Frankfurter sammelt Barbies "Ken ist nur ein Accessoire"
Sie ist die wohl berühmteste Puppe der Welt: Seit den 1960er-Jahren ist Barbie nicht aus den Kinderzimmern wegzudenken - oder wie im Fall von Ricardo aus dem Wohnzimmer. Der Frankfurter sammelt sie in all ihren Versionen und sieht in ihr gar ein feministisches Vorbild.
Wenn Kultpuppe Barbie im ersten Realfilm zwischen der Barbie World und der realen Welt hin- und herdüst, tut sie das in ihrer pinkfarbenen Corvette. Die ferngesteuerte Version des Sportflitzers steht schon längst bei Ricardo (vollständiger Name der Redaktion bekannt) im Wohnzimmer. Barbie und Ken sitzen darin, Ken natürlich auf dem Beifahrersitz.
Seit seiner Kindheit ist der 29 Jahre alte Frankfurter ein Barbie-Fan. Obwohl seine Eltern genervt davon gewesen seien, habe er sein Taschengeld in immer neue Puppen investiert.
"Das war in den Anfängen meiner Teenie-Jahre", erinnert sich Ricardo. "Da habe ich weniger mit ihnen gespielt. Ich wollte sie einfach haben und das, was sie ausstrahlen, bewundern."
Erst mal wird das Gesicht entfernt
Seine Faszination für Barbie ist bis heute geblieben. Rund 150 Figuren aus sechs Jahrzehnten bevölkern mittlerweile die Regale in Ricardos Wohnzimmer. "Das trägt so ein bisschen Geschichte in sich", findet er.
Auch die Barbies mit den Disco- und Western-Outfits, die Schauspielerin Margot Robbie im Film trägt, hat er schon zuhause. Nur sehen sie bei ihm nicht mehr so aus, wie sie aus dem Karton kommen.
"Ich richte zuerst das Haar, dann entferne ich das Gesicht und male es komplett neu", erklärt der Frankfurter. Wer genau hinschaut, kann das Lächeln von Margot Robbie im Gesicht der neuen Puppen erkennen.
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Barbies Fotostudio steht in Frankfurt
Vor allem die verschiedenen Outfits machen Ricardo Spaß. "Ich kann die Barbies kleiden, wie ich möchte - entweder ganz modern oder passend zu einer bestimmten Zeitepoche."
Er hat sogar ein kleines Fotostudio in seinem Wohnzimmer aufgebaut. Auf einem Tisch inszeniert und arrangiert er seine umgestalteten Barbies und Kens, setzt sie ins rechte Licht und fotografiert sie für seinen Instagram-Kanal.
"Die Frau spielt die Hauptrolle"
Jetzt, da der Barbie-Film in die Kinos kommt, wird wieder viel diskutiert: Transportiert Barbie nicht ein Frauenbild von vorgestern? Ist die pinke Glitzerwelt nicht ein schreckliches Klischee von Weiblichkeit und zudem ein Ausdruck des kapitalistischen Konsumterrors?
Tatsächlich blendet der Film von Regisseurin Greta Gerwig, der ab Donnerstag im Kino zu sehen ist, diese Kritik nicht aus. Stattdessen werden die Barbie-Klischees selbstironisch, fast satirisch überzeichnet. Am Ende steht Barbie gar als feministische Kämpferin da.
Für Ricardo war sie das schon immer. Er sei schon als Kind Feminist gewesen. "Ich fand es spannend, dass in der Barbie-Welt wirklich die Frau die Hauptrolle spielt." Ken dagegen sei nur ein Accessoire. "Barbie funktioniert ohne Ken, aber Ken nicht ohne Barbie", sagt er.
Puppe als Projektionsfläche
Damit beschreibt Ricardo genau den Frust der Film-Kens: Sie sind es leid, immer "nur Ken" zu sein. In seiner Sammlung werden sie zumindest gleichbehandelt: Auch die Männer haben eine Schönheitsbehandlung verpasst bekommen.
Der 29-Jährige hat ihnen Brusthaare, verschiedene Bärte und bunte Tattoos aufgemalt. "Ich selbst tätowiere mich nicht, sondern lasse das durch die Puppen leben." Genau das sei eine der Botschaften von Barbie, findet er: "dass man auf die Puppen das projiziert, was man sich in seiner Fantasie vorstellt, das man aber selbst nicht realisieren kann oder will".
Sendung: hr-fernsehen, maintower, 19.07.2023, 18 Uhr
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