Roter Teppich mit Promis Bad Hersfelder Festspiele mit Festakt und "Dreigroschenoper" eröffnet
Ein Roter Teppich, eine erste Aufführung und bekannte Gesichter aus Schauspiel und Politik: In Bad Hersfeld sind die Festspiele angelaufen. Eröffnet wurde die neue Saison mit einer Gangster-Ballade.
Mit der Eröffnungspremiere von "Die Dreigroschenoper" sind am Freitagabend die diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele eröffnet worden.
Der österreichische Regisseur Michael Schachermaier inszenierte die Gangsterballade von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1928 als modernes und bildgewaltiges Spektakel.
Als eine "Big Show", wie er angekündigt hatte, "humorvoll, dreckig, sexy und glamourös". Auf den vorangegengen Festakt und die erste Aufführung in der Stiftsruine folgt am Samstag die Premiere des Musicals "A Chorus Line".
Festakt zum Auftakt
Der Festakt mit geladenen Prominenten läutete zuvor in Bad Hersfeld traditionell das Freilicht-Theaterfestival ein. In diesem Jahr läuft es rund acht Wochen und endet am 18. August.
Die Landesregierung hat in den Vorjahren immer wieder betont: Die Festspiele seien ein "kultureller Leuchtturm", mit einer Strahlkraft weit über Hessen hinaus. Zugleich ist es Hessens ältestes Theaterfestival, in diesem Jahr ist es die 73. Auflage.
Rhein eröffnete die Festspiele
Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) eröffnete das Spektakel am Abend in Bad Hersfeld. Festreden hielten zudem Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) und Intendant Joern Hinkel. Auf der Gästeliste standen weitere Minister und Bundespolitiker.
Vor der Premiere gab es das traditionelle Promi-Schaulaufen auf Rotem Teppich vor der mittelalterlichen Klosterruine. Auf der Liste der eingeladenen Ehrengäste stand auch der "Tatort"-Kommissar Jan Josef Liefers, der Ehemann der Schauspielerin Anna Loos. Sie ist in der "Dreigroschenoper" in der Rolle der Prostituierten Jenny zu sehen.
"Die Dreigroschenoper" als Eröffnungspremiere
Der 1928 uraufgeführte Bühnen-Klassiker "Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht wurde für den Auftakt ausgewählt. Intendant Hinkel versprach Anfang Mai beim Probenbeginn: "Es wird eine bunte, schrille und wilde Gangsterballade mit viel Poesie und Humor, aber wenig Zeigefinger und Belehrung, dafür mit ganz viel Musik."
Der Inhalt: Rivalisierende Gangster-Banden und ein verschlagener Polizei-Chef geben die Rahmenhandlung. Im Kern geht es um eine heimliche Hochzeit und deren dramatische Folgen. Brecht wollte keine tragische Oper auf die Bühne bringen, sondern ein grelles Spektakel, das von schrägen Figuren lebt, von den inzwischen weltberühmten Songs und vor allem von alles beherrschender Komik.
Das Ensemble
Musikalisch weltbekannt ist "Die Moritat von Mackie Messer". Verkörpert wird der Verbrecher Macheath, genannt Mackie Messer, von Simon Zigah, der schon von 2006 bis 2009 in Bad Hersfeld auf der Bühne stand. Intendant Hinkel freut sich auf Zigahs besondere Ausstrahlung: "warmherzig und gefährlich" zugleich, wie er zum Probenauftakt sagte.
Besonders im Blickpunkt stehen auch Anna Loos und Lilo Wanders, die sich die Rolle der Jenny teilen. Loos ist unter anderem bekannt für ihre Auftritte in der ZDF-Krimireihe "Helen Dorn" und der Fernsehserie "Weissensee" (ARD), zudem hat sie schon Musical-Erfahrung ("Cabaret") gesammelt.
Während der Proben wurde bekannt, dass die Festspiele eine wichtige Rolle umbesetzen müssen. Der als Polizei-Chef Tiger-Brown eingeplante Aljoscha Stadelmann ("Harter Brocken", ARD) musste aus familiären Gründen passen. Seine Rolle übernimmt Oliver Urbanski, der bei einem anderen Festspielstück Regie führt.
Das Musical
Das Musical ist jedes Jahr das beim Publikum beliebteste Stück mit den größten Zuschauerzahlen. Zu sehen gibt es ab Samstag "A Chorus Line". Das Stück zählt zu den erfolgreichsten Musicals vom New Yorker Broadway. In Bad Hersfeld wird erstmals im deutschen Sprachraum eine Musical-Fassung gezeigt, nachdem die Lizenz aus den USA erteilt wurde.
Bekannt wurde "A Chorus Line" auch durch den Kinofilm aus den 1980er Jahren mit Michael Douglas in der Hauptrolle. Gezeigt wird darin der knallharte Auswahlprozess für ein Musical-Ensemble. Die Hauptrolle des berüchtigten Star-Choreografen Zach spielt in Bad Hersfeld Arne Stephan.
Das Folge-Programm
Auf dem insgesamt fünf Produktionen umfassenden Spielplan steht auch das Theaterstück "Wie im Himmel" (Premiere: 26. Juli). Inszenieren wird Intendant Hinkel persönlich. Zum Ensemble gehören unter anderen Henry Arnold, Jürgen Hartmann, Wolfgang Seidenberg, Brigitte Grothum und Thorsten Nindel.
Mit dabei ist auch Sandy Mölling. Die Sängerin (No Angels) war zuletzt im Jahr 2016 in Hersfeld zu Gast, als sie das Publikum mit ihrer Hauptrolle im Musical "My Fair Lady" begeisterte. Für den aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen Horst Janson haben die Festspiele noch keinen Ersatz bekanntgegeben.
In der Nebenspielstätte von Schloss Eichhof wird "Der Vorname" aufgeführt (Premiere: 12. Juli). In der Komödie nach der Regie von René Heinersdorff ist Alexandra Kamp zu sehen.
Als Familienstück gibt es "Das kleine Gespenst" (ab 28. Juni). Wegen des Vorjahreserfolgs wird es wieder aufgenommen. Für die Hauptrolle erhielt Sophia Euskirchen den Hersfeldpreis 2023. Die Jury begründete: Sie verkörpere die Titelfigur virtuos und überzeuge mit Witz, Esprit und ihrem Gesang.
Das Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm fällt aus finanziellen Gründen diesmal schmaler aus. Alexa Feser trat bereits vor dem offiziellen Festspielbeginn auf. Am 19. August gibt es noch ein Konzert der deutschen Elektropop-Band "Clockclock" ("Sorry", "Someone Else", "Over").
Karten
Tickets sind noch für fast alle Stücke zu bekommen. Für die Komödie "Der Vorname" im nur etwas mehr als 100 Plätze fassenden Schloss Eichhof sind nur noch Restkarten verfügbar.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 21.06.2024, 19.30 Uhr
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