Kleinmarkthalle, Bahnhofsviertel, Westend Das sind die Drehorte der ARD-Erfolgsserie "Die Zweiflers"
Die ARD-Serie "Die Zweiflers" hat offenkundig einen Nerv getroffen: "Beste Serie", so das Urteil bei den Filmfestspielen in Cannes. "Beste Kulisse" könnte man beim Blick auf die Drehorte in Frankfurt noch hinzufügen.
"Die Zweiflers", eine jüdische Großfamilie, betreiben in der gleichnamigen Serie seit drei Generationen ein Delikatessen-Imperium. Patriach Symcha Zweifler hat es nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt gegründet. Nun will er das Stammhaus an einen Investor verkaufen.
Frankfurt ist Film-Heimat der jüdischen Großfamilie, die einen heiteren, manchmal überspitzen, aber oft auch tiefgründigen Einblick in jüdisches Leben heute gibt. Neben vielen Klischees, die bewusst und humorvoll eingewoben sind, geht es auch um Themen wie Familie, Tradition und vor allem Identität.
Produzent und Drehbuchautor David Hadda ist selbst in Frankfurt aufgewachsen und hat den jüdischen Mikrokosmos kennengelernt, auf den er mit seiner auch bei Kritikern hochgelobten Serie "Die Zweiflers" den Scheinwerfer richtet. Und für die er in Frankfurt die passenden Drehorte gefunden hat. Ein Überblick über die wichtigsten Locations.
Das Stammhaus | Das Bahnhofsviertel | Die Fischbecken | Das Schwimmbad | Die Synagoge | Der Friedhof | Der Park
Das Stammhaus des Familien-Unternehmens
Essen ist das Elixier der Familie Zweifler, die sich nach dem Krieg im Frankfurter Bahnhofsviertel ein Restaurant-und Delikatessen-Imperium aufgebaut hat. Produzent David Habba hat sich von New York inspirieren lassen, wo jüdische Delis ein fester Bestandteil der amerikanischen Essenskultur sind. In der Serie hat es Hadda typisch frankfurterisch in einer Apfelweinwirtschaft in Szene gesetzt: im "Gemalten Haus".
Wie im Stammhaus der Zweiflers herrscht dort immer viel Trubel. Sonst erinnert nur wenig an die Kult-Apfelweinwirtschaft. Kenner der Frankfurter Ebbelwoi-Szene erkennen aber die bunten Butzenscheibenfenster, die mit Frankfurter Motiven bemalten Wände sowie die gusseisernen Garderoben und Raumteiler.
Das Bahnhofsviertel
In der Realität befindet sich "Das Gemalte Haus" und damit das Stammhaus der Zweiflers in Sachsenhausen. In der Serie liegt es aber mitten im pulsierenden Bahnhofsviertel.
Es ist nur ein kleiner Stadtteil. Doch sowohl im Film wie auch in der Realität treffen hier Welten aufeinander: Geschäftsleute und Partygänger, Prostituierte und Drogenabhängige, Einheimische und Dazugekommene.
Auch der zwielichtige Siggi treibt sich hier herum und versucht, Symcha Zweifler mächtig unter Druck zu setzen. Hat der Familien-Patron mit einem Mord den Grundstein für das Delikatessen-Imperium gelegt?
Der Verdacht passt zum Frankfurter Bahnhofsviertel, dessen Ruf als Kriminalitäts-Hotspot bis weit über die Grenzen der Stadt schallt und immer wieder zu Diskussionen über die Zukunft des Viertels führt.
Die Fischbecken
Ein Hinweisschild an der Decke des Stammhauses zeigt vermeintlich den Weg von der Kneipe zu einem blau gefließten Keller mit Fischbecken. Jackie Horovitz, Ehemann von Mimi Zweifler, lässt sich dort Fische in Zeitungspapier einwickeln.
In Wirklichkeit ist der Weg dorthin viel weiter: Der Keller liegt nämlich unterhalb des kulinarische Epizentrums der Stadt, der Frankfurter Kleinmarkthalle mit ihren 156 Marktständen.
Kundinnen und Kunden bleibt der Keller verborgen. Dort befinden sich neben der Heizungsanlage und Lagerräumen auch Becken für die Haltung von Fischen, die zum Verkauf bestimmt sind.
Das Schwimmbad
In Folge 6 geht Familienoberhaupt Symcha wie jeden Freitag mit seiner Frau Lilka ins Schwimmbad. Der Patriach springt ins Becken und fordert seine Frau auf, es ihm gleich zu tun.
Zugänglich ist das Schwimmbad nur für Gäste des Savoy Hotels am Wiesenhüttenplatz, 300 Meter vom Frankfurter Hauptbahnhof entfernt. Es befindet sich im Dachgeschoss und bietet von der Dachterrasse aus einen Panoramablick auf die Frankfurter Skyline.
Die Synagoge
Die chronisch überdrehte Mutter von Samuel setzt alles daran, damit ihre künftige Schwiegertochter Saba konvertiert und arrangiert in Folge 2 einen Überraschungsbesuch beim Rabbi in der Westend Synagoge. Dem tischt sie eine hanebüchene Geschichte von jüdischen Piraten in der Karibik auf, von denen Saba angeblich abstammt.
Die Westend Synagoge ist das geistliche Zentrums des jüdischen Lebens in Frankfurt – und ein Kleinod. Als einzige der großen Frankfurter Synagogen hat sie die Novemberpogrome 1938 überstanden. Anders als bei anderen Synagogen löschte die Feuerwehr einen Brand im Innenraum, den SA-Männer gelegt hatten.
Nach dem Krieg wurde die Synagoge notdürftig renoviert, dann zwischen 1988 und 1994 rekonstruiert. Nach außen zeigt sie sich im Gründerzeitstil, innen überrascht sie mit Jugendstil-Architektur und modern gestalteten Glasfenstern des Künstlers Hans Leistikow.
Der Friedhof
In Folge 5 begleiten Leon und Dana ihren Vater Jackie auf den Friedhof, um das Grab seiner Eltern zu besuchen. Den Stein der Familie Horovitz hatte Ehefrau Mimi ausgesucht.
Der Neue Jüdische Friedhof liegt im Frankfurter Stadtteil Eckenheim östlich der Eckenheimer Landstraße. Er grenzt im Süden und Osten an den Hauptfriedhof. Die Friedhofsmauer entstand aus Steinen der beim Novemberpogrom von 1938 zerstörten Hauptsynagoge und der Synagoge am Börneplatz.
Über dem Eingangsportal des Friedhofs steht in hebräischer Sprache der Psalm 116,9: "Wandeln werd' ich vor dem Antlitz des Ewigen in den Gefilden des Lebens." Auf dem Fries des Innenportals, das zum Friedhofsbereich führt, ist das Zitat in deutscher Sprache angebracht.
Der Park
Leon Zweifler, Symchas Enkel, ist Künstler. Und ein Junge, der sich von seiner Umgebung missverstanden fühlt – auch von der Welt im Allgemeinen. Er ist ein sehr sensibler Mensch, der sich in einem toxischen Umfeld behaupten muss.
Der Grüngürtel zwischen dem Frankfurter Banken- und Bahnhofsviertel dient als Kulisse für Leons Rückzugsort, an dem er sich mit Freunden zum Kiffen trifft. Dort kauft er mit seiner Cousine Debbie Drogen, schießt sich völlig weg und wacht in Folge 6 im Krankenhaus auf.
Wie keine andere Grünanlage wird die Gallus-Anlage von den Hochhäusern des Frankfurter Bankenviertels dominiert. Im Zentrum steht das "Opfer-Denkmal" von Benno Elkan mit einer in Leid versunkenen Frauenfigur. Es entstand 1920 zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs; am Jahrestag der Reichsprogromnacht werden dort Kränze niedergelegt.
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Sendung: hr2, 05.06.2024, 17.30 Uhr
Redaktion: Juliane Orth, Susanne Reininger