nachfrage 1.986 Bewerbungen. Die meisten seien für Wohnheime in Gießen. Viele Plätze seien aber schon belegt.
Das Studierendenwerk rechnet ebenfalls mit steigenden Zahlen zum Semesterbeginn. Die große Einzugswelle komme meist Mitte September bis Anfang Oktober, teilte ein Sprecher des Studierendenwerks mit.
Was alle Studierendenwerke berichten: Die Auszugszahlen in den hessischen Wohnheimen blieben gering. Entspannung dürfte auf dem Studierenden-Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren also ein Fremdwort bleiben.
Unterschiedlicher Umgang mit Überlastung
Die Rückmeldungen der Studierendenwerke zeigen, dass die Nachfrage nach günstigem Wohnraum für Studierende nicht mehr durch öffentlich geförderte Studierendenwohnheime gedeckt ist.
Das Studierendenwerk in Marburg empfiehlt, sich frühzeitig zu bewerben - im besten Falle noch während der Schulzeit. Das ist aber gerade für zugezogene Studierende unmöglich.
Studierendenwerk Frankfurt startet Kampagne
In Gießen bietet das Studierendenwerk mittlerweile sogar eine private Wohnungsvermittlung an und unterstützt Studierende bei der Wohnungssuche außerhalb der Wohnheime.
Das Studierendenwerk Frankfurt wirbt wie schon 2022 mit einer groß aufgelegten Kampagne bei Privatleuten dafür, bezahlbaren Wohnraum an Studierende zu vermieten. Auf einer entsprechenden Internetseite können private Anbieter kostenfrei Zimmer und Wohnungen inserieren.