Multimediale Ausstellung "Monets Garten" in Frankfurt Wie Schwimmen in Monets Seerosenteich
Die Ausstellung "Monets Garten" in Frankfurt verspricht einen neuen Blick auf die Kunst des Malers. Besucher sollen in die impressionistischen Gemälde eintauchen können. Aber bietet das wirklich einen Mehrwert?
Der Duft von Lavendel und Rosen liegt in der Luft. Hier, in einer ehemaligen Fabrikhalle im Frankfurter Stadtteil Heddernheim, wurde für eine Ausstellung der Garten des französischen Malers Claude Monet (1840 - 1926) nachgebaut - inklusive Plastikgras, Plastikblumen und seiner berühmten japanischen Brücke.
Einen Raum weiter werfen 26 Projektoren Monets Kunstwerke metergroß an die Wände und auf den Boden. Man sitzt oder steht also mittendrin in seinen Gemälden, etwa dem berühmten Seerosenteich.
Im Hintergrund läuft Musik. Eine Sprecherin erzählt Fakten und Anekdoten aus dem Leben und Schaffen des Künstlers, ab und zu werden Szenen wie in einem Hörspiel nachgesprochen.
Kunst mit allen Sinnen erleben
Nach Stationen in unter anderem Berlin, Hamburg, Wien und New York ist die immersive Ausstellung "Monets Garten" nun in Frankfurt zu sehen. Weltweit hätten die Schau seit ihrem Start Anfang 2022 schon mehr als eine Million Menschen besucht, sagt Produzent Nepomuk Schessl.
Immer mehr Anbieter setzen auf das multimediale Konzept. Sie bedienen sich am Werk populärer Künstler wie van Gogh, Frida Kahlo oder Da Vinci. Ihr Versprechen: mit allen Sinnen in die Kunst eintauchen zu können.
Die Arbeiten von Monet würden sich dafür besonders anbieten, so Schessl. Seine Seerosen-Gemälde seien großflächig und ohne Perspektive angelegt, "weil er wollte, dass der Betrachter gänzlich in das Motiv eintaucht, darin versinkt".
Kunsthistoriker: Ausstellungen zu oberflächlich
Wie viel die Besucherinnen und Besucher tatsächlich aus solchen Ausstellungen mitnehmen würden, sei allerdings fraglich, sagt der Kasseler Kunsthistoriker Christian Saehrendt.
Er setzt sich mit der Publikumswirkung von Kunst auseinander und kritisiert: Immersive Ausstellungen blieben zu sehr an der Oberfläche und zeigten Bilder und Künstler, die das Publikum sowieso schon kenne. "Da passiert nichts Neues", sagt Saehrendt.
Dass Besucherinnen und Besucher 24 Euro Eintritt zahlten, dann aber keine Originale sehen könnten, halte er für "Nepp".
Mehr Unterhaltung als Kunst?
Es sei zudem mit einer gewissen Anstrengung verbunden, sich überhaupt auf die gezeigte Kunst einzulassen, meint Saehrendt. "Ich muss einen Moment der Ruhe finden, in dem ich das Kunstwerk betrachte, es mir vielleicht auch erklären lasse durch Begleittexte oder durch Kunstvermittlerinnen."
Immersive Ausstellungen seien in erster Linie ein Unterhaltungsformat, sagt der Kunsthistoriker. Tatsächlich nehmen interaktive Elemente viel Raum ein. Besucherinnen und Besucher können in einer Animation zum Beispiel Monets Farbpigmente selbst in Bewegung setzen: Je ausufernder man seine Arme bewegt, desto wilder ist der Farbtanz.
Auch einzelne Elemente aus Monets Bildern werden animiert. Auf einer Leinwand wird etwa veranschaulicht, wie der Impressionist gearbeitet hat: Die Farben werden Schicht um Schicht aufgetragen. An einer anderen Wand ist eine Lupe zu sehen, die durchgehend über ein Gemälde fährt und die Pinselstriche und den Farbauftrag hervorhebt.
Produzent: Jeder soll etwas mitnehmen können
Produzent Schessl erklärt: Auch Besucherinnen und Besucher, die nicht wegen einer Lernerfahrung, sondern wegen eines Erlebnisses in die Ausstellung kämen, sollten etwas mitnehmen können. "Man soll danach verstehen, warum Monet so besonders war, warum er bis heute eine Nachwirkung in die Kunstwelt hat."
Er hoffe, dass sich dabei auch ein Interesse für Monets andere Gemälde übertrage, sagt Schessl. Ob das gelingt, muss letztlich wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Sendung: hr2, 19.01.2024, 9.20 Uhr
Redaktion: Anna Lisa Lüft