Ausstellung in Frankfurt Papier-Kraniche als Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Iran
Wer 1.000 Papier-Kraniche faltet, dem wird ein Wunsch erfüllt. So besagt es eine japanische Legende. Die bunten Origami-Tiere sind ein Symbol der Hoffnung. Jetzt schweben Tausende Kraniche im Kunstverein Montez - als Zeichen der Solidarität mit den Protestierenden im Iran.
Protest kann aus Papier gefaltet sein. Das entdeckte die Schriftstellerin Juli Xiang in den sozialen Medien. In der iranischen Provinz Gilan hatten Studierende Origami-Kraniche gebastelt, darauf ihre Wünsche für die Zukunft festgehalten und andere eingeladen, es ihnen gleich zu tun. Ein kreatives Zeichen des Protests.
Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022 demonstrieren Menschen im Iran gegen die Regierung. Weltweit erfahren sie Solidarität und Unterstützung. Die gebürtige Chinesin Xiang fühlt eine besondere Verbindung zum iranischen Widerstand: "Menschen, die nicht in einer freien, demokratischen Gesellschaft leben, teilen viel miteinander", sagt sie.
Sie nahm Kontakt zu einer Studentin aus Gilan auf. Die Idee, eine vergleichbare Aktion nach Frankfurt zu holen, war geboren. Xiang startete einen Aufruf, "Papier-Kraniche falten für die Freiheit". Ab dem 21. März werden nun Tausende eingesandte Kraniche im Frankfurter Kunstverein Montez installiert sein.
Ausstellung mit verschiedenen Impulsen
Die Ausstellung "40 Tage, 1001 Kraniche" im Kunstverein Montez bringt verschiedene kulturelle Impulse zusammen. Die 1.000 Kraniche entstammen der Geschichte des japanischen Mädchens Sadako Sasaki, eine Hiroshima-Überlebende, die die Hoffnung nicht aufgab. 40 Tage beziehen sich auf die Trauerzeit nach dem Tod eines Menschen in der persischen Kultur.
"Die Menschen im Iran brauchen Unterstützung aus dem Ausland, denn das Regime dort ist stark", sagt Niloofar Bijanzadeh aus Darmstadt. "Es macht einen riesigen Unterschied, wenn Europäer und Amerikaner hinter ihnen stehen." Sie betont den Wert der Kunst als Ergänzung zur nachrichtlichen Berichterstattung: "Mit Kunst kann man ausdrücken, wie die Menschen vor Ort sich fühlen."
"Frauen haben im Vergleich zu Männern viele Nachteile im Iran", sagt Bijanzadeh. "Das Kopftuch ist Pflicht, Fahrradfahren ist verboten." Es gebe so viele verschiedene Aspekte. Wer Widerstand leiste, riskiere sein Leben. "Es fängt mit Beleidigungen auf der Straße an, geht bis zu Vergewaltigung in Gefängnissen, brutalen Ermordungen und Hinrichtungen."
Feier der alten persischen Werte
Bijanzadeh wird am Eröffnungsabend im Kunstverein Montez als Performerin auftreten. Ihre Gruppe möchte die Situation der Frauen im Iran abstrakt darstellen. Bijanzadeh wird rote Stoffe um sich wickeln, sie sollen die Einschränkungen weiblich gelesener Personen symbolisieren. Auf der Bühne werden ihr dann Performerinnen zu Hilfe eilen, bis sie befreit Seite an Seite mit ihren Verbündeten stehen wird.
Die Aufführung fällt auf den Tag des persischen Neujahrsfests Nouruz, in diesem Jahr in der Nacht vom 20. März auf den 21. März. Das weltliche Frühlingsfest hat seine Bedeutung auch nach der sogenannten "Islamische Revolution" behalten. "Da werden die alten persischen Werte gefeiert", erklärt Bijanzadeh. "Es ist ein Zeichen dafür, dass Menschen diese Kultur weiterführen möchten."
Bijanzadeh wird Nouruz mit ihrer Familie feiern, zusammenkommen und Stärke zeigen, "dass wir alle noch zusammenhalten und die Hoffnung nicht verloren haben." Die Kraniche im Kunstverein Montez sind ein Zeichen dafür, dass da noch mehr Unterstützung in der Gesellschaft ist.
Sendung: hr2-kultur, 21.03.2022, 6 Uhr
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