Kopie einer archäologischen Sensation Antiker Pferdekopf von Waldgirmes jetzt auch am Fundort zu sehen
Vor 14 Jahren fanden Archäologen in Lahnau-Waldgirmes einen antiken Pferdekopf aus Bronze. Weil er so wertvoll ist, wurde er dort aber nie ausgestellt. Jetzt möchte ein Verein zumindest mit einer Kopie Besucher zum Fundort locken.
Es war eine Sensation: Am 10. August 2009 entdeckten Archäologen in Lahnau-Waldgirmes (Lahn-Dill) einen Pferdekopf aus Bronze. Er lag in elf Metern Tiefe in einem ehemaligen Brunnenschacht. Der Pferdekopf war herausragend gut erhalten, wohl weil er in einem Holzfass lag.
Er war wohl Teil einer vergoldeten Reiterstatue. Diese stand um das Jahr 0 im Mittelpunkt des Forums (eine Art Marktplatz) der römischen Stadt am Ort des heutigen Waldgirmes. Die Statue stellte höchstwahrscheinlich den Kaiser Augustus dar.
Pferdekopf lange nicht zu sehen
Nach langem Hin und Her ist nun eine Kopie in Originalgröße im Besucherzentrum von Waldgirmes zu sehen - endlich. Denn: Das Fundstück machte immer wieder Schlagzeilen, und selbst das Original war lange unzugänglich für die Öffentlichkeit.
Gefunden wurde es nämlich auf dem Grund eines Landwirts. Wegen seiner Bedeutung nahm das Land Hessen es aber kurz nach der Ausgrabung in Besitz.
Original im Römerkastell Saalburg
Es folgte ein langer Streit um Entschädigung, der im März 2020 mit einem Vergleich beendet wurde, über den die Parteien Stillschweigen vereinbarten. Ein Gutachter hatte den Wert des Pferdekopfes auf 1,6 Millionen Euro taxiert. Wegen des Streits konnte der Pferdekopf erst ab 2018 öffentlich ausgestellt werden.
Die Verantwortlichen des Waldgirmser Fördervereins "Römisches Forum" wiederum bemühten sich, zumindest eine Kopie des Kopfes auch in ihrem eigens gebauten Besucherzentrum nahe der Grabungsstätte ausstellen zu können. Das Original ist wegen seines hohen Wertes, seiner Bedeutung und entsprechend hoher Sicherheitsvorgaben im Römerkastell Saalburg in Bad Homburg (Hochtaunus) ausgestellt.
Jetzt 3D-Druck für den Verein angefertigt
"Uns haben immer wieder Menschen angesprochen und gefragt, wie es denn sein kann, dass der Kopf hier gefunden wurde, aber nicht einmal eine Kopie hier zu sehen ist", erzählt Wilfried Paeschke, der Vorsitzende des Fördervereins.
Immerhin: Im Jahr 2019 war für zwei Tage an einem Wochenende eine Replik in der Lahnauhalle zu sehen. Danach fertigte der Förderverein auf Basis von Digitalaufnahmen des Originals einen eigenen 3D-Druck an, für den er aber eine Genehmigung des Landesamtes für Archäologie gebraucht hätte - und so wurde er nie gezeigt.
Am Ende kam das Landesamt dem Verein entgegen und ließ ihn nach genauen Vorgaben einen neuen 3D-Druck anfertigen, so durfte etwa die Originalfarbgebung nicht übernommen werden. Finanziert wurde der 4.000 Euro teure Druck durch Spenden.
Hoffen auf mehr Besucher
Jetzt müssten die Besucher nicht mehr ihre Fantasie bemühen, um sich den Pferdekopf am Original-Fundort vorzustellen, sagt Rainer Grabowski augenzwinkernd. Er ist der Leiter des Besucherzentrums. Der Fund habe die Geschichtsschreibung verändert, betont er: "Man hat hier zum ersten Mal den Nachweis einer zivilen Stadt mitten in Germanien - also nördlich der Alpen und östlich des Rheins - gefunden."
Die Verantwortlichen hoffen nun, noch mehr Gäste in das im vergangenen Herbst eröffnete Besucherzentrum zu locken, um weiter Führungen und Veranstaltungen anbieten zu können. Bisher haben sie 1.700 gezählt.
Sendung: hr4, die hessenschau für Mittelhessen, 10.08.2023, 16.30 Uhr
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