Ausstellung zum Starschnitt In Rüsselsheim hängen jetzt Bravo-Poster im Museum
Um E.T. in voller Größe an die Wand hängen zu können, musste man zehn Ausgaben sammeln, für die Village People sogar 53: Die Bravo-Starschnitte gelten als eine der erfolgreichsten Rubriken des Jugendmagazins. Die Opelvillen in Rüsselsheim widmen ihnen nun eine ganze Ausstellung.
Brigitte Bardot, Mick Jagger, Eminem oder Britney Spears: Um Stars wie diese in Lebensgröße ins eigene Kinderzimmer zu holen, brauchte es lange Zeit nur eine Bravo und eine Bastelschere. Ab 1959 enthielt das Jugendmagazin jede Woche einen Teil eines Posters zum Sammeln und Ausschneiden: den Starschnitt.
118 dieser Sammel-Poster hat es bis 2004 gegeben. 40 von ihnen sind nun in Rüsselsheim (Groß-Gerau) zu sehen: Die Opelvillen widmen der kultigen Magazin-Rubrik eine Ausstellung. Für die Mitarbeitenden bedeutete die Ausstellung erst mal eines: Handarbeit.
"Zehn oder zwölf fleißige Helfer haben über Tage geschnitten", sagt Kuratorin Beate Kemfert. "So, wie es zu den damaligen Zeiten üblich war." Es habe allein einen Tag gedauert, um die Fransen von Winnetou auszuschneiden.
Ausstellung zeigt 40 Jahre Popkultur
Die Opelvillen werfen in der Ausstellung einen Blick zurück auf die Popkultur der 1960er bis 2000er Jahre. Gezeigt werden unter anderem der erste Starschnitt von Brigitte Bardot und das letzte klassische Sammelposter, das Michael "Bully" Herbig in seiner Rolle im Film "Traumschiff Surprise" von 2004 zeigt.
Zu sehen sind auch der Starschnitt mit den wenigsten Teilen - für den Außerirdischen E.T. musste man nur zehn Ausgaben sammeln - und das Poster der Village People, für das man 53 Wochen und damit am längsten dranbleiben musste.
Die ersten Ausgaben der Bravo und andere Sammelobjekte sind ebenfalls Teil der Ausstellung. In einer Vitrine ist etwa der Nachbau der Ponderosa Ranch aus der US-Serie "Bonanza" ausgestellt, den man per Bastelbogen aus der Bravo bauen konnte. Ein Privatsammler habe außerdem frühe Beatles-Sammelstücke beigesteuert, sagt Beate Kemfert.
Poster als Abgrenzung
Zudem sei ein Raum so gestaltet wie ein typisches Kinderzimmer der 1970er Jahre - "orange mit einer irren Tapete". Dabei gehe es nicht nur darum, in die eigene Jugend zurückzureisen, sagt Beate Kemfert. "Diese Bravo-Starschnitte waren nicht unbedingt gern gesehen", erklärt die Kuratorin. "Welche Eltern haben sich schon darüber gefreut, dass plötzlich Alice Cooper halbnackt im Jugendzimmer hing?"
Man wolle deshalb auch ein Stück Gesellschaftsgeschichte zeigen: Wie sah ein Kinderzimmer in der jeweiligen Zeit aus, wie grenzten sich Jugendliche darüber von der Elterngeneration ab?
Starschnitte zeigen Zeitgeist auf
Auch im Hinblick auf das Frauenbild und die fotografische Inszenierung sagten die Starschnitte viel über ihre jeweilige Zeit aus, erklärt die Kuratorin. Während Brigitte Bardot sich Ende der 1950er Jahre im schwarzen Body und mit Netzstrumpfhose lasziv räkelte und nicht mehr als ein Sexobjekt zu sein schien, zeigte sich Rocksängerin Suzi Quatro 1973 in Lederkluft und mit in die Hüfte gestemmten Händen.
Mal standen die Stars, mal saßen sie - und manchmal lagen sie auch. Mick Jagger wurde für seinen Starschnitt dagegen in einen braven Pullover gesteckt. Bravo-Fotograf Wolfgang Bubi Heilemann, von dem mehr als 250 Bravo-Cover und Starschnitte stammen, habe ihr erzählt, Jagger sei in einem schwarzen Jackett zum Shooting gekommen. "Das war natürlich schwierig, man hätte dann nur schwarz ausschneiden müssen", so Kemfert.
Heilemann habe dem Rolling-Stones-Frontmann deswegen sein eigenes, kurz zuvor auf der Londoner Carnaby Street gekauftes Oberteil angeboten - und Jagger zu einem eher unytpischen bubihaften Charme verholfen. Viele Eltern dürfte es damals gefreut haben.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 26.06.2023, 16.45 Uhr
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