Ausstellung in Steinau an der Straße Dalí auf dem Dorfe

Salvador Dalí zählt zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhundert. Der spanische Surrealist hat nach seinem Tod ein riesiges Werk hinterlassen. Das Brüder-Grimm-Haus in Steinau an der Straße zeigt jetzt mehr als 500 Werke eines privaten Sammlers - hauptsächlich Reproduktionen.

Ausstellungs-Ansicht der Schau "Dali" in Steinau an der Straße. Das Bild zeigt eine lebensgroße Silikonfigur des Künstlers Salvador Dali.
In Steinau wird unter anderem ein lebensgroßer Silikon-Dalí ausgestellt. Bild © Natascha Pflaumbaum (hr)
  • Link kopiert!
Videobeitrag

Dalí in Steinau an der Straße

Interview bei der Ausstellung
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Das Rathaus und das Brüder-Grimm-Haus in Steinau an der Straße (Main-Kinzig) haben sich in ein fantastisches surrealistisches Universum verwandelt. Das mittelalterliche Fachwerk platzt schier aus allen Nähten, so dicht hängen die berühmten Bilder des surrealistischen Großmeisters Salvador Dalí (1904-1989) im großen Sitzungssaal.

Alle großen Werke sind hier ausgestellt: Gemälde wie "Die Beständigkeit der Zeit" mit den weichen Uhren, "Die Elefanten" und der "Traum" mit den beiden zupackenden Tigern. Nicht alles, was an den roten und blauen Stellwänden hängt, ist echt im Sinne eines Originals - auch wenn es nach Dalí aussieht.

Ausstellungs-Ansicht der Schau "Dali" in Steinau an der Straße. Das Bild zeigt eine rot gestrichene Wand, an der gerahmte Gemälde hängen, darunter ein gold gerahmtes mit schmelzenden Uhren, die von einem Tisch herunterlaufen.
Ausgestellt sind unter anderem auch Dalís berühmte weiche Uhren. Bild © Natascha Pflaumbaum (hr)

Private Dalí-Sammlung

Das Werk des Malers, Grafikers, Schriftstellers, Bildhauers und Bühnenbilders ist auf verschiedene große Museen auf der ganzen Welt verteilt. Was in Steinau zu sehen ist, stammt von einem privaten Sammler: Verleger Michael Imhof aus Fulda. Dort waren seine Stücke 2016 schon einmal zu sehen.

Imhof weiß um die Fallstricke von Original und Fälschung in Dalís oft kopierter und gern gefälschter Kunst. Dalí selbst hatte einst Blankoblätter signiert, um seinen Marktwert zu steigern und den Kunstmarkt zu verwirren.

Originale und Reproduktionen

Dass hier viele große Werke als Kopien, Reproduktionen oder Nachdrucke auf Leinwand hängen, dass nicht immer klar ist, ob die Signatur unter den Lithographien echt ist, dass auf einigen Drucken die Signatur gleich mitgedruckt ist - für Michael Imhof spielt das keine Rolle.

Der Verleger sieht einen großen pädagogischen Wert in seiner Ausstellung und möchte Dalís surrealistisches Universum in so vielen Facetten wie möglich zeigen. Das könne nur gelingen, wenn man es mit der Frage nach Original oder Kopie nicht so genau nehme, sagt er. Es sei nahezu unmöglich, eine solche Masse an Werken überhaupt an einen Ort zu bringen.

Von Disney bis Dante

Ausstellungs-Ansicht der Schau "Dali" in Steinau an der Straße. Das Bild zeigt eine blau gestrichene Wand, an der gerahmte Gemälde hängen.
In Steinau wird Dalís Schaffen in Wohnzimmer-Atmosphäre gezeigt. Bild © Natascha Pflaumbaum (hr)

Die Themen und Blicke, die Imhof auf Dalí öffnet, sind originell und verblüffend. In der eher intimen Wohnhaus-Atmosphäre der drei Räume des Brüder-Grimm-Hauses zeigt er die Zusammenarbeit des Spaniers mit Trickfilmzeichner Walt Disney am Kurzfilm "Destino". Imhof stellt den Künstler als Geschichtenerzähler vor und verlinkt ihn so mit den Brüdern Grimm.

Traumbilder, Halluzinationen, Visionen - der große Kosmos von Sinnlichkeit und Sexualität, von Religion und Mythos wird in Steinau Kapitel für Kapitel dargelegt. Wegen der Masse an Werken muss darum ein halbes Zimmer im Brüder-Grimm-Haus reichen, um eines von Dalís Hauptwerken zu zeigen: den bekannten 100-teiligen Zyklus zu Dantes "Göttlicher Komödie".

Die aufwendig hergestellten Lithographien aus dem 14. Jahrhundert erzählen den literarischen Text über Hölle, Fegefeuer und Paradies in Bildern. Andere Häuser widmen allein diesem Zyklus eine ganze Schau. Hier ist er nur eines von vielen Dalí-Themen.

Audiobeitrag
Bild © Natascha Pflaumbaum (hr)| zur Audio-Einzelseite
Ende des Audiobeitrags

Ausstellung richtet sich auch an Touristen

"Ich bin bestrebt, das Brüder-Grimm-Haus am Leben zu halten", sagt Dietmar Broj, Erster Stadtrat von Steinau. Auf seine Initiative geht die Ausstellung zurück, die auch Touristinnen und Touristen ansprechen soll. "Wir haben Besucherinnen und Besucher aus Japan, Kolumbien und Brasilien, die am Wochenende Steinau besuchen und sich sehr für unsere Ausstellungen interessieren."

Ob echt oder unecht: Nirgends wird so viel Salvador Dalí auf kleinstem Raum gezeigt, nirgends wird er so lebendig wie in Steinau, wo sogar ein Silikon-Dalí in den Ausstellungsräumen sitzt - im Nadelstreifen-Anzug mit gezwirbeltem Moustache und leichtem Schweißglanz auf der Stirn, so lebensecht und menschengroß, dass man denkt, er sitzt da wirklich.

Kurator Michael Imhof biegt die täuschend echte Gummi-Hand mit dem Gehstock kurz zurecht. Das größte Kunstwerk, so Imhof, das sei der Künstler eben selbst gewesen. 

Weitere Informationen

Dalí - Leben und Werk

Zum 120. Geburtstag von Dalí am 11. Mai zeigt die Stadt Steinau an der Straße mehr als 500 Werke aus dem Kosmos des spanischen Malers, darunter Bilder, Skulpturen und Möbel. Bis zum 30. September kann die Schau im Brüder-Grimm-Haus und im Rathaus besichtigt werden.

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 02.03.2024, 19.30 Uhr

Ende der weiteren Informationen
Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars

Quelle: hessenschau.de