Start der Bad Hersfelder Festspiele Mit Festakt, Shakespeare-Klassiker und Musical in die Saison
Die Bad Hersfelder Festspiele starten am Freitag mit der Shakespeare-Tragödie "König Lear". Intendant Hinkel verspricht eine Mischung aus faszinierendem Polit-Thriller und hoch emotionalem Familiendrama.
Mit einem vielversprechenden Programm beginnen am Freitag die Bad Hersfelder Festspiele. Die 72. Saison des Freilicht-Theaterfestivals läuft rund acht Wochen und endet am 27. August. Bis dahin stehen fünf Theaterstücke, ein Musical und ein musikalisches Rahmenprogramm auf dem Plan.
Der Festakt
Eröffnet werden die Festspiele am Freitagabend mit einem Festakt in der Stiftsruine. Die neue Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) wird die Gäste erstmals begrüßen. Nach einführenden Worten von Intendant Joern Hinkel, spricht Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Thomas Bockelmann, der ehemalige Intendant des Staatstheaters Kassel, wird die zentrale Festrede halten. Eröffnet wird die 72. Saison dann von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).
Der rote Teppich
Prominenz aus Politik, Kultur und Gesellschaft wird nach dem Festakt über den roten Teppich vor der Stiftsruine laufen und für Fotografen und Filmteams posieren. Erwartet werden aus der Politik neben den Festakt-Gästen auch Michael Roth (SPD) und Angela Dorn (Grüne). Aus der Schauspiel-Branche dabei sind unter anderem Elisabeth Lanz, Anja Kruse, Eva Habermann und Erol Sander. Einen sportiven Background haben Fußballerin Nia Künzer und Ex-Eintracht-Coach Dragoslav Stepanovic.
Die Eröffnungspremiere
Zum Start steht die Shakespeare-Tragödie "König Lear" auf dem Programm. Und das Bad Hersfelder Personal-Tableau zeugt von geballter Frauen-Power. Inszeniert wird das Stück von Tina Lanik. Von der Regisseurin vom Wiener Burgtheater verspricht sich Intendant Hinkel einiges.
Hinkel sagt: "Sie inszeniert 'König Lear' als eine Mischung aus faszinierendem Polit-Thriller und hoch emotionalem Familiendrama und macht deutlich, wie aktuell dieses Stück von Shakespeare über 400 Jahre nach seiner Entstehung heute noch ist. Sie bringt eine Version auf die Bühne, die zeigt: Heute würde Shakespeare wahrscheinlich für BBC oder HBO schreiben."
Der Stoff besteche durch seine unvorhersehbaren, manchmal gnadenlosen Wendungen. "Es geht um den Missbrauch und das Loslassen von Macht, um Familien-Intrigen und die Zerstörung unserer Umwelt", erklärt Hinkel und appelliert: "Keine Angst vor Shakespeare, also!" König Lear sei das Paradebeispiel eines Patriarchen, der zwar seine Verantwortung, aber auf gar keinen Fall seine Macht abgeben will.
Die Besetzung
Gespielt wird die Hauptrolle König Lear von Charlotte Schwab. Sie schlüpft als Frau in eine Männerrolle und soll neue Perspektiven auf Shakespeares Drama ermöglichen. Lanik sagt: "Der Blick einer großen Schauspielerin auf einen der schillerndsten Regenten der Weltliteratur verspricht neue, ungewohnte Sichtweisen auf dieses mitreißende, bewegende Plädoyer Shakespeares für den Humanismus."
Schwab ist als Schauspielerin einem Millionenpublikum durch viele TV-Auftritte bekannt, etwa in der Krimiserie "Das Duo" (ZDF) oder der Actionreihe "Alarm für Cobra 11" (RTL).
Nicht weniger namhaft ist die Besetzung des Gloucester, den zweiten Vater im Stück, der die Augen vor den wahren Absichten seiner Kinder verschließt. Er wird verkörpert von Max Herbrechter ("Tatort", "Petersson und Findus"). Für Intendant Hinkel eine "Traumbesetzung", da Herbrechter eine für die Rolle so wichtige "Warmherzigkeit" ausstrahle.
Das Musical
Bereits einen Tag nach der Festspiel-Eröffnung steht die nächste Premiere auf dem Programm: Am Samstag (21.00 Uhr) folgt das Musical "Jesus Christ Superstar". Die Rockoper nach der Musik von Andrew Lloyd Webber wird von Stefan Huber inszeniert. Der Regisseur begeisterte das Publikum bereits in den Vorjahren mit großen Bühnen-Erfolgen in Bad Hersfeld. Zuletzt zeigte der Schweizer 2017 und 2018 "Titanic" in der Stiftsruine.
Die Hauptrolle des Jesus von Nazareth obliegt Andreas Bongard, der bereits in mehreren großen Musical-Rollen in Deutschland, der Schweiz und sogar in New York aufgetreten ist. An Bongards Seite wird als Maria Magdalena die gebürtige Amerikanerin Sidonie Smith sein. Sie sei ein "Multitalent mit einer außerordentlichen stimmlichen Bandbreite", so Intendant Hinkel. Judas Ischariot wird von Tim Al-Windawe gespielt.
Das Folge-Programm
In den beiden Vorjahren wurde "Der Club der toten Dichter" bereits in Bad Hersfeld gezeigt - wegen des großen Erfolgs in diesem Jahr zum dritten Mal (ab 21. Juli). Die Hauptrolle des engagierten Lehrers John Keating übernimmt diesmal Francis Fulton-Smith. Intendant Hinkel freut sich auf den Schauspieler: "Er ist ein Vollblut-Schauspieler, der sich mit Herz und vollem Körpereinsatz in seine Rollen stürzt." Fulton-Smith war im TV zu sehen in der Serie "Familie Dr. Kleist" (ARD) und im Film "Die Spiegel-Affäre".
"Die Rache der Fledermaus" (ab 11. August) soll nach Angaben der Festspiele ein "musikalischer Höhepunkt" im Programm werden. Das Stück basiert auf Johann Strauss' berühmtestem Werk "Die Fledermaus" - aber "ohne Geigen und Plüsch, dafür mit Bass, Gitarre und coolen Rhythmen", so das Versprechen. Regie führt auch hier Stefan Huber. Auf der Bühne steht unter anderem Stefan Kurt. Der mit einem Grimme-Preis bedachte Akteur sorgte zum Beispiel in "Der Schattenmann" (Regie: Dieter Wedel) für Furore. Für Kinder spukt ab 7. Juli 2023 "Das kleine Gespenst" durch die Stiftsruine.
Auf der Nebenbühne in Schloss Eichhof heißt es: "Nein zum Geld!" Die Komödie von Flavia Coste nach der Regie von René Heinersdorff feiert am 28. Juli (20.30 Uhr) Premiere. Auch auf der Bühne mit dabei: Alexandra Kamp. Sie spielt die Ehefrau eines Lottogewinners, der seinen Gewinn nicht abholen möchte. In dem Stück geht's um Geld, Gier und Glück im Leben. Kamp war zum Beispiel in TV-Serien wie "Wilde Engel" (RTL), "Dr. Klein" (ZDF) oder "Tierärztin Dr. Mertens" (ARD) zu sehen.
Das Rahmenprogramm
Im Beiprogramm gibt es auch zwei Konzerte. Am 31. Juli (20 Uhr) tritt Stefanie Heinzmann in der Stiftsruine auf. Die Pop- und Soulsängerin aus der Schweiz feiert in diesem Jahr bereits ihr 15-jähriges Bühnenjubiläum. 2008 war sie in einer Talentshow von TV-Entertainer Stefan Raab entdeckt worden. Seitdem hat sie weltweit mehr als 500 Konzerte gegeben, sechs Alben veröffentlicht und diverse Musik-Preise gewonnen.
Am 17. August ist Yvonne Catterfeld mit ihrer Band in der Stiftsruine zu Gast. Sie veröffentlichte bereits zahlreiche Alben, zuletzt "Change" im Dezember 2021. Darauf präsentiert sie eine Mischung aus Gospel, R&B und Soul.
Die Finanzen
Die Festspiele müssen in dieser Saison mit weniger Geld auskommen. Der Etat ist von 7, 9 auf 7,6 Millionen Euro gesunken, wie Intendant Hinkel sagte. Finanziert werden die Einsparungen unter anderem durch ein gekürztes Rahmenprogramm.
Sendung: hr4, 30.06.2023, 06.30 Uhr
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