Ausstellung "Wälder" in drei Museen Eine Wandertour, die die Sinne schärft
Für die Ausstellung "Wälder" haben sich drei sehr unterschiedliche Museen zusammengetan. Sie wollen einen neuen Blick auf den Wald werfen und bislang Verborgenes sichtbar machen. Dabei sind auch Ohren und Nase gefordert.
Ein Knistern im Wald. Ein Baumstamm, der im Feuer explodiert und in ein goldenes Kleid aus tausenden von Funken gehüllt wird. Gespenstisches Rascheln. Bäume flüstern. Wie im Cockpit einer Drohne rast man dem Waldboden entgegen und bremst kurz vor dem Wurzelwerk ab. Hörbare Gedichtfetzen sausen zwischen Baumstämmen umher.
Die Kunstausstellung "Wälder" setzt sich mit allen Sinnen mit einem der wichtigsten ökologischen Themen unserer Gegenwart auseinander.
In drei Häusern zugleich, im Deutschen Romantik-Museum und im Senckenberg-Naturmuseum in Frankfurt sowie im Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg (Hochtaunus) werden literarische, künstlerische, wissenschaftliche und naturkundliche Zugänge zum Wald vorgestellt.
13 Stationen an drei Ausstellungsorten
Die drei Orte der Museumskooperation sind miteinander verknüpft. Jede Ausstellung stellt aber auch ein in sich geschlossenes Kapitel dar, auch die Reihenfolge der Waldtour bleibt den Besuchenden überlassen.
Gleich vorweg: Zu bequem sollte es man sich als Besucherin oder Besucher nicht machen: Jedes der insgesamt 13 Ausstellungskapitel ist auch ein Appell an uns, die Schönheit und Lebendigkeit des Waldes zu schützen.
Der Wald solle nicht länger reduziert werden auf Plantagen zur Extraktion von Nutzholz, Schauplätze von Märchen, Sagen und Legenden, heißt es im Ausstellungskatalog. Die Ausstellungs-Trilogie spannt den Bogen von der Epoche der Romantik bis in die Gegenwart - mithilfe von Protagonisten wie Johann Wolfgang von Goethe, einem präparierten Wolf als Märchensymbol bis hin zu multimedialen Performances.
Deutsches Romantik-Museum: Literarische Weckrufe zur Wahrung des Waldes
Im Deutschen Romantik-Museum begegnen die Besucherinnen und Besucher einem der ersten Umweltaktivisten: Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. In seinen Arbeiten warnten er und literarische Zeitgenossen schon Ende des 18. Jahrhunderts vehement vor den schädlichen Folgen einer einseitigen Ausbeutung der Natur.
Exponate wie das Mikroskop von Goethe symbolisieren die Verbindung des künstlerischen wie wissenschaftlichen Interesses der Romantiker an der Natur, in deren Epoche die Forstwissenschaft begründet wurde.
Das Leben des Waldes wird aber auch anhand seiner natürlichen Feinde und deren "Arbeiten" aufgezeigt - durch von Borkenkäfern verzierte Baumrinden. Die Käfer fressen sich entlang der Rinde so kunstvoll, dass sie die Namen Buchdrucker und Kupferstecher bekamen.
Auch der Mikrokosmos der Moose, Pilze und Flechten über und unter dem Boden wird unter Glas vorgestellt; ein präparierter Wolf dient als märchenhaftes Symbol für die böse, unheimliche Seite des Waldes.
Naturmuseum Senckenberg: Wanderkarte, Waldlabor und Waldbesetzer
Im Frankfurter Senckenberg-Naturmuseum werden Besuchende mit einer Wanderkarte durch verschiedene Waldkapitel geleitet. Unter Laubhütten kann man über Kopfhörer in den Wald "hineinhorchen".
Der Weg führt weiter zu einer Universität des Waldwissens im Amazonasgebiet, einem Protestcamp gegen das Waldsterben und per Kameradrohne von den Wurzeln in die Wipfel eines virtuellen Urwalds.
Eines der wichtigsten Exponate ist das Projekt "7.000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" eines weiteren berühmten Umweltaktivisten - Aktionskünstler Joseph Beuys. Sein Projekt, für das er 1982 in Kassel 7.000 Bäume zur documenta 7 pflanzen ließ, gilt als erstes ökologisches Kunstwerk der Welt.
Sinclair-Haus: Wald zum Sehen, Fühlen und Riechen
Das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg zeigt künstlerische Arbeiten über den Wald bis hin zur Duftidentität eines Baumes. Im wahrsten Sinne des Wortes berührend ist die Arbeit "One Tree ID", die auf der Tatsache basiert, dass Pflanzen sogenannte "Volatile Organic Compounts" abgeben und über diese Stoffe kommunizieren.
Die Berliner Künstlerin Agnes Meyer-Brandis verdichtete diesen Stoff zu einem komplexen Parfum. Das können sich die Besucherinnen und Besucher auftragen, um so im Hof des Sinclair-Hauses möglicherweise an der "Baumkommunikation" teilzunehmen.
Sendung: hr-iNFO, 16.03.2024, 10.30 Uhr
Redaktion: Susanne Reininger