"Ernüchterndes Ergebnis" Zu fett, zu süß, zu fleischlastig: Verbraucherzentrale kritisiert Kita-Essen
Viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch - so sollte nach Einschätzung von Gesundheitsexperten eigentlich der Speiseplan in Kitas aussehen. Doch in Hessen sieht die Realität oft anders aus, wie eine Auswertung der Verbraucherzentrale zeigt.
Eigentlich sollte beim Mittagessen für Kinder jeden Tag Gemüse auf den Teller kommen, Fleisch nur einmal die Woche. So jedenfalls die Idealvorstellung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Doch in hessischen Kitas stehen oft andere Mittagsmahlzeiten auf dem Tisch. Das zeigt eine Auswertung der Verbraucherzentrale Hessen.
Zu viel Fleisch zu Mittag
Insgesamt 100 Speisepläne von 50 Kindertagesstätten, Tagesmütter und -väter hat die Verbraucherzentrale im Herbst 2024 unter die Lupe genommen. Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen, teilt sie am Donnerstag mit.
"In vielen Einrichtungen kommt Fleisch zweimal pro Woche, manchmal sogar täglich auf den Tisch, ebenso Sahnesoßen und süße Desserts", kritisiert die Verbraucherzentrale. Gemüse sei auffallend oft mit fettigen Soßen aufgetischt worden - etwa als Rahmwirsing oder Rahmlauch.
In einer der untersuchten Kitas habe eine Metzgerei mit Partyservice das Catering gemacht - natürlich mit viel Fleisch. 36 Einrichtungen boten mehr als einmal pro Woche Fleisch an.
Es ist immer noch der Rückschluss Fleisch geht immer. Zitat von Bettina Meints-Korinth, Verbraucherzentrale HessenZitat Ende
Für den Hang zu viel Fleisch auf dem Speiseplan sieht Bettina Meints-Korinth gleich mehrere Gründe. Sie leitet die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung bei der Verbraucherzentrale Hessen: "Kinder mögen gerne Fleisch, das ist evolutionsbiologisch einfach so", sagt sie. Deshalb laute der Rückschluss von Kitas und Essensanbietern immer noch häufig "Fleisch geht immer."
Alte Gewohnheiten
Auch althergebrachte Strukturen seien ein Grund. So seien die aktuellen Ernährungsempfehlungen der DGE in einigen Betreuungseinrichtungen schlicht noch nicht angekommen, sagt Meints-Korinth.
Die Entscheidung, wie viel Fleisch in den Speiseplan komme, liege auch oft nicht allein bei den Kitas. Einrichtungen die von einem Caterer beliefert werden, könnten zum Beispiel nur zwischen dessen Menü-Linien auswählen, sagt Meints-Korinth.
Gesundheitsförderung schon in der Kita
Dabei wird es nach Ansicht der Verbraucherzentrale gerade in Kitas immer wichtiger, gesundes Essen anzubieten. Mit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung steige auch die Zahl der Kinder, die dort ihre Mahlzeiten einnehmen und das gesunde Essen lernen.
"Das bietet großes Potential für Prävention und Gesundheitsförderung", sagt Meints-Korinth. Im Zuge der Speiseplan-Checks habe die Verbraucherzentrale die Kitas auch beraten - etwa, wie sie die Rahmsoßen umgehen oder Fleisch- durch Gemüsegerichte ersetzen können.
Doch auch Lob verteilt die Verbraucherzentrale nach ihrem Speiseplantest: So stünden schon erfreulich oft Rohkost-Gemüse und Salat auf dem Plan - oder frisches Obst als Nachtisch.