Ausstellung in Steinau an der Straße Dalí auf dem Dorfe
Salvador Dalí zählt zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhundert. Der spanische Surrealist hat nach seinem Tod ein riesiges Werk hinterlassen. Das Brüder-Grimm-Haus in Steinau an der Straße zeigt jetzt mehr als 500 Werke eines privaten Sammlers - hauptsächlich Reproduktionen.
Das Rathaus und das Brüder-Grimm-Haus in Steinau an der Straße (Main-Kinzig) haben sich in ein fantastisches surrealistisches Universum verwandelt. Das mittelalterliche Fachwerk platzt schier aus allen Nähten, so dicht hängen die berühmten Bilder des surrealistischen Großmeisters Salvador Dalí (1904-1989) im großen Sitzungssaal.
Alle großen Werke sind hier ausgestellt: Gemälde wie "Die Beständigkeit der Zeit" mit den weichen Uhren, "Die Elefanten" und der "Traum" mit den beiden zupackenden Tigern. Nicht alles, was an den roten und blauen Stellwänden hängt, ist echt im Sinne eines Originals - auch wenn es nach Dalí aussieht.
Private Dalí-Sammlung
Das Werk des Malers, Grafikers, Schriftstellers, Bildhauers und Bühnenbilders ist auf verschiedene große Museen auf der ganzen Welt verteilt. Was in Steinau zu sehen ist, stammt von einem privaten Sammler: Verleger Michael Imhof aus Fulda. Dort waren seine Stücke 2016 schon einmal zu sehen.
Imhof weiß um die Fallstricke von Original und Fälschung in Dalís oft kopierter und gern gefälschter Kunst. Dalí selbst hatte einst Blankoblätter signiert, um seinen Marktwert zu steigern und den Kunstmarkt zu verwirren.
Originale und Reproduktionen
Dass hier viele große Werke als Kopien, Reproduktionen oder Nachdrucke auf Leinwand hängen, dass nicht immer klar ist, ob die Signatur unter den Lithographien echt ist, dass auf einigen Drucken die Signatur gleich mitgedruckt ist - für Michael Imhof spielt das keine Rolle.
Der Verleger sieht einen großen pädagogischen Wert in seiner Ausstellung und möchte Dalís surrealistisches Universum in so vielen Facetten wie möglich zeigen. Das könne nur gelingen, wenn man es mit der Frage nach Original oder Kopie nicht so genau nehme, sagt er. Es sei nahezu unmöglich, eine solche Masse an Werken überhaupt an einen Ort zu bringen.
Von Disney bis Dante
Die Themen und Blicke, die Imhof auf Dalí öffnet, sind originell und verblüffend. In der eher intimen Wohnhaus-Atmosphäre der drei Räume des Brüder-Grimm-Hauses zeigt er die Zusammenarbeit des Spaniers mit Trickfilmzeichner Walt Disney am Kurzfilm "Destino". Imhof stellt den Künstler als Geschichtenerzähler vor und verlinkt ihn so mit den Brüdern Grimm.
Traumbilder, Halluzinationen, Visionen - der große Kosmos von Sinnlichkeit und Sexualität, von Religion und Mythos wird in Steinau Kapitel für Kapitel dargelegt. Wegen der Masse an Werken muss darum ein halbes Zimmer im Brüder-Grimm-Haus reichen, um eines von Dalís Hauptwerken zu zeigen: den bekannten 100-teiligen Zyklus zu Dantes "Göttlicher Komödie".
Die aufwendig hergestellten Lithographien aus dem 14. Jahrhundert erzählen den literarischen Text über Hölle, Fegefeuer und Paradies in Bildern. Andere Häuser widmen allein diesem Zyklus eine ganze Schau. Hier ist er nur eines von vielen Dalí-Themen.
Ausstellung richtet sich auch an Touristen
"Ich bin bestrebt, das Brüder-Grimm-Haus am Leben zu halten", sagt Dietmar Broj, Erster Stadtrat von Steinau. Auf seine Initiative geht die Ausstellung zurück, die auch Touristinnen und Touristen ansprechen soll. "Wir haben Besucherinnen und Besucher aus Japan, Kolumbien und Brasilien, die am Wochenende Steinau besuchen und sich sehr für unsere Ausstellungen interessieren."
Ob echt oder unecht: Nirgends wird so viel Salvador Dalí auf kleinstem Raum gezeigt, nirgends wird er so lebendig wie in Steinau, wo sogar ein Silikon-Dalí in den Ausstellungsräumen sitzt - im Nadelstreifen-Anzug mit gezwirbeltem Moustache und leichtem Schweißglanz auf der Stirn, so lebensecht und menschengroß, dass man denkt, er sitzt da wirklich.
Kurator Michael Imhof biegt die täuschend echte Gummi-Hand mit dem Gehstock kurz zurecht. Das größte Kunstwerk, so Imhof, das sei der Künstler eben selbst gewesen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 02.03.2024, 19.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen