Ausstellung "Maschinenraum der Götter" Liebieghaus begibt sich zurück in die Zukunft
Eine neue Ausstellung im Frankfurter Liebieghaus könnte Geschichtsfans, Technikfreaks und Kunstbegeisterte gleichermaßen begeistern - und lockt mit einem neuen Kunstwerk des Star-Künstlers Jeff Koons.
Handy, Kaffeemaschine, künstliche Intelligenz: Wir sind jeden Tag von Technik umgeben. Dass viele dieser technischen Errungenschaften ihren Ursprung bereits in der Antike haben, dürfte den meisten aber neu sein.
Das Liebieghaus in Frankfurt widmet sich in seiner neuen Ausstellung "Maschinenraum der Götter - Wie unsere Zukunft erfunden wurde" diesen Ideen.
Das Museum nimmt mit auf eine Zeitreise durch fünf Jahrtausende und zeigt 97 Werke aus aller Welt, darunter Leihgaben aus dem Metropolitan Museum of Art in New York, den Musei Capitolini in Rom und dem Benaki Museum in Athen.
Jeff Koons steuert Werk bei
Eines der wohl prominentesten Werke stammt dabei nicht aus der Antike, sondern vom teuersten Künstler der Gegenwart: Der US-amerikanische Künstler Jeff Koons steuert die Skulptur "Apollo Kithara" bei, die erstmals in Deutschland gezeigt wird.
Koons wurde bekannt durch seine an Luftballon-Tiere angelehnten Skulpturen. Die Inspiration für sein neuestes Werk holte er sich in der Antike: Es sei inspiriert von der Marmorstatue "Apollo" im British Museum in London, erzählt er im hr-Interview.
Sie zeigt den aus der griechischen und römischen Mythologie bekannten Gott mit dem antiken griechischen Instrument Kithara und dem Python, den Apoll dem Mythos nach tötet.
Kunst, die verwundert
Im Gegensatz zum antiken Werk kommt Apoll in Koons' Version bunt daher und die Schlange, die im Original an der Kithara entlangkriecht, hat ein Eigenleben: Sie ist animiert und bewegt sich.
Das sei zunächst nicht geplant gewesen, erklärt Koons. "Aber mit der Zeit stellte ich fest, dass es interessant wäre, wenn sie Anzeichen von Leben zeigen und verwundern könnte." Denn genau das hätten Künstler in der Antike getan: Kunst für alle zu schaffen, die verwundert.
Der erste Computer
Kunst, die verwundert - das trifft auf einige der Ausstellungsstücke im Liebieghaus zu. Etwa auf den "Mechanismus von Antikythera": Als Taucher 1900 einen Bronzeklumpen vor der griechischen Insel Antikythera aus einem Schiffwrack zogen, ahnten sie zunächst nicht, was für ein technisches Wunderwerk sich dahinter verbergen sollte.
Erst Jahrzehnte später fanden Wissenschaftler heraus, dass die vielen, durch die lange Zeit im Wasser korrodierten Zahnräder und Ziffernblätter ursprünglich zu einem komplizierten technischen Gerät gehörten: einer Rechenmaschine, die die Bewegung von Himmelskörpern für die nächsten 70 Jahre vorausberechnen und Sonnen- und Mondfinsternisse vorhersagen konnte.
Kurator Vinzenz Brinkmann bezeichnet den Mechanismus, der etwa im 1. Jahrhundert vor Christus konstruiert wurde, als einen "antiken analogen Computer" und "das größte technische Wunder der Antike".
Erst kürzlich habe ein Forschungsteam durch computertomografische Aufnahmen der Bruchstücke das Geheimnis des Mechanismus gelüftet. Im Liebieghaus erklären Filme und Animationen das Prinzip.
Die Mutter aller Stoppuhren
Politiker, die zu viel reden? Das gab es offenbar schon im antiken Griechenland. Zumindest deutet darauf die "Klepsydra" - übersetzt Zeitdieb - hin: eine Stoppuhr, die die Redezeit von Mitgliedern der Ratsversammlung in Athen begrenzte.
Sie funktionierte nach dem Prinzip der "Auslauf-Uhr": Wasser läuft von einem Behälter in einen anderen, der Wasserstand im unteren Gefäß zeigt die verstrichene Zeit an.
Im Liebieghaus wird nun mit der "Becheruhr des Al-Gazari" eine Variation dieser Stoppuhr aus dem arabischen Raum gezeigt. Das Wassergefäß hat die Form einer Parabel, was einen gleichmäßigen Auslauf des Wassers sicherstellt. Ein komplexer, mit einem Schwimmer verbundener Mechanismus steuert eine Figur auf dem Deckel, die die Sonnenstunden auf einem Ziffernblatt anzeigt.
Der Vorgänger des Planetariums
Das Auge isst mit - der römische Kaiser Nero hat diesen Satz auf die Spitze getrieben und auf mehr als nur die Speisen auf dem Tisch bezogen.
In einem Bankettsaal seiner extravaganten Palastanlage Domus Aurea fanden französische Forscher bei Grabungen einen Mechanismus für eine Drehbühne unter einem künstlichen Sternenhimmel. Offenbar dinierte Nero mit seinen Gästen gern auf der sich drehenden Plattform, die mit immer neuen Ausblicken auf den Himmel glänzte.
Die Ausstellung zeigt den jüngsten Stand der Forschung zu Neros Sternenhimmel und den gewaltigen Mechanismus hinter diesem Spektakel.
Sendung: hr-iNFO, 08.03.2023, 7.25 Uhr
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