10 Jahre nach Attentat auf Satiremagazin Karikatur-Ausstellungen erinnern an Anschlag auf "Charlie Hebdo"

Der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" jährt sich zum 10. Mal. Daran erinnern die Caricatura Galerie in Kassel und das gleichnamige Museum in Frankfurt und fragen nach, was das Attentat für die Arbeit von Karikaturisten bedeutet.

Caroon mit zwei Bildern. Auf beiden sind zwei Menschen in einer Unterhaltung zu sehen: Im ersten Bild "Einst": A: Ich bin Karikaturist. B: Davon kann man leben? Im zweiten Bild "Heute": A: Ich bin Karikaturist. B: Davon kann man sterben?
"Kann man davon leben?" ist heute nicht mehr die Frage, die sich Karikaturisten stellt, meint Daniel Jokesch. Bild © Daniel Jokesch: Karikaturisten einst und heute, 2024

Der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" hat vor zehn Jahren viele entsetzt. Damals erschossen zwei islamistische Attentäter zwölf Menschen. "Charlie Hebdo" hatte zu den wenigen Zeitungen weltweit gehört, die 2006 die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" nachgedruckt hatten.

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Bild © Dorthe Landschulz: Verteidigung der Meinungsfreiheit, 2024| zur Audio-Einzelseite
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Unter den Opfern waren der unter Polizeischutz stehende Zeitungschef und Zeichner Charb und weitere bekannten Karikaturisten. Der Anschlag löste eine beispiellose Solidaritätswelle aus, der Spruch "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) ging um die Welt.

Karikaturen und Eindrücke zu dem Terroranschlag

Karikatur
Wie frei kann ein Karikaturist arbeiten, wenn Meinungsfreiheit verteidigt werden muss, fragt Dorthe Landschulz. Bild © Dorthe Landschulz: Verteidigung der Meinungsfreiheit, 2024

Zum 10. Jahrestag erinnern nun zwei kleine Ausstellungen in Kassel und Frankfurt an das Attentat. In Kooperation mit vier weiteren Institutionen haben die Caricatura Galerie Kassel und das Caricatura Museum in Frankfurt Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, Cartoons, Karikaturen und Eindrücke zu dem Terroranschlag und dem Thema Kunstfreiheit einzusenden. 

Die Hamburgerin Dorthe Landschulz zum Beispiel setzt einen Zeichner mitten in einen Kreis von Vermummten mit Maschinengewehren. Sie sollen seine Meinungsfreiheit verteidigen, doch er fühlt sich "trotzdem irgendwie eingeengt".

Religiöse Verbote statt religiöser Figuren

Auf die Arbeit deutscher Karikaturisten habe sich das Attentat zunächst gar nicht so deutlich ausgewirkt, sagt Martin Sonntag, Leiter des Caricatura-Museums Frankfurt. Die Abbildung des Propheten Mohammed - die viele Moslems verärgerte - sei in Deutschland fast nie Thema gewesen.

"Thema hier waren immer die Auswirkungen von Religion, von religiösen Verboten". Beispiele seien das Kopftuchverbot oder die Folgen von islamistischem oder andererem religiös motivierter Terror, erklärt Sonntag.

Solidarität brach weg

Trotzdem sei der Anschlag auf "Charlie Hebdo" - und die Reaktionen darauf - ein großer Einschnitt gewesen. "In den Tagen nach dem Anschlag hat die komplette Satire zumindest in Westeuropa eine ganz große Solidarität erfahren, sogar Politiker standen in Demonstrationszügen."

Die Solidarität sei allerdings schnell weggebrochen, und dann habe es geheißen: "Macht das doch nicht mehr so und macht nicht so scharfe Sachen."

"Richter entscheiden, nicht Terroristen"

Dieser veränderte gesellschaftliche Umgang mit der Kunst habe dann doch Auswirkungen auf die Arbeit der Karikaturisten, sagt Museumsmacher Martin Sonntag: "Er führt dazu, dass sich Zeichner und Zeichnerinnen heute mehr Gedanken machen als noch vor zehn, 20 oder 50 Jahren."

Trotzdem lautet sein Resümee: "Satire darf letztendlich auch nicht alles. Aber was Satire nicht darf, das entscheiden bei uns Richter und keine Terroristen."

Weitere Informationen

Charlie Hebdo - Zehn Jahre nach "Je suis Charlie"

Die Ausstellung in Frankfurt startet am 7. Januar.
Am Dienstag, 14. Januar, findet um 17 Uhr eine Gespräch mit Museums-Leiter Martin Sonntag statt.
Die Ausstellung im Kulturbahnhof Kassel eröffnet am Donnerstag, 9. Januar, um 19 Uhr.

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Redaktion: Alexandra Müller-Schmig

Sendung: hr2 kultur,

Quelle: Jan Tussing und Pablo Diaz